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Europäische Union
05.07.2018

Warum entlang der Donau so manches im Argen liegt

Alle zwei Jahre findet in Ulm und Neu-Ulm das Internationale Donaufest statt. Ein Kulturtreffen, das sehr beliebt ist.
Foto: Alexander Kaya

Ein großes Projekt soll die Anrainer-Staaten an der Donau zusammenbringen. In Ulm und Neu-Ulm hat es auch Erfolg. Darüber hinaus jedoch gibt es Probleme.

Sie ist schön und mancherorts auch noch richtig blau. Die schöne blaue Donau. Kann es ihr also nicht egal sein, wenn um sie herum die Grenzen dichtgemacht werden und der Nationalismus wieder auflebt?

„Als Kind konnte ich stundenlang aufs Wasser schauen. Die Donau war unser Tor zur Welt“, erzählt der slowakische Autor Michal Hvorecky. „Damals schlossen uns an drei Seiten Stacheldrahtzäune ein. Durch die Schiffe, die an uns vorbeifuhren, wenn wir am Ufer saßen, wurde die Donau für uns Kinder im Ostblock zum Sehnsuchtsort.“ Wird sie das jetzt zwangsweise wieder, weil Orbán und Pellegrini und andere Regierungschefs entlang des Flusses auf Abschottung setzen?

Nun mal langsam. Es ist so, dass mit Öffnung des Eisernen Vorhangs und der EU-Osterweiterung die Länder an der Donau zu einem großen Wirtschafts- und Kulturraum zusammenwachsen sollen. Zahlreiche Initiativen sind seit den achtziger Jahren entstanden, 2011 etwa eine eigene EU-Strategie. 115 Millionen Menschen aus 14 Ländern leben heute in der Gegend, die zum Donauraum zählt – auch wenn die Donau tatsächlich nur durch zehn Staaten fließt. Aber offiziell gehören dazu: Deutschland, Österreich, Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Bulgarien, Rumänien, die Republik Moldau und die Ukraine. Ziel ist es, die Staaten zu vernetzen, Verkehrswege und Umweltschutz zu verbessern, den Wohlstand zwischen Schwarzwald und Schwarzem Meer zu erhöhen, ja Menschen zusammenzubringen, zu feiern, das gegenseitige Verständnis zu fördern.

„Alte Menschen wissen oft nicht, wovon sie leben sollen“: Michal Hvorecky, Schriftsteller aus der Slowakei.
Foto: Mariele Schulze Berndt

Was das betrifft, sind die Städte Ulm und Neu-Ulm seit vielen Jahren Vorreiter. Am Freitag wird dort schon zum elften Mal das alle zwei Jahre stattfindende Internationale Donaufest eröffnet. Zehn Tage lang präsentieren Künstler und Handwerker aus praktisch allen Donauraumländern ihre Arbeiten. Dazu gibt es jede Menge Köstlichkeiten. Und über Politik wird auch diskutiert. 2016 kamen rund 350.000 Besucher. Man wolle „bereichernde Begegnungen und bleibende Erinnerungen“ schaffen, sagt Sebastian Rihm, Direktor des Donaubüros Ulm/Neu-Ulm.

Auch das ist die Donau: Ein Mann schiebt in der Nähe von Vidin in Bulgarien sein Rad durch den Fluss, so niedrig ist der Wasserstand.
Foto: Dimitar Dilkoff, afp

In der Slowakei ist die Donau männlich

Michal Hvorecky, der Schriftsteller aus Bratislava, hat beim Donaufest in Ulm sein erstes Buch vorgestellt, als es 2012 auf Deutsch erschien. Es basiert auf seinen Erlebnissen als Tourmanager auf einem Donaudampfer für amerikanische Touristen. Inzwischen gilt Hvorecky als wichtigster slowakischer Gegenwartsautor. Die Donau ist ihm immer noch nah. Er spielt mit seinen Kindern in den Donau-Auen, wo ein Naturschutzgebiet entstanden ist und damit ein Dschungel mit hunderten Vogel- und Pflanzenarten. 172 Kilometer der Donau fließen durch die Slowakei. Insgesamt ist sie 2900 Kilometer lang. Auf Deutsch ist sie weiblich, auf Slowakisch heißt sie „Dunaj“ und ist männlich. Die Ungarn nennen sie einfach „Duna“, ohne Geschlecht, und manchmal, sehr selten, sieht sie sogar dort schön blau aus.

Wie leben die Menschen in den östlichen Donau-Staaten, welche Probleme haben sie und warum kann man auf die Idee kommen, dass das mit dem gemeinsamen Donauraum schwieriger geworden ist?

Und das ist auch die Donau: Schifffahrt in Bratislava, der Hauptstadt der Slowakei.
Foto: Bratislava Tourist Board/MS Agency, dpa

In Bratislava, der Hauptstadt der Slowakei, ist das Donau-Ufer zu einer feudalen Location mit teuren, von Oligarchen gebauten Hotels und Appartementhäuser geworden. Superreiche haben an der schönsten Stelle illegal eine luxuriöse Hausbootsiedlung geschaffen. Das Goethe-Institut wiederum, in dem Hvorecky arbeitet, liegt in einer schmalen Straße neben Häusern mit bröckelndem Putz und zerbrochenen Fensterscheiben. Die sozialen Unterschiede in dem Land, das immer reich an Bodenschätzen und Industrie war, sind groß. „Alte Menschen wissen oft nicht, wovon sie leben sollen“, erzählt Hvorecky.

Die Slowakei kämpft selbst zwanzig Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs mit dem Übergang zu einer demokratischen und sozialen Marktwirtschaft. Das hat auch die immer noch ausstehende Aufklärung des Mordes an einem investigativen Journalisten und seiner Freundin im Februar gezeigt. Das Land unter Ministerpräsident Peter Pellegrini ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, da stehen so edle multinationale Projekte wie ein gemeinsamer Donauraum hintenan.

Und dann die vielen Probleme in Ungarn

Das ist im Nachbarland Ungarn nicht viel anders – auch wenn sich das Phänomen dort anders äußert. Höchstens zehn Prozent der Landbevölkerung sprechen dort eine Fremdsprache. Die Zahl der Studenten ist in den vergangenen zehn Jahren von 250.000 auf 150.000 gesunken. „Bildung gilt unter Orbán nicht als Wert,“ kritisiert Andrász Inotai, ein bekannter Ökonom. Das Pflichtschulalter wurde von 18 auf 16 Jahre gesenkt. Die Akademie der Wissenschaften mit über hundert Forschungsgruppen, deren Neorenaissance-Gebäude am Budapester Donauufer liegt, ehemals unabhängig mit eigenem Etat, wurde jetzt der Regierung unterstellt. Wie soll da ein Donauraum-Projekt gedeihen, mit dem auch Bildung und Forschung in den beteiligten Staaten vorangetrieben werden soll?

Die Farbe der Donau ist hier schmutzigbraun. Am Ufer reiht sich Schiff an Schiff. Die meisten sind fest vertäute Cafés oder Klubs, in denen Hochzeiten und Geburtstage gefeiert werden. Zur Zeit steht der Forint, die ungarische Währung, so niedrig wie selten. Deshalb strömen die Touristen nach Budapest und machen günstig Urlaub. Dass Ministerpräsident Viktor Orbán das Land zu einer autoritär geführten Republik macht, stört die wenigsten Ausländer. „Wenn 100.000 Menschen hier demonstrieren, weil Orbán die amerikanische Central European University vertreiben will, steht das in Deutschland nicht einmal in der Zeitung“, sagt eine Akademikerin, die ihren Namen nicht verraten will. Ihre drei Kinder sind längst nach Wien und Berlin gezogen, weil sie unter Orbán nicht leben wollen.

Wilhelm Droste aus dem Sauerland wohnt seit 1970 in Budapest. Er hat Germanistik an der Universität unterrichtet und, weil er allein von der Lehre nicht leben konnte, Kaffeehäuser betrieben. Gerade hat der zwei Meter große und gefühlt 200 Kilo schwere Mann ein 500 Quadratmeter großes Kulturcafé eröffnet. „Die Zahl der Germanistikstudenten hat sich halbiert. Vielen wird es politisch zu eng“, sagt er.

„Vielen Studenten in Ungarn wird es politisch zu eng“: Der Deutsche Wilhelm Droste hat an einer Universität in Budapest unterrichtet.
Foto: Mariele Schulze Berndt

Dazu kommen noch ganz andere Dinge. Wie in Zeiten Maria Theresias haben die Ungarn Angst, auszusterben. Um der schrumpfenden Bevölkerung entgegenzuwirken, sollen ungarische Paare mindestens zwei Kinder bekommen. Orbán will die Einwohnerzahl wieder auf zehn Millionen steigern. Besonders bei der Landbevölkerung findet er Anklang. Zumal er gekonnt mit Ängsten spielt. „Unsere Nachbarn fragen uns ernsthaft, ob wir keine Angst haben, nach Westeuropa zu reisen. Sie halten es dort für gefährlich, weil die Medien es ihnen eintrichtern“, sagt die Akademikerin.

Droste wiederum hält viele Orbán-Anhänger einfach für frustriert. „Sie haben 1989 geglaubt, in fünf Jahren sind sie so weit wie Westdeutschland“, erklärt er. „Jetzt merken sie, dass sie sich immer weiter weg entwickeln.“

Und die Donau? Ökonomie-Professor Inotai sieht für ihre Zukunft schwarz. Für das Kernkraftwerk Paks ist ein zweiter Block geplant. Es drohe eine ökologische Katastrophe, sagt er, da der Unterboden an der Donau schon jetzt viel zu dünn sei. Steht nicht der Umweltschutz ganz weit oben bei den Zielen der Donauraum-Strategie?

Neulich war Orbán an der Andrassy-Universität in Budapest zu Gast, die von Deutschland und Österreich finanziert wird. Er hielt eine Rede bei der Konrad-Adenauer-Stiftung aus Anlass des ersten Todestages von Helmut Kohl. Eine seiner zentralen Aussagen lautete: Es gehe in der Europäischen Union nicht um die Einigung auf Gemeinsames, sondern um Toleranz, damit jedes Land seinen eigenen Weg gehen könne.

Sichtbare Fortschritte halten sich bisher in Grenzen

Die EU-Donauraum-Strategie ist noch lange nicht tot. Dafür gibt es zu viele engagierte Menschen, die das Projekt mit Leben füllen. Und dass in vielen Ländern der Nationalismus auflebt, bedeutet nicht, dass gerade im kulturellen Bereich kein Austausch mehr stattfindet – siehe Donaufest in Ulm und Neu-Ulm. Fakt ist aber auch: Sichtbare Fortschritte halten sich im Donauraum bisher in Grenzen. Vielerorts gibt es sogar Rückschritte, etwa im Umweltschutz. Die Lebensverhältnisse entlang des Flusses sind noch immer sehr unterschiedlich. Und dann hat die Flüchtlingskrise die Zusammenarbeit der Länder an der Balkanroute zusätzlich belastet.

Ungarn und die Slowakei sind zwei der zehn Staaten, die durch die Donau verbunden sind. Wer mit dem Schiff von Sulina am Donaudelta in Rumänien nach Regensburg fährt, passiert viele Landschaften und Städte. Budapest und Bratislava liegen direkt am Fluss, während Wien den Strom umgelenkt hat und nur den Donaukanal im Zentrum duldet. Es bleibt der abendliche Blick von der Brücke auf den Leopoldsberg, vor dem die Donau silbern schimmert.

In der Donaumündung finden sich die letzten Bestände des legendären Störs. Die vielen Begradigungen, Staustufen und Kraftwerke haben seine Laichgründe großteils zerstört. Auch in der Wachau hinter Wien wird kaum noch ein Fisch aus dem Wasser gezogen. Der Strom kämpft mit den Begleiterscheinungen der modernen Gesellschaft.

In Regensburg hat gerade erst die Internationale Kommission zum Schutz der Donau getagt, in der Deutschland 2018 den Vorsitz hat. Im Gegensatz zu anderen Donau-Initiativen funktioniert sie vergleichsweise gut. Doch insgesamt wächst die Kritik – nicht nur an einzelnen Staaten, sondern auch an der EU-Kommission.

Vor einigen Jahren, unter dem österreichischen Regionalkommissar Johannes Hahn, zeigte die Behörde noch großes Interesse an der Umsetzung von Donauraum-Projekten. 2011 wurde eine neue Strategie verabschiedet, mit der große Hoffnungen verbunden waren. Der Wandel kam, so berichten deutsche Insider, als die Rumänin Corina Cretu 2014 die Aufgabe übernahm. Jetzt fehlt das Geld und es gibt keine neuen Initiativen. Es scheint, als sei das große Donauraum-Projekt an einem toten Punkt angekommen.

Wenigstens kommen die Menschen aus den Anrainer-Staaten noch zusammen. Ab Freitag in Ulm und Neu-Ulm. (mit anf)

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