
Eveline Jonscher: Sie ist die älteste Waldheimerin

Plus Eveline Jonscher feiert ihren 90. Geburtstag. Wie sie die Gründung des Ortes Waldheim erlebt hat und wie sie nach dem Weltkrieg beim Bergen von Übungsbomben mithalf.
Am Sonntag, 3. Januar feiert sie ihren 90. Geburtstag: Eveline Jonscher. Sie ist die Älteste und damit noch eine der Wenigen, die hautnah miterlebten, wie der damalige Bombenabwurfplatz zum Weiler Waldheim und damit zum jüngsten Dorf im Landkreis Krumbach wurde. Ihr Leben, es ist so etwas wie ein „Spiegel der deutschen Zeitgeschichte“.
Ihre Eltern, Friedrich und Marie Hulwa, gehörten nach der Vertreibung aus dem Sudetenland zu den ersten Siedlern, die sich dort kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs eine neue Heimat aufbauten. Noch gut erinnert sie sich bei bester Gesundheit an die damals schwere Zeit und bringt diese auf einen Nenner: „Nichts hama kabbt und doch alles“.

Als 15-Jährige musste sie 1946 zusammen mit den Eltern und ihren jüngeren Geschwistern Fritz und Renate ihren Heimatort Lobenstein im Kreis Jägerndorf verlassen und kam im Verlauf der Vertreibung nach Ried, dem Ortsteil der heutigen Großgemeinde Kammeltal. Sofort begann ihr Vater als Maurer, sich in den Überresten des Bombenabwurfplatzes eine neue Heimat aufzubauen. Am Beginn standen zuerst einmal Rodungsarbeiten, das Sprengen von Wurzelstöcken und die Beseitigung der Beton-Übungsbomben. Weiter ging es mit dem Planieren und Rechen kleinster Grundstücke, auf denen Gemüse und Kartoffel für die Eigenversorgung angebaut wurden. Weitere sieben Familien waren dabei, wie die Hulwas hinter Bretterverschlägen einige Hühner, Hasen und wenig später Schweine und Rinder zu halten.
Die weiteren Jahre wurden für sie hart
Die folgenden Jahre waren für die Jubilarin hart, denn „für Flüchtlingskinder gab es damals kaum eine Lehrstelle“. Ihren ersten kleinen Lohn verdiente sie in einer Ichenhauser Schneiderei und ab 1951 in der dortigen Handschuhfabrik. Zusätzlich verdingte sie sich als Bedienung bei Volksfesten, Dorfveranstaltungen, Faschingsbällen und Hochzeiten, wobei ihr die noch heute vorhandene „leutselige und quirlige Art“ eine wertvolle Stütze war. 1952 heiratete sie den gleichfalls vertriebenen und in Ried „gelandeten“ Schneider Josef Jonscher. Das junge Ehepaar zog zu den Eltern nach Waldheim und richtete sich dort im Obergeschoß eine kleine Wohnung ein.

Fünf Jahre später erfüllten sich die beiden den Traum vom eigenen Haus in Behlingen, wo die Familie mit den inzwischen fünf Kindern ein neues Zuhause fand. Es ist noch heute immer wieder Treffpunkt für den gesamten „Clan“ einschließlich zwölf Enkel und elf Urenkeln. Die Jubilarin selbst ist es, die sich am meisten über solche Familienfeste freut, die an ihrem Jubiläumsgeburtstag wegen Corona leider ausfallen.
Ihren Frohsinn und die Gastfreundschaft erfreut seit Jahrzehnten nicht nur die Verwandtschaft. Zugute kommen diese positiven Eigenschaften besonders den Senioren aus Behlingen und Ried. Vor 27 Jahren gründete sie zusammen mit ihrer Freundin und Nachbarin Hertie Batke den Seniorenclub, zuvor war sie schon viele Jahre Vorturnerin beim Behlinger Turntreff und im Kirchenchor eine wertvolle Stütze.
Sie war Helferin in der Reha-Klinik Ichenhausen
Damit nicht genug: 20 Jahre war sie einmal wöchentlich ehrenamtliche Helferin und Betreuerin in der Reha-Klinik Ichenhausen und versorgte dabei Patienten mit Kaffee und Kuchen, heiterte sie mit Spielen und Gedichten auf und lenkte die Kranken zumindest für zwei Stunden in der Woche von ihren Sorgen ab.

Coronabedingt musste sie diese beliebte und dankbar angenommene Tätigkeit vor zehn Monaten einstellen. Stolz ist sie auf eine Ehrenurkunde, die sie bereits 2009 vom damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer für dieses „soziale ehrenamtliche Engagement“ erhielt.
Was ihre Kinder besonders freut: „Mit ihren 90 Jahren ist sie noch immer eine tatkräftige Frau, die das Leben mit Humor und Freude bewältigt, mit Zuversicht die Alltagssorgen in Angriff nimmt und für jeden ein offenes Ohr hat.“
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