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Eishockey: Keine Werbung beim Diktator

Eishockey

Keine Werbung beim Diktator

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    Schon bei der WM 2019 in der Slowakei prangte der Schriftzug von Liqui Moly wie hier zwischen dem Spiel zwischen Deutschland und Tschechien auf den Banden und den Trikots der Spieler. Nach dem Aus für Belarus als Austragungsort bleibt das Ulmer Unternehmen an Bord.
    Schon bei der WM 2019 in der Slowakei prangte der Schriftzug von Liqui Moly wie hier zwischen dem Spiel zwischen Deutschland und Tschechien auf den Banden und den Trikots der Spieler. Nach dem Aus für Belarus als Austragungsort bleibt das Ulmer Unternehmen an Bord. Foto: infront

    Der Eishockey-Weltverband IIHF war in den vergangenen Tagen auch wirtschaftlich immer stärker unter Druck geraten wegen seiner Absicht, die Weltmeisterschaft vom 21. Mai bis 6. Juni dieses Jahres auch im belarussischen Minsk zu veranstalten. Unter anderem hatte das Ulmer Unternehmen Liqui Moly angekündigt, als Großsponsor auszusteigen, wenn das Turnier tatsächlich im Land des Diktators Alexander Lukaschenko gespielt wird. Skoda und Nivea hatten ebenfalls mit Rückzug gedroht. Das zeigte fast postwendend Wirkung. Noch am Montagabend nahm der Weltverband Belarus das Turnier weg. Zur Begründung hieß es nach einer Videokonferenz des Exekutiv-Komitees, diese Entscheidung sei unvermeidlich gewesen „aus Sicherheitsgründen, die außerhalb der IIHF-Kontrolle liegen“.

    In einer Pressemitteilung des Ulmer Herstellers von Motorenölen und Additiven wurde zuvor festgestellt: „Liqui Moly setzt sich für Fairness, Respekt, Freiheit sowie den Schutz und die Achtung der Menschenrechte ein. Die aktuelle Lage in Belarus sowie die Politik der dortigen Regierung – allem voran der Umgang mit Demonstrierenden und offensichtliche Verstöße gegen Menschenrechte in Belarus – widersprechen den Überzeugungen und Werten von Liqui Moly zutiefst.“ Die Entscheidung eines möglichen Rückzugs wurde deswegen in der Führungsebene des Unternehmens einvernehmlich getroffen – natürlich unter Einbeziehung von Geschäftsführer Ernst Prost.

    Das Exekutivkomitee des Eishockey-Weltverbandes hat daraufhin bereits bei der turnusmäßigen Videokonferenz am Montagabend Fakten geschaffen. Eigentlich sollte dabei lediglich ein Treffen Ende des Monats vorbereitet werden, aber natürlich wurde musste bei dieser Gelegenheit auch über den drohenden Rückzug der drei Großsponsoren geredet werden. Die lettische Hauptstadt Riga ist nach dem Aus für Minsk als Austragungsort und Co-Ausrichter nach wie vor gesetzt, als Alternativen zur ursprünglichen Planung sind eine WM nur in Lettland, in Dänemark oder in der Slowakei im Gespräch. Spätestens in einer Woche soll es nun Klarheit darüber geben, wo gespielt wird. Das deutsche Team hätte seine Vorrundenspiele nach bisheriger Planung in Riga ausgetragen.

    Unter anderem der deutsche Außenminister Heiko Maas hat bereits zuvor gefordert, Belarus die WM zu entziehen. Der Druck aus der Politik allein war aber wohl nicht stark genug. IIHF-Präsident Rene Fasel hat noch vor einer Woche Machthaber Lukaschenko besucht und mit einer Umarmung mit dem Diktator für Irritationen gesorgt. Später hat sich der Schweizer für diese Geste entschuldigt. Das bisherige Festhalten an Belarus als Austragungsort begründete er mit den finanziellen Risiken angesichts geltender Verträge. Spätestens seit der Ausstiegsdrohung von Liqui Moly, Skoda und Nivea war klar, dass die finanziellen Konsequenzen eines Augen-zu-und-durch-Kurses noch weit dramatischer gewesen wären.

    Liqui Moly nennt zwar keine Zahlen, aber allein beim Ulmer Unternehmen dürfte es um eine mindestens sechsstellige Summe gehen. Der Hersteller von Motorenölen und Additiven engagiert sich seit vielen Jahren stark im Sportsponsoring – nicht nur, aber auch im Eishockey. So ist Liqui Moly einer der wichtigsten Geldgeber des DEL-Klubs Eisbären Berlin. Daneben unterstützt das Unternehmen unter anderem Ratiopharm Ulm in der Basketball-Bundesliga sowie zahlreiche Wintersportler, wie etwa die Skispringer. (mit dpa)

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