Eigentlich sind die Filmfestspiele von Cannes eine große Feier. Immerhin treffen sich Stars und Sternchen jeden Mai im mondänen Küstenort in Südfrankreich und lassen sich bejubeln.
Woody Allen zu Beginn der Filmfestspiele von Cannes
Daran hat sich auf den ersten Blick nichts geändert: Gleich zur Eröffnung der 69. Ausgabe am Mittwoch war der Star-Trubel mit Kristen Stewart, Blake Lively, Jesse Eisenberg und Woody Allen groß.
Doch in diesem Jahr liegt zum Start ein Schatten auf dem Glanz. Die Terroranschläge in Frankreich und Belgien haben auch in Cannes zu erhöhten Sicherheitsmaßnahmen geführt - ein Probealarm im Festivalpalast am Tag vor dem Auftakt schreckte die Besucher auf.
Die Sicherheit ist deswegen häufig Thema bei den Festivalgängern. Immerhin wurden an einigen Eingängen die Securitymaßnahmen und Taschenkontrollen verschärft. Auch die Anzahl der Sicherheitskräfte soll erhöht worden sein. Dennoch bemüht sich das Festival um Normalität - da passt es auch, dass der Eröffnungsfilm "Café Society" eine leichte Komödie ist. Das Werk von Regie-Altmeister Woody Allen taucht ab in das Hollywood der 1930er Jahre, die Goldene Ära mit Stars wie Fred Astaire, Ginger Rogers und Joan Crawford.
Sein Held ist ein junger Mann, der von New York nach Los Angeles zieht. Bobby (Jesse Eisenberg) will in der glamourösen Welt sein Glück versuchen und verliebt sich in Vonnie (Kristen Stewart), die Assistentin seines Onkels (Steve Carell), eines einflussreichen Filmproduzenten. Doch die hat schon einen Freund, und so beginnen die Komplikationen und Wirrungen im Leben der Protagonisten.
Woody Allen, der Romantiker
"Ich halte mich selbst für einen Romantiker", sagte der gut gelaunte Allen ("Manhattan", "Midnight in Paris") am Mittwoch in Cannes. Im Film ist er nur als Erzähler aus dem Off zu hören, stattdessen spielt Eisenberg Allens leicht hektisches Alter Ego. Er selber sei für Rollen wie diese nun zwar zu alt, meinte der mittlerweile sehr schwerhörige Allen (80). "Ich fühle mich aber noch immer jung", betonte er.
Und auch wenn bemerkenswert ist, mit welcher Leichtigkeit der Regisseur in "Café Society" einmal mehr ernste Themen wie Religion oder den Sinn des Lebens anspricht, so gelingt es ihm nicht ganz, seinen Figuren mehr Tiefe zu verleihen. Die Gefühle, vor allem zwischen dem jungen Liebespaar, übertragen sich nicht auf die Zuschauer, und gerade Kristen Stewart bleibt seltsam blass. So sind es vor allem die sonnendurchfluteten, hübsch arrangierten Bilder, die Allen für seine Hommage an längst vergangene Tage einfängt und die in Erinnerung bleiben.
"Café Society" bei Filmfestpiele Cannes außer Konkurrenz
Chancen auf einen Preis hat "Café Society" aber sowieso nicht - der Film läuft beim Festival außer Konkurrenz. Im Wettbewerb sind in den kommenden Tagen 21 andere Filme zu sehen. Welcher davon am 22. Mai mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wird, entscheidet die neunköpfige Jury.
"Jeder hat eine eigene Meinung", sagte deren Präsident George Miller ("Mad Max: Fury Road"). Deswegen habe er die Jury schon als "neunköpfiges Biest" bezeichnet. Der Regisseur und Oscarpreisträger versicherte aber auch: Die finale Entscheidung "wird sehr rigoros und sehr aufrichtig sein". (dpa)