„Wie Tinder, nur live!“: Tanzlokal Keller machte Seifertshofen bekannt
Plus 50 Pfennig Eintritt und zu trinken gab es hauseigenen Most: Jahrzehnte später ist das Tanzlokal Keller noch immer eine Institution. So manche Liebe ist hier entstanden.
Seine Strahlkraft im Umkreis von gut 100 Kilometern verdankt der kleine Ort Seifertshofen dem Gasthof Keller: Die familiengeführte Gastronomie mit Tanzlokal beeindruckt nicht nur mit ihren regionalen Gerichten und dem freundlichen Service, sie übt auch eine seit Jahrzehnten ungebrochene Anziehungskraft auf tanzbegeisterte Paare und Singles aus. „Am Freitagabend erfüllen wir die Musikwünsche der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, am Samstag bieten wir dann Tanzmusik für die Eltern und am Sonntagnachmittag erfüllen wir beim Tanztee die Wünsche der älteren Generation, natürlich alles mit Livemusik.“ So beschreibt Horst Keller das generationsübergreifende Angebot und sein Bruder Alfred, mit dem zusammen er nun in der dritten Generation den Betrieb führt, zitiert einen begeisterten Gast: „Bei euch ist es wie bei den Datingportalen Tinder und Bumble, nur alles live!“ Der Biergartenbetrieb unter schattigen Kastanien im Sommer rundet die dörfliche Bilderbuchidylle mit dem Gasthaus neben der St.-Ulrich-Kapelle ab. Die Kennzeichen an den Autos verraten, dass in Seifertshofen Außergewöhnliches geboten wird, wofür bis aus dem Allgäu und dem benachbarten Württemberger Ländle anzureisen sich lohnt.
Nach Kriegsende gab es die ersten Tanzveranstaltungen im Lokal Keller in Seifertshofen
Die Kellers praktizieren auch persönlich die gastliche Atmosphäre, die sie ihren Besuchern bieten. Wenn es die viele Arbeit erlaubt, sitzen sie gerne in großer Runde zusammen. „Ich fühle mich nie einsam“, betont die 87-jährige Seniorchefin Josefa Keller. Am Herd neben ihrer Schwiegertochter Carola sei sie immer gern gesehen. Einmal im Monat beanspruche sie aber einen freien Donnerstagabend, wenn nämlich „Singen beim Wirt“ angesagt sei, da sitze sie unter den Gästen. Beim Blättern in ihren alten Unterlagen erwähnt sie immer wieder, wie viel Arbeit mit so einem Familienbetrieb einhergeht, und die Großfamilie nickt zustimmend. 1931 ist ihr Schwiegervater von einer kleinen Landwirtschaft in Breitenthal hierher nach Seifertshofen übergesiedelt, nachdem er die ehemals große Brauerei Goßner, die ihr Bier bis nach England exportierte, erworben hatte. Allerdings war eine Verkaufsbedingung, den Brauereibetrieb einzustellen. Im Laufe der Jahre wurde dann um- und angebaut, um neben der Arbeit in der Landwirtschaft auch die Gaststätte als weiteres Standbein auszubauen. Und so konnte dann mit Kriegsende zu ersten Tanzveranstaltungen eingeladen werden.
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen. Wenn Sie bereits PLUS+ Abonnent sind, .
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen.
Sie haben nicht die Berechtigung zu kommentieren. Bitte beachten Sie, dass Sie als Einzelperson angemeldet sein müssen, um kommentieren zu können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an moderator@augsburger-allgemeine.de.
Um kommentieren zu können, gehen Sie bitte auf "Mein Konto" und ergänzen Sie in Ihren persönlichen Daten Vor- und Nachname.
Bitte melden Sie sich an, um mit zu diskutieren.