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Ursberg: Abgrund, Verdrängen, aber auch Mut

Ursberg

Abgrund, Verdrängen, aber auch Mut

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    Dr. Theo Waigel am Ursberger Denkmal für die Gefallenen und die Opfer der Euthanasie. Dieses wurde im Jahr 2004 nach einem Entwurf eines Münchner Künstlers errichtet.
    Dr. Theo Waigel am Ursberger Denkmal für die Gefallenen und die Opfer der Euthanasie. Dieses wurde im Jahr 2004 nach einem Entwurf eines Münchner Künstlers errichtet. Foto: Peter Bauer

    Im Duden-Fremdwörterbuch wird der Begriff Euthanasie mit „leichter Tod“ umschrieben. Das Kürzel „gr“ deutet an, dass der Begriff Euthanasie aus dem Griechischen stammt. Diese dürren Fakten lassen das, was Euthanasie während der Naziherrschaft bedeutete, kaum erahnen. Das Verbrechen der Euthanasie steht für einen beispiellosen Zivilisationsbruch. Rund 200000 Menschen mit Behinderung wurden von den Nazis umgebracht, davon entfielen 800 auf den heutigen Kreis Günzburg, etwa je zur Hälfte auf die damalige Heil- und Pflegeanstalt Günzburg und auf die Anstalten der St. Josefskongregation Ursberg. Die Opfer wurden aus Ursberg und Günzburg verschleppt. Es gab sechs Tötungsanstalten. Die Opfer wurden vergiftet, vergast oder starben durch Verhungern. Kaufbeuren und Irsee waren ein Zentrum der Euthanasie im Süden Bayerns. Bei der offiziellen Gedenkveranstaltung des Bayerischen Landtages und der Stiftung Bayerische Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus rückt auch dieses beispiellose Verbrechen in den Fokus. Die Veranstaltung findet am Freitag, 26. Januar, in Ursberg statt. Zeit seines Lebens sehr bewegt hat diese Thematik den früheren Bundesfinanzminister Dr. Theo Waigel, der aus dem Ursberg benachbarten Oberrohr stammt. In unserem Interview spricht Waigel, Jahrgang 1939, darüber, wie die schrecklichen Geschehnisse in der Nachkriegszeit regelrecht verdrängt wurden. Aber es habe immer wieder auch Menschen gegeben, die den Mut hatten, sich den Nazis entgegenzustellen. Waigel betont die nach wie vor große Bedeutung von Gedenktagen. Dahinter stehe nicht zuletzt der Wunsch, den Ermordeten ihre Würde zurückzugeben.

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