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Flaschenmütter erzählen: „Wer nicht stillt, wird schief angesehen“

Flaschenmütter erzählen

„Wer nicht stillt, wird schief angesehen“

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    Für mich war schon während der Schwangerschaft klar, dass ich mein Baby stille, schon allein, weil es irgendwie erwartet wird. So, dann war der Tag da, meine Tochter wurde geboren. Ziemlich schnell habe ich gemerkt, wie unwohl ich mich beim Stillen fühlte. Ich wusste nicht genau, wie man sie richtig ansetzt, es wurde mir natürlich von mehreren Hebammen gezeigt.

    Ich habe viel geweint und mich einfach schlecht gefühlt

    Meine Tochter schrie jedes Mal nach ein paar Minuten. Der Milcheinschuss war zu wenig. Mir wurde gesagt, ich müsse Geduld haben, es würde besser werden. Also habe ich mein Kind alle zehn Minuten angelegt, mittlerweile waren 24 Stunden nach der Geburt um. Ich hatte mittlerweile richtig Schmerzen, und Geduld hatte ich auch keine mehr. Ich habe viel geweint und habe mich einfach schlecht gefühlt. Es fühlte sich alles so falsch an.

    Ich war maßlos überfordert, mein Kind schreit, weil es Hunger hat und ich kann nicht helfen. Also setzte ich mich über den Druck der Hebamme hinweg und habe mich schon zwei Tage nach der Geburt dafür entschieden, nicht weiterzumachen und mit Flasche aufzuziehen. Ich habe mich wohler gefühlt, mein Kind war satt, ich hatte keine Schmerzen. Und ein zusätzlicher positiver Aspekt: Der Papa kann auch mal nachts aufstehen. 

    Stillmütter sagen nur abwertend "aha"

    Allerdings merke ich schon den Druck von außen. Stillen ist ein Trend. Wer nicht stillt, wird schief angeguckt. Stillmütter sagten nur abwertend „aha“, wenn sie erfuhren, dass ich die Flasche gebe. Dann kam kein Gespräch mehr zustande. Sie interessierten sich gar nicht für meine Geschichte.  Ich habe dauernd das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen, und alleine zu sein. Ich habe nur Kontakt mit einer Mutter, die gibt auch die Flasche. Überall heißt es immer, was ist, wenn man stillen möchte. Was aber ist, wenn das nicht funktioniert, darüber erfährt man nichts. (lea)

    Dieser Text ist ein Teil unseres Wochenend-Journal-Schwerpunktes "Kampfzone Mutterbrust" zum Thema Nicht-Stillen. Mehr als 50 Frauen aus der Region haben sich daran beteiligt und ihre Geschichten erzählt. Die weiteren Gesprächsprotokolle finden Sie unter

    Kampfzone Mutterbrust: Harter Streit um die Milch fürs Baby 

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