
Auch Helmut Kohl schätzte sein Ochsenfleisch: Jakob Reinartz ist gestorben

Plus Jakob Reinartz ist im Alter von 85 Jahren gestorben. Der Kauf einer Metzgerei in Breitenthal 1962 wurde zum Wendepunkt eines außergewöhnlichen Lebenslaufs.
Da gibt es diese schöne Anekdote über Jakob Reinartz. "Wenn ihr ein Festzelt aufstellt", habe er zur Feuerwehr Breitenthal gesagt, die ein Jubiläum feiern wollte, "dann mache ich einen Ochs am Spieß", so erzählt es sein Enkel Bernd Reinartz. Gesagt, getan. Als der Termin näher gerückt sei, habe sein Großvater zusammen mit dem Wiesenbacher Philipp Dreher nachts nach der Arbeit einen Grill für diese Spezialität ausgetüftelt, für die er dann weit über die Region hinaus bekannt wurde. Selbst den langjährigen Bundeskanzler Helmut Kohl hat er bei einem Besuch im Jahr 2002 bei einer Veranstaltung mit Theo Waigel in Krumbach damit bewirtet. Jetzt ist der Unternehmer und Geschäftsmann im Alter von 85 Jahren gestorben.
Heute würde man den gebürtigen Rheinländer aus Langerwehe, das zwischen Aachen und Köln liegt, als "Selfmademan" bezeichnen. Der 1937 geborene Jakob wuchs mit 13 Schwestern und Brüdern in einer Landwirtsfamilie auf, bis seine Kindheit abrupt mit einer schrecklichen Tragödie endete: "Bei einem Bombenangriff verlor mein Opa acht Geschwister und seine Mutter", berichtet der Enkel. Jakob selber wurde verschüttet. "Das hat ihn für immer gezeichnet." Der Schock sei so groß gewesen, dass der Junge zwei Jahre lang nicht geredet habe.
Wie Jakob Reinartz nach Schwaben kam
Durch die Bundeswehr, zu der er als erster Wehrpflichtigen-Jahrgang einberufen wurde, kam Reinartz nach Schwaben, heiratete seine Frau Ermida, machte eine Metzgerlehre in Mindelheim. Mit dem Kauf einer Metzgerei mit Gasthof in Breitenthal 1962 legte er den Grundstein für seine bemerkenswerte Karriere, baute sich Jakob Reinartz doch dazu parallel noch einen Viehhandel auf. Reinartz, der Unermüdliche, sei immer unterwegs gewesen, habe mit den Landwirten verhandelt. Was ihn charakterisiert habe, meint Enkel Bernd, sei dieser Spruch: "Mir ist es wichtig, dass es an allen Ecken und Kanten weitergeht." Die Firma, der Name – sie seien für ihn von ganz hoher Bedeutung gewesen.
Der Breitenthaler Metzger bekam das Patent für einen besonderen Ochsengrill
Mitten in der BSE-Krise 2002, einer schwierigen Zeit für den Viehhandel und die Metzgerei, bekam der Mittelständler, der in Ingstetten ein Haus hatte, das Patent für einen besonderen Ochsengrill. Durch eine künstliche Wirbelsäule, die Reinartz erfunden hat, kann das Rückgrat der Tiere, indem sich das für die Krankheit anfällige Nervensystem befindet, ersetzt werden. Der Körper des Ochsen erlangt dadurch so viel Stabilität, dass er im Grill aufgehängt werden kann.
Dass er ein Sonntagskind war, habe Jakob Reinarzt immer betont, erinnert sich die Familie. Sein Interesse habe im Übrigen besonders zwei Institutionen gegolten: Zum einen der CSU, wo er gut vernetzt gewesen sein, zum anderen dem LCV Waldstetten. Der Fasching sei seine liebste "Jahreszeit" gewesen. 1992 übergab Jakob Reinartz die Metzgerei an seinen Sohn Johann, sein "Herzenskind", der Ochsengrill, und der Viehhandel übertrug er seinem Enkel Bernd, als er 74 Jahre war. Doch bis zuletzt beteiligte er sich am operativen Geschäft. Am 11. Januar ist er gestorben und hinterlässt neben seinem Sohn und zwei Töchtern seine Ehefrau und sechs Enkel.
Die Diskussion ist geschlossen.