
Warum es in Krumbach lange Zeit nur eine Apotheke gab

Die Stadtapotheke, die es seit 2005 nicht mehr gibt, war die erste Apotheke der Stadt. Die St. Michaels-Apotheke existiert seit 70 Jahren.
„Mische jeder Arzenei einen Tropfen Liebe bei“. In der St. Michael Apotheke ist der gängige Sinnspruch an die Wand gemalt. Und der einprägsame „Blickfang über den Arzenei-Regalen mit Salben, Tinkturen et cetera“ hat seit Gründung der Apotheke durch Franz Strasser im Jahre 1949 alle Renovierungen und Malerarbeiten überstanden, ist quasi traditionell Leitschnur des Betriebes und Maßstab des Handelns. Ja, traditionell: denn die St. Michael Apotheke begeht dieser Tage ihr 70-jähriges Betriebsjubiläum. Da ist ein Blick zurück in die Krumbacher Apotheker-Geschichte angebracht:
In seinen Beiträgen zur Geschichte der Stadt Krumbach widmet der Ortschronist Heinrich Sinz unter der Rubrik „Gesundheitswesen“ auch das hilfreiche medizinische Wirken der „Chirurgen und Ärzte und Hebammen“, und stützt sich dabei auf ein Urbar von 1759, woraus zitiert wird, dass die Ärzte die Medizinen selbst bereiten.
Und dann finden sich erste Hinweise auf das Apothekerwesen. Näheres dazu hat Ortschronist Walter Gleich in seinem Nachschlagewerk „Krumbach in Stichworten“ notiert. Den Belegen zufolge richtet um 1770 der Apotheker Hayn die erste Apotheke ein, und zwar ziemlich sicher in „Krumbach, Haus-Nr. 151“ (heute Mindelheimer Straße 14). Hierzu ein kurzer Einschub: In diesem heutigen Privathaus waren in späterer Zeit auch öffentliche Dienststellen wie Postamt und Landespolizei untergebracht. Der Apotheker Hayn erwarb sich am Ende des 18. Jahrhunderts von der Markgrafschaft Burgau das Privileg, eine Apotheke zu betreiben und war fortan der erste Pharmazeut in Krumbach.
Später wurde dieses Privileg gegen harte Währung in ein sogenanntes alleiniges Realrecht umgewandelt. Städte unter 5000 Einwohnern hatten damals üblicherweise nur eine Apotheke. Von dieser privilegierten Apotheke, so Sinz weiter, „hören wir, dass sie die vorgeschriebenen Taxen beachtet und in gutem Stand gehalten wurde“. Diese Feststellungen jedenfalls, konnten vom Ortsphysikus bei seinen Visitationen so positiv notiert werden. Besagte Bewertungstermine erfolgten seinerzeit jährlich einmal. Wegen Kriegsunruhen wurden die Visitationen 1796 ausgesetzt, um ab Herbst 1802 wieder aufgenommen zu werden. Die Ergebnisberichte wurden dem K. K. Oberamt Burgau weitergeleitet: „Pfuscherei, die aufkam, wurde gestraft“.
Zur Vita des Apothekers Mathias Hayn ist anzumerken, dass er von 1812 bis 1820 auch als Krumbachs Bürgermeister amtete; die Chronik verweist in der Folgezeit auf den Apotheken-Inhaber Max Mayr und den aus Würzburg stammenden Apotheker Michael Kaeß, der im Jahr 1904 die damals noch einzige Stadt-Apotheke in der Mindelheimer Straße übernahm. Nach dessen Tod im Jahr 1911 geht der Apothekenbetrieb an den aus Kronach stammenden Apotheker Bruno Gadzikowski über.
Im Oktober 1933 übernimmt der Apotheker Dr. Edmund Blasius in der Mindelheimer Straße 29 die Stadt-Apotheke – zu diesem Zeitpunkt immer noch die einzige Apotheke in Krumbach. Diese Tatsache war dem Umstand geschuldete, dass Jahre zuvor der Krumbacher Magistrat per Beschluss „die Errichtung einer zweiten Apotheke ablehnte“ und die Bedingung daran knüpfte, „dass von der hiesigen (Stadt-) Apotheke in der Mindelheimer Straße jederzeit und auch bei Nacht ohne Erhöhung der Preise Medikamente abgegeben werden“.
210 Jahre nach der Gründung aufgegeben
Aufgegeben wurde die Stadtapotheke genau 210 Jahre nach der Gründung. Die Türen der historischen Apotheke wurden zum April 2005 ein letztes Mal zugemacht, nachdem die letzten Jahrzehnte die Apothekerinnen Elisabeth und zuletzt Gisela Blasius die ebenfalls „historischen Türen und Schubladen (einschließlich des Apotheker Giftschränkchens)“ für immer schlossen.
Zurück zum weiteren lokalen Apotheken-Historiengeschehen: Es dauerte dann doch geraume Zeit, und der Zunahme an Einwohnern in der Nachkriegszeit, bis in Krumbach eine zweite Apotheke ihre Dienste anbieten konnte: Binnen weniger Jahre hatte die Stadt mit über 6000 Einwohnern nämlich eine Größe erreicht, die neben der Stadtapotheke eine weitere Apotheke im Ort rechtfertigte. Deren Anzahl war nämlich immer noch an die Einwohnerzahl gekoppelt.
In der Folge macht Franz Strasser im Mai 1949, übrigens dem Gründungsjahr der Bundesrepublik Deutschland, aus einer Gerberei am Marktplatz die St. Michael Apotheke. Bis 1971 betrieb Strasser die Apotheke selbst, dann verpachtete er sie an die Familie Gerhard und Herma Kränzlein, die später das Gebäude erwarb. Im Februar 2003 übernahm dann schließlich das Apothekerehepaar Erik und Bettina Egner die Apotheke am Marktplatz und feiert aktuell dieser Tage im Mitarbeiterteam und mit den Kunden und Patienten ihr 70-jähriges Betriebsjubiläum.
Weitere Apotheken seit 1960
Da haben die weiteren Krumbacher Apotheken noch ein bisschen hin: Seit 1960 gibt es (als dritte Apotheke in der Reihenfolge) die von Norbert Plail in der Mühlstraße eröffnete St. Ulrichs Apotheke. 1977 wird durch Apotheker Hans-Jörg Jedelhauser in der Bahnhofstraße als vierte an der Zahl die Bahnhofapotheke eröffnet.
Fußnote zur lokalen Statistik: Die von Apotheker Georg Hamberger im Jahr 1983 eröffnete Marien Apotheke in der Burgauer Straße in Krumbach hat schon vor einigen Jahren wieder „ihre Pforten geschlossen“.
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