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Hintergrund: Die Lehman-Pleite

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Hintergrund: Die Lehman-Pleite

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    Hintergrund: Die Lehman-Pleite
    Hintergrund: Die Lehman-Pleite Foto: DPA

    Dieser Tag markierte das Ende der Wall Street wie man sie über Jahrzehnte kannte sowie eine dramatische Zuspitzung der Finanzkrise, mit der die gesamte Weltwirtschaft ins Chaos zu stürzen drohte.

    An diesem frühen Montagmorgen hatte sich die Zahl der großen unabhängigen Investmentbanken im Herzen des amerikanischen Finanzkapitalismus auf einen Schlag halbiert: Lehman kündigte einen Insolvenzantrag an, der Konkurrent Merrill Lynch die Übernahme durch die Bank of America.

    Vorangegangen war ein dramatisches Wochenende, an dem rund um die Uhr um die Rettung von Lehman Brothers gerungen wurde. Die US-Regierung machte schnell klar, dass sie eine Lösung durch die Finanzbranche selbst sehen wollte, favorisiert wurde eine Übernahme von Lehman durch die Bank of America. Die Lage der 1850 von deutschen Auswanderern gegründeten Investmentbank war jedoch so schlecht, dass die Kaufinteressenten massive staatliche Garantien verlangten.

    In dieser Situation witterte der Chef des Konkurrenten Merrill Lynch, John Thain, die Chance, die Zukunft seines Instituts zu sichern. Noch am Rande der Lehman-Verhandlungen fädelte er Gespräche mit der Bank of America ein, die schnell in einen Deal mündeten. Das Schicksal von Lehman Brothers war damit endgültig besiegelt.

    Das Problem von Lehman waren vor allem die hohen Bestände an faulen Krediten und Wertpapieren. Die Investmentbank bekam am Kreditmarkt kein Geld, weil Geschäftspartner schon ihre Pleite befürchteten. Ein abgestürzter Aktienkurs und die Absenkung der Kredit-Ratings machten zudem die Aufnahme von frischem Kapital noch teurer.

    Die Investmentbanken waren über Jahrzehnte der Inbegriff der Wall Street - sie gingen riskante Geschäfte ein und verdienten dank minimaler Anforderungen zum Beispiel an die Kapital-Polster besonders prächtig daran. Mit der Immobilien- und Finanzkrise waren sie jedoch gerade dadurch besonders bedroht. Im März hatte bereits die fünftgrößte Investmentbank der Wall Street, Bear Stearns, mit einem Notverkauf an die Großbank J.P. Morgan Chase gerettet werden müssen.

    Die Pleite von Lehman schickte Schockwellen rund um den Globus wie sie auch die US-Behörden nicht erwartet hatten. Vor allem war das Vertrauen am Finanzmarkt endgültig dahin. Die Banken wollten einander überhaupt kein Geld mehr leihen, weil niemand mehr sicher war, es zurückzubekommen. Wenn schon ein Schwergewicht wie Lehman fallengelassen wurde, kann das jedem passieren, lautete das Argument.

    Um das eingefrorene Kreditgeschäft wieder in Gang zu bringen, spülten Notenbanken Unmengen von Liquidität in den Markt, die Regierungen schnürten hunderte Milliarden Euro und Dollar schwere Banken-Rettungspakete.

    Die US-Entscheidung, Lehman nicht notfalls auch mit Staatsgeld zu retten, galt bald als tragischer Fehler. Die Bundesregierung stand wenige Wochen darauf vor einem ähnlichen Dilemma bei dem Immobilienfinanzierer HRE und griff ihm schließlich unter die Arme.

    Die beiden verbliebenen großen New Yorker Investmentbanken - Goldman Sachs und Morgan Stanley - gaben nur eine Woche nach der Lehman-Pleite ihren Sonderstatus auf und willigten ein, sich den Regeln für gewöhnliche Geschäftsbanken zu beugen.

    Der Bank of America und John Thain brachte ihr Überraschungs-Deal kein Glück. Zum Jahresende präsentierte Merrill Lynch plötzlich einen zusätzlichen Verlust von rund 20 Milliarden Dollar, Thain musste sein Büro in der Top-Etage der Bank of America räumen.

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