
Abenteuer locken im Kreis Neu-Ulm auch direkt vor der eigenen Haustüre

Plus Beim zweiten Aktionstag der ILE-Region Iller-Roth-Biber gab es per Shuttle-Bus und Radtour Kultur und Natur zu erleben. Unsere Redaktion ist mitgefahren.
Die besten Abenteuer sind jene, die unerkannt vor der Haustüre liegen: Wer weiß schon von Nähr- und Tränkgärten für Insekten, ist auf einem Barfußpfad gelaufen, hat sich im Klettern versucht oder schon gefragt, was es mit dem Turm beim Museum der Gartenkultur auf sich hat? Auf diese Fragen und mehr gab es gestern, am zweiten Aktionstag der ILE-Region Iller-Roth-Biber, von früh bis spät reichlich Antworten.
Für die Teilnahme am Familien- und Freizeittag galt es schon mal eine Grundsatzentscheidung zu treffen: entweder per Drahtesel mit den Berg- und Radfreunden Au durchs Ried zum Bildungs- und Walderlebniszentrum in Roggenburg oder dazu den kostenlosen Shuttle-Bus nutzen. Wer sich für Letzteres entschied, hatte zudem die Möglichkeit, am „Umsteige-Busbahnhof“ Buch eine Tour nach Oberroth und Kellmünz anzuhängen.
Die Radler waren nur zu dritt, die Busse wurden nachmittags voller
Die Frühstarter waren aber die Radler um Helmut Zettl, Vorsitzender der Berg- und Radfreunde Au, die zu dritt auf ihrer rund 30 Kilometer langen Tour nach Roggenburg mit einzelnen Haltestationen antraten. Für ältere Kinder wäre es bestimmt interessant gewesen, bedauerte Zettl die geringe Teilnahme. Der im Halbstundentakt organisierte Shuttle-Verkehr startete am Illertisser Bahnhof um 10.30 Uhr am Busbahnsteig zwei. Am Steuer saß Marco Leuci und niemand stieg zu. Doch er zeigte sich zuversichtlich und fand das Wetter ideal: „Das wird schon noch werden, etwas Unsicherheit gibt es immer.“ Sechs Fahrer des örtlichen Busunternehmens teilten sich die Fahrten den Tag über auf. Tatsächlich warteten dann am Festplatz Joachim Andritschke und die sechsjährige Anna, um mitzufahren. Sie wollten die Römer in Kellmünz kennenlernen und sich auf der Rückfahrt noch mit Cousin Simon bei den Bienen im Illertisser Schloss treffen.

Die Route führte zunächst an Zusteige- und Erlebnis-Haltestellen wie der Illertisser Jugendfreizeit- und Kletteranlage gegenüber dem Festplatz, vorbei an der Schlossallee fürs Bienen- und Illertissen-Museum sowie der Jungviehweide für Museumsgärten und Baumpfad nach Buch als Verkehrs-Drehkreuz. Dort trafen sie auf einen anderen Vater mit Kind und ähnlichem Ziel, sodass nach dem Umsteigen in den Pendelbus Süd bereits bei der ersten Tour schon mehrere Fahrgäste befördert wurden. Der Pendelbus Nord aus Illertissen hingegen schlug die Richtung Roggenburg ein.
In Roggenburg war rund um das Kloster viel geboten
Rund ums Kloster war so viel Interessantes geboten, dass sich damit schon ein ganzer Tag hätte füllen lassen: Bastelarbeiten und Kräuterwissen, Barfußlaufen und Atemübungen zum Durchatmen, ein Museumssuchspiel, Informatives zum Regenwurm oder besonders spannend: eine Miniköhlerei, wo die in einer Blechdose eingeschlossenen Aststücke in einer Feuerschale zu Zeichenkohle verkohlt wurden. Dwayne Donaldson war mit seiner Mutter Andrea aus Amstetten auf der Schwäbischen Alb zum Urlaubmachen nach Roggenburg und Illertissen gekommen und zeigte begeistert seine Kohlezeichnungen.
Wer noch mehr solcher Aktivitäten kennenlernen wollte, musste sich geradezu losreißen. Denn auch in Buch hatte die Volkshochschule einen Querschnitt aus ihrem Programmheft vorbereitet: Hier konnten Illersteine bemalt werden, aber auch Hula-Hoop-Reifen und Aroha-Fitness gehörten zu den trendigen Angeboten.

Der Pendelbus Süd von Buch nach Kellmünz ins Römerkastell machte Zwischenstopp an der neuen Freizeit- und Erholungsanlage „Mensch & Natur“ in Oberroth. Wassertreten und weitere Vergnügungen im kühlen Wasser sorgten für Abkühlung, es gab Brotzeitangebote und eine Tombola, wobei die kleine Anna Hahn ein Baustellenradio gewann. Bürgermeister Willibold Graf freute sich, dass die vor zwei Jahren fertiggestellte Anlage nach der Corona-Zeit nun endlich aufgesucht werden könne.
Im Wald bei Illertissen gab es Gedichte und Lieder zu hören
Aus dem Rothtal ging es über Buch im Pendelbus Nord wieder zurück nach Illertissen. Auch der Halt auf der Jungviehweide erschien lohnend: auch für einen Rundblick über die Gartenanlagen in den Turm gegenüber dem Museum der Gartenkultur. Oder fünf Gehminuten entfernt am Waldrand, wo der Baum- und Kunstpfad mit seiner Poesie lockte. Förster Bernd Karrer von der Bayerischen Forstverwaltung und zugleich nebenamtlicher Kirchenmusiker ergänzte seinen Rundgang vorbei an märchenhaft anmutenden Flecken um Waldgedichte und Waldlieder, die er auf einem kleinen Akkordeon begleitete.
Der letzte Runde im Pendelbus endete um 18.30 Uhr am Illertisser Busbahnhof. Doch schon davor zeichnete sich ab, dass sich die sieben ILE-Gemeinden mit dem Familien- und Freizeittag in ihren Anliegen ein Stück nähergekommen sind: Allein geografisch, indem ab Mittag die Busse voller und Leute aus der Landkreismitte in den Süden und umgekehrt fahren wollten. So machten die befreundeten Familien Blanarsch und Blum aus Roggenburg und Pfaffenhofen zu acht einen Kleinbus voll und genossen ihren Ausflug zur Freizeitanlage Illertissen von der ersten Minute an. Oder Melanie Winkler mit Kilian, Rafael und Helena aus Kellmünz und Brigitte Heudorfer mit Tabea und Lukas aus Osterberg, die gemeinsam zu den Freizeitangeboten nach Buch fuhren und abends noch das Sommerfest in Osterberg „mitnehmen“ wollten.
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