
Karl Heidingsfelder ist seit 60 Jahren ein "Priester auf Augenhöhe"

Plus Wie Pfarrer Karl Heidingsfelder die Corona-Krise erlebt und was ihm auch nach 60 Jahren Priesteramt wichtig ist.
Vor dem Gespräch mit dem Protagonisten dieser Geschichte gilt es noch etwas zu klären: „Ist die Rubrik ‘Mittelschwäbische Geschichten‘ überhaupt passend für mich“, fragt Pfarrer Karl Heidingsfelder augenzwinkernd. Er sei schließlich ein gebürtiger Oberpfälzer. Beantwortet wird die Frage spätestens dann, wenn man sich die Biografie des Geistlichen anschaut. Geboren am 14. März 1933 in Amberg, Studium und Priesterweihe in Regensburg, wurde er nach diversen Pfarrstellen im Jahr 1984 Seelsorger im Dominikus-Ringeisen-Werk in Ursberg.
Seither fühlt er sich sehr wohl in Mittelschwaben. Mit seiner Pfarrhaushälterin Gerda Minta lebt er seit vielen Jahren in Thannhausen. Und dort verbringt er gerade auch die meiste Zeit. Denn das Krumbad, wo er seit über 20 Jahren als Kurseelsorger tätig ist, hat aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen. Damit entfällt auch die Feier des sonntäglichen Gottesdienstes in der dortigen Hauskapelle. Über die Jahre habe sich dort eine sogenannte Personalgemeinde gebildet. „Die Menschen kommen aus ganz unterschiedlichen Orten zum Gottesdienst ins Krumbad“, sagt Heidingsfelder. Und diese Gemeinde fehle ihm. Aber bei seinen Hausgottesdiensten, die er daheim feiert, halte er zu den Gläubigen eine geistliche Verbindung im Gebet, sagt er.
Auch Pfarrer Karl Heidingsfelder trifft die Corona-Krise
Ändern könne man an der aktuellen Situation leider nichts, und er gehe konform mit den notwendigen Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. „Dabei geht es nicht zuletzt um Solidarität gegenüber anderen Menschen. Wir müssen uns und andere schützen“, sagt er. Auch wenn es ihn persönlich schmerzt, beispielsweise seine Schwester, die in einer Wohneinrichtung des Dominikus-Ringeisen-Werks lebt, gerade nicht besuchen zu können.
„Natürlich würde ich sie gerne in den Arm nehmen, aber aktuell geht das nicht und das nehme ich als gegeben hin.“ Immerhin biete eine Krise auch immer eine Chance, sich auf sich selbst zu besinnen und darüber nachzudenken, was einen im Leben trage, was einem Halt gebe.

Über diese Fragen hat Karl Heidingsfelder in den letzten Jahren auch ganz ohne Coronakrise mit vielen Menschen gesprochen. In seiner Tätigkeit als Seelsorger war es ihm wichtig, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. „Ich wollte nie ein Pfarrer sein, der von oben herab spricht und Vorschriften macht. Ich möchte lieber gemeinsam mit den Menschen und für die Menschen da sein.“
Dabei versuche er, sich am Geiste Jesu zu orientieren und in seinem Sinn die Aufgaben als Pfarrer zu tätigen. Vor ein paar Tagen habe er einen bemerkenswerten Satz von Benediktiner-Abt Johannes Eckert gelesen: „Das einzige liturgische Gewand Jesu ist die Schürze.“ Das habe er sich aufgeschrieben. „Für mich bedeutet das, das Wort Gottes als Dienst für die Menschen aufzufassen. Das Ziel sollte nicht nur sein, in den Himmel´ zu kommen, sondern auch, alles dafür zu tun, dass es den Menschen hier und heute gut geht.“
Kurseelsorger des Krumbads feierte Jubiläum wegen Corona im kleinen Kreis
Dazu gehöre auch, Menschen so anzunehmen, wie sie sind. „Ich bin mir sicher, Jesus wollte keinen perfekten Menschen. Er ist auf jeden zugegangen.“ Für Karl Heidingsfelder bedeutet das, keinen Menschen auszugrenzen. Hier stehe die Kirche noch vor vielen Herausforderungen, auch wenn Papst Franziskus hier gute Impulse setze und Veränderungen anstoße.
Auch in der Rückschau auf seine 60-jährige Tätigkeit als Priester habe sich vieles verändert. „Das angstmachende Gottesbild ist weitgehend verschwunden. Der liebende und barmherzige Gott steht mehr im Vordergrund“, sagt Karl Heidingsfelder und zitiert den kürzesten Satz der Bibel aus dem Johannesbrief: „Gott ist Liebe.“ Das Evangelium sei keine Droh-, sondern eine Frohbotschaft. Und wenn die Gläubigen froh und gestärkt aus dem Gottesdienst herausgingen, dann habe er sein Ziel erreicht.
Was ihn in seiner langjährigen Tätigkeit auch persönlich weitergebracht hat, sind die vielen Begegnungen mit Menschen in seinen Exerzitienkursen. „Im kleinen Kreis die Frohe Botschaft weiterzugeben, darüber ins Gespräch zu kommen, diese Erfahrungen möchte ich nicht missen. Ich bin nach diesen Tagen immer mit einem guten Gefühl heimgefahren“, erinnert er sich.
Die Feier seines runden Priesterjubiläums ist im letzten Jahr ebenfalls der Pandemie zum Opfer gefallen. Im kleinen Kreis der Ursberger Schwestern konnte er das Jubiläum dennoch begehen. Ob das Fest, wie ursprünglich geplant, in diesem Jahr nachgeholt werden kann? „Diesbezüglich möchte ich noch keine Prognose abgeben“, sagt Pfarrer Heidingsfelder. Viel wichtiger als ein großes Fest sei für ihn ohnehin, dass er nach wie vor für die Menschen da sein könne, sie begleiten und in ihrem Glauben froh machen könne – hier in seiner Wahlheimat Mittelschwaben.
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