Fünf neue Radwege führen zu "Perlen" am bayerischen Iller-Ufer
Fünf neue Fuß- und Radwege im Kreis Neu-Ulm und im Unterallgäu sollen die Untere Iller leichter zugänglich machen. Es gibt schon Ideen für den nächsten Schritt.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird aus der Wasserkraft der Iller Energie gewonnen. Der Fluss wurde dafür verlegt. Das künstliche Flussbett hat dazu beigetragen, den Donauzufluss von den Menschen zu entfernen. So sieht es der Kellmünzer Bürgermeister Michael Obst. Die Iller wird renaturiert, erste Projekte laufen. Die Iller soll aber auch auf andere Weise leichter zugänglich werden. In sieben Orten in den Landkreisen Neu-Ulm und Unterallgäu sind Routen für Fußgänger und Radfahrerinnen eingerichtet worden, jede hat einen thematischen Schwerpunkt. Alle sind an den Iller-Radweg angeschlossen und bieten allen, die dort unterwegs sind, die Chance auf Abstecher. Zwei Besonderheiten sind schon entstanden, eine dritte folgt noch in diesem Jahr. Kommt später eine zusätzliche Attraktion?
Bei einer Abschlussveranstaltung in der Erholungsanlage Kellmünzer See haben Bürgermeister der beteiligten Kommunen sowie Verantwortliche des Energiebetreibers LEW und für das Förderprojekt Leader auf die nun vollendeten Rundwege angestoßen. Sie werden in erster Linie als Radwege beworben, könne aber auch zu Fuß erkundet werden. Das Gemeinschaftsprojekt soll Naherholung und Tourismus fördern, aber auch die Zusammenarbeit zwischen den Kommunen am Fluss und der LEW stärken. Das sei gelungen, findet Martin Glink, Geschäftsführer von LEW Wasserkraft: "Das ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit aller Anlieger am Fluss."
EU-Geld für Routen in Vöhringen, Illertissen, Altenstadt und Kellmünz
Hinweistafeln stellen die Routen samt ihrer Besonderheiten vor, es gibt Flugblätter und das Internetportal untere-iller.de, auf der Neugierige die Strecke im Luftbild ansehen können. Teil des Projekts sind auch die 2022 eröffnete Ernst-Wüst-Brücke, die in Altenstadt über den Illerkanal führt, und ein treppenartiger Iller-Zugang auf Höhe Fellheim. Eine weitere Abflachung soll noch in diesem Jahr am Radweg bei der Erholungsanlage am Kellmünzer See angelegt werden. An diesen Orten sollen die Menschen dem Wasser nicht nur näher kommen, sondern auch hineinsteigen können. Bürgermeister Michael Obst glaubt, dass nur wenige Leute bereits in der Iller geschwommen sind, die vor allem als Energie-Fluss wahrgenommen werde. Als Badestellen werden die beiden Zugänge nicht ausgewiesen – die Anforderungen für die Kommunen wären zu hoch, sagt Obst.
400.000 Euro hat das Ausarbeiten und Beschildern der Strecke gekostet, gut 60 Prozent kommen aus dem Leader-Fördertopf. Von diesen 241.000 Euro werden 78 Prozent von der Europäischen Union getragen, der Rest vom Freistaat Bayern. Die LEW steuert einen Teil bei. Das Geld kommt aus den Einnahmen durch den Naturstrom-Tarif, der die Unterstützung ökologischer Projekte in Schwaben vorsieht. Die verbleibenden Mittel übernehmen die beteiligten Kommunen. Sie lieferten dem auf Radverkehr spezialisierten Planungsbüro Topplan aus Wald im Ostallgäu Anregungen zu Sehenswürdigkeiten, das Büro arbeitete auf dieser Grundlage die fünf Themenrundwege aus. Alle beginnen am Iller-Radweg, der überwiegend am baden-württembergischen Ufer verläuft. Marie Feitisch, Projektverantwortliche bei LEW, betont: "Es ging darum, an der Unteren Iller die Perlen herauszupicken." Das sei gelungen. Ihr Kollege Ralf Klocke hat eine weitere Idee: Die Kommunen könnten auf die Leader-Förderung aufbauen und weitere Vorhaben in die Wege leiten, schlägt er vor. Etwa einen Übergang über die Iller. Klocke verweist auf die Hängebrücke bei Legau im Unterallgäu, die er als "Leuchtturmprojekt" bezeichnet.
Fünf neue Radwege in sieben Städten und Gemeinden an der Unteren Iller
Das sind die fünf Routen:
- Die Erlebnisrunde Buxheim mit dem Namen "Zur Ruhe kommen an der Unteren Iller" ist 3,1 Kilometer lang und beginnt am Iller-Radweg auf Höhe der Illerstraße. Sechs nahegelegene Wanderwege werden zusätzlich beworben.
- Die Erlebnisrunde Fellheim-Pleß mit dem Namen "Geschichte des Doppeldorfes an der Unteren Iller" ist 7,9 Kilometer lang. Vom Iller-Radweg aus ist sie auf Höhe der Verlängerung des Auwaldwegs in Pleß und auf Höhe der Kirchdorfer Straße in Fellheim erreichbar.
- Die 13 Kilometer lange Erlebnisrunde Kellmünz Altenstadt wird mit den Titeln "Kellmünz: Römische Geschichte an der Unteren Iller" und "Altenstadt: Lebendige Geschichte an der Unteren Iller" beschrieben. Der Zugang vom Iller-Radweg aus ist an der Illerbrücken möglich.
- Die Erlebnisrunde Illertissen trägt den Namen "Bienenvölker an der Unteren Iller", ist 15,9 Kilometer lang und beginnt am Iller-Radweg auf der Dietenheimer Seite an der Brücke gegenüber Dornweiler.
- Die Erlebnisrunde Vöhringen trägt den Namen "Spielen – Genießen – Erholen an der Unteren Iller". Sie ist 7,1 Kilometer lang und vom Iller-Radweg aus am Wanderparkplatz an der Brücke nach Illerrieden zugänglich.
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