
Das sagen die Fraktionsvorsitzenden des Kreistags zum neuen Klinikkonzept

Plus Eine Spezialisierung einerseits, Ressourcen sparen andererseits: So reagieren die Fraktionen im Kreistag auf die neue Ausrichtung der Kreiskliniken Günzburg-Krumbach.
In einer nicht öffentlichen Sondersitzung in dieser Woche wurde dem Kreistag auf Initiative des Klinikvorstands das künftige Konzept der Kreiskliniken Günzburg-Krumbach vorgestellt. Geplant ist, wie berichtet, die Aufgaben der medizinischen Versorgung auf die Standorte zu verteilen. In beiden Kliniken, sowohl in Günzburg als auch in Krumbach, werde es auch künftig eine Basis- und Notfallversorgung geben, planbare Termine würden aber am jeweiligen spezialisierten Standort stattfinden. Auf Nachfrage der Redaktion haben die Fraktionsvorsitzenden und ein Mandatsträger im Kreistag ihre Stellungnahmen zum neuen Konzept, das aufgrund der Kliniken-Reformpläne der Bundesregierung notwendig wird, abgegeben.
So kommt das Klinikkonzept im Günzburger Kreistag an
- Robert Strobel (CSU): Beide Kliniken bleiben bestehen, und wir stärken beiden den Rücken. Während andere Krankenhausträger jetzt erst zu überlegen beginnen, haben wir bereits ein schlüssiges und tragfähiges Konzept. Das ist gut für die Bevölkerung und die Beschäftigten. Die Bildung von Versorgungsschwerpunkten – Stichwort: "Spezialisierung" – ist richtig. Die beiden Standorte bekommen ein annähernd gleichwertiges Leistungsspektrum. Mit einem "Weiter so" wäre es nicht mehr gegangen. Wir können nicht jedes Jahr zehn Millionen Euro in den laufenden Betrieb zuschießen – Geld, das über die Kreisumlage von den 34 Landkreiskommunen geholt werden müsste. Ich bin zuversichtlich, dass Robert Wieland, der neue Vorstand, die Belegschaft, den Kreistag und die Bevölkerung beim Veränderungsprozess "mitnehmen" wird.
- Josef Brandner (Freie Wähler): Es ist gut, dass man proaktiv mit dem Thema Veränderungen in der Klinikstruktur umgeht. Auf der einen Seite haben wir die Gesundheit der Menschen im Blick, und auf der anderen Seite haben wir erfahren müssen, dass Gesundheit eine finanzielle Angelegenheit ist. Von den in der Sitzung aufgezeigten Handlungsoptionen habe ich einen sehr guten Eindruck, und es scheint gelungen zu sein, beide Standorte zu erhalten. Da steckt unglaublich viel Mühe dahinter. Wichtig ist auch, umfassend über die Änderungen zu sprechen, sie zu kommunizieren und sich gleichzeitig bei Fragen als Ansprechpartner zur Verfügung zu stellen.
- Kurt Schweizer (Grüne): Wir unterstützen das Konzept voll und ganz. Es kommt vielleicht eher zu spät als zu früh. Dass man beide Kliniken zukunftsfähig aufstellen kann, ist gut. Man schlägt damit zwei Fliegen mit einer Klappe: Durch die Steigerung der Qualität an dem jeweiligen Standort kann man vielleicht leichter Fachpersonal gewinnen, für das der Arbeitsplatz dann attraktiv ist. Zum anderen muss man keine zwei Chefärzte vorhalten, die Wirtschaftszahlen können dann besser werden durch die Bündelung der Fachabteilungen an den Standorten.
- Gerd Olbrich (SPD): Wir befürworten das voll und ganz, denn es gibt Veränderungsbedarf, seien es Qualitätsstandards, der Fachkräftebedarf oder finanzielle Gründe. Das gibt uns die Chance, beide Standorte auf einem guten Niveau erhalten zu können und ein gutes Versorgungsniveau halten zu können. Gut ist auch, dass die beiden Kliniken nicht privatisiert werden, wie im Umland schon geschehen, sondern dass sie in Landkreishand bleiben. Es gibt nur halt nicht mehr alles an jedem Standort.
- Gerd Mannes (AfD): Für uns ist es wichtig, dass beide Standorte bleiben. Im Rahmen dieser Forderungen, die von der großen Politik kommen, muss man als Kommunalunternehmen schauen, wie man wirtschaftlich bleiben kann. Auf den Veränderungsdruck, der durch steigende Kosten und Personalprobleme kommt, zu reagieren, ist wichtig, und das Konzept ist zielführend. Man muss lobend erwähnen, wie Herr Wieland die Statistiken und die Aufteilung vorgestellt hat. Es ist eine Frage des Kompromisses, und der wurde gut gelöst: Sinnvoll ist gewiss, Synergien an den Standorten herauszubilden.
- Stefan Baisch (Junge Union): Auf jeden Fall kommt das Konzept zur richtigen Zeit. Man darf zwei Parameter nicht vergessen: Zum einen haben die Kliniken ein hohes Defizit, das den Kreishaushalt und am Ende auch die Kommunen belastet. Auf der anderen Seite zwingt die nicht ganz unumstrittene kommende Krankenhausreform dazu, aktiv zu handeln. Es ist gut, dass wir jetzt vor der Welle bleiben und mit neuen Schwerpunkten beide Häuser halten können. Rein wirtschaftlich gesehen würde ich sogar sagen, dass Krumbach der solidere Standort ist, während die Notfälle in Günzburg behandelt werden. Die Neubesetzung des Klinikvorstands kam auch zum richtigen Zeitpunkt.
- Herbert Blaschke (FDP): Der Schritt hin zur Spezialisierung der Standorte war der richtige, und er war auch überfällig, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Es geht nur weiter, wenn man sich die Aufgaben aufteilt. Wichtig ist trotzdem, dass auf jeden Fall beide Standorte erhalten bleiben. Damit meine ich auch die Geburtenstation in Krumbach, die für die Region Bedeutung hat. Man müsste vielleicht mehr Geburten noch an den Krumbacher Standort bringen, denn auch zwischen den Kliniken in der ganzen Region herrscht ein Wettbewerb.
- Christoph Weber (Die Linke): Der Aufbau von unterschiedlichen "Schwerpunkt-Zentren" an beiden Standorten ist kritisch und unbequem, jedoch erscheint es aufgrund der sozial unwirksamen Krankenhausreform und der verfehlten Gesundheitspolitik der letzten Jahrzehnte notwendig. Grundsätzlich gilt aber: Krankenhäuser und Kliniken sind Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge und dürfen auf keinen Fall marktwirtschaftlichen Kriterien unterliegen. Beide Krankenhäuser müssen in Zukunft weiterhin in kommunaler Hand bleiben und unter allen Umständen die bisherige Versorgung im Landkreis gewährleisten.
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