
Ämterfusion Krumbach-Mindelheim: Heftige Debatte im Unterallgäu

Unterallgäuer Politiker setzen sich für den Erhalt der Landwirtschaftsschule in Mindelheim ein. Jetzt hat Ministerin Kaniber ein Gespräch zugesagt.
Die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Krumbach und Mindelheim werden zum 1. Oktober zusammengelegt. Das klingt beim ersten Hinhören wohl für so manchen zunächst unspektakulär. Doch mittlerweile hat sich insbesondere im benachbarten Unterallgäu eine brisante politische Diskussion entwickelt, die auch in Krumbach intensiv verfolg wird.
Wo wird der Hauptsitz des neuen Amtes sein? Rund 85 Mitarbeiter sind es in Krumbach, etwa 30 weniger in Mindelheim. Wer wird neuer Amtsleiter?
Was mittlerweile viele Politiker im Unterallgäu bewegt – und etliche haben in diesem Zusammenhang einen Brief an Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) unterzeichnet: Was wird aus der Mindelheimer Landwirtschaftsschule?
Nun wurde bekanntgegeben, dass Landwirtschaftsministerina Kaniber den Unterallgäuer Landrat Alex Eder (Freie Wähler) und die Unterzeichner des Briefs vom 27. Juli in Sachen Landwirtschaftsschule Mindelheim zu einem Gespräch nach München einlädt. Voraussichtlich Anfang September soll es stattfinden, teilte das Landwirtschaftsministerium mit. Druck machte auch die Unterallgäuer SPD/FDP-Kreistagsfraktion. Sie beantragt eine Sondersitzung des Kreistags. Darin soll dieser eine Resolution verfassen des Tenors: Die Schließung wird „strikt“ abgelehnt. Landrat Eder soll Verhandlungen mit Ministerin Kaniber führen, um die Schule langfristig zu erhalten.
Für die Studierenden der Landwirtschaftsschulen sei schnelle Erreichbarkeit von zentraler Bedeutung. Sie seien oft an ihren elterlichen Betrieb gebunden.
Der Studiengang dauert bis 2022
Die Landwirtschaftsschule Mindelheim, Abteilung Landwirtschaft, wird im Herbst ein erstes Semester eröffnen, der dreisemestrige Studiengang dauert dann bis 2022. Die Abteilung Hauswirtschaft an der Landwirtschaftsschule in Mindelheim bleibt, ebenso die Weiterbildungsmaßnahmen für die Nebenerwerbslandwirte über das Bildungsprogramm Landwirt (BiLa).
In Schwaben hatten in den vergangenen beiden Jahren mit Ausnahme von Wertingen alle Landwirtschaftsschulen, Abteilung Landwirtschaft unter 20 Studierende im 1. Semester. Die Studierendenzahl im 3. Semester in Mindelheim lag in den vergangenen beiden Jahren bei jeweils 15. „Deshalb wurde entschieden, dass von den fünf Landwirtschaftsschulen, Abteilung Landwirtschaft in Schwaben zwei Schulen (Augsburg und Mindelheim) geschlossen werden“, so Ministeriumssprecher Peter Issig.
Zukünftige Schulstandorte sind Wertingen, Kaufbeuren und Kempten. Für die Schließung des Standortes Mindelheim und Augsburg war neben der Schülerzahl auch die räumliche Zuordnung und Erreichbarkeit der anderen Standorte entscheidend.
Die verbleibenden drei Schulen in Schwaben würden sich auf die neue Situation entsprechend einstellen. So werde Kaufbeuren den Unterricht zum Ackerbau verstärkt für die zukünftigen Studierenden aus Mindelheim anpassen.
Ein Gespräch ist mit allen Unterzeichnern geplant
Den Kontakt zur Ministerin hatte auch Kabinettskollege Klaus Holetschek (CSU) hergestellt. Kaniber hatte Holetschek zugesagt, dass es ein Gespräch mit allen Unterzeichnern des von Landrat Eder aufgesetzten Briefes geben werde. Darunter sind Vertreter aus der Politik und Landwirtschaft. Holetschek hatte nicht unterschrieben. Gegenüber Eder erklärte der Memminger Abgeordnete, für ihn sei „das Gespräch natürlich das Zielführende“. Dies würden auch die Landräte Hans Reichhart (Günzburg) und Thorsten Freudenberger (Neu-Ulm) so sehen, die auch nicht unterschrieben haben. Den schriftlichen Appell von Landrat Eder an die Ministerin, die Schließung der Schule nicht zu vollziehen, haben 22 Unterstützer unterzeichnet.
Der Landtagsabgeordnete Bernhard Pohl (Freie) hat sich unterdessen gegen eine in einem Kommentar der Mindelheimer Zeitung erhobene Kritik gewehrt, er setze sich nicht konsequent für den Erhalt der Landwirtschaftsschule in Mindelheim ein. Pohl hatte sich für Kaufbeuren gefreut, weil durch die Reform der Landwirtschaftsämter und -schulen seine Heimatstadt gestärkt werde. Es könne nicht darum gehen, einen Standort gegen den anderen auszuspielen, so Pohl.
„Mindelheim, Kaufbeuren und Kempten haben alle ihre Berechtigung“. Alle drei Standorte müssten erhalten bleiben, fordert Pohl. Darin seien sich alle Teilnehmer des Runden Tisches bei Landrat Alex Eder einig gewesen.
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