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Game of Thrones: "Game of Thrones": Woher kommt der Erfolg dieser Serie?

Game of Thrones

"Game of Thrones": Woher kommt der Erfolg dieser Serie?

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    Mit computeranimierten Drachen an realen Drehorten: Daenerys Targaryen (Emilia Clarke) mit ihrem Berater Tyrion Lannister (Peter Dinklage). 
    Mit computeranimierten Drachen an realen Drehorten: Daenerys Targaryen (Emilia Clarke) mit ihrem Berater Tyrion Lannister (Peter Dinklage).  Foto: HBO, dpa

    Das Spiel der Throne – „Game of Thrones“ so heißt eine der erfolgreichsten Fernsehserien der Welt. Für die Fans der Serie in Deutschland fand gestern Abend das letzte Hochamt statt: Staffel sieben, Episode sieben heißt das für Eingeweihte, und es sind gar nicht so wenige. Knapp 80 Minuten Spielzeit, die längste Folge der Serie; alle anderen dauern in der Regel zwischen 50 und 60 Minuten. Das große Finale – und schon beginnt für alle, die wissen wollen, wie es auf dem Kontinent Westeros weitergeht, das lange Warten, bis die achte und letzte Staffel ausgestrahlt wird: frühestens Mitte 2018, vielleicht auch später.

    Allein darin liegt schon ein Reiz der US-Serie. Sie ist komplex, sie spannt über sieben Jahre hinweg einen Erzählfaden. Ereignisse, die in der ersten Staffel eine Rolle gespielt haben, spiegeln sich in Staffel sieben wieder. Und alle, die mit dem Schauen angefangen haben, wollen wissen, wie alles sich auflöst …

    Im Grund besteht dieses Fantasyuniversum noch länger, schon seit zwei Jahrzehnten. Die Grundlage dafür sind Bücher, die der amerikanische Schriftsteller George R.R. Martin geschrieben hat. Der erste Band seines Fantasy-Zyklus’ „A Song of Ice and Fire“ erschien 1996. Der Auftakt zu einem Epos, das auf der einen Seite in der Tradition großer Fantasy-Werke steht. Schon das Spiel mit den beiden Initialen R. R. zeigt, mit wem es George R. R. Martin aufnehmen wollte: mit John R. R. Tolkien.

    Selbst der ehrliche Held muss bei "Game of Thrones" sterben

    Dann durchkreuzt Martin in seinem Zyklus alles, was sich klassische Fantasy-Leser normalerweise von dem Genre wünschen. Es gibt keine zentrale Erzählfigur, sondern mittlerweile 31 verschiedene Personen, aus deren Perspektive die Ereignisse um den Thronfolgekrieg in Westeros geschildert werden. Es sind Figuren, denen der Leser nie ganz trauen kann. Vieles von dem, was anderswo geschieht, muss rekonstruiert werden.

    Zutiefst verhasst ist George R.R. Martin die Vorhersehbarkeit klassischer Fantasy-Romane. Der Held, der auf der ersten Seite eingeführt wird, ist im Regelfall auch der Held, der auf der letzten Seite des Buchs siegen wird. Da kommt wenig Spannung auf. Bei Martin ist das anders. Es gibt im ersten Buch seines Zyklus einen zentralen Charakter, der die Sehnsucht nach einem Fantasy-Helden befriedigt. Er heißt Eddard Stark, ist ehrlich und aufrichtig. Der König fragt ihn, ob er nicht als sein Stellvertreter das Land regieren könne. Der König stirbt auf der Jagd, kurze Zeit später wird Eddard Stark das nächste Opfer der Intrige. Der Held wird hingerichtet, der Leser geschockt. In dem Augenblick versteht er: Hier ist alles möglich.

    Eine besondere Form des Klimawandels

    Der Schriftsteller entwirft eine Welt, die aus den Fugen ist. Alle kämpfen gegen alle, um die Macht zu gewinnen. Währenddessen kommt der lange Winter, der Jahre dauern kann; und aus dem eisigen Norden taucht eine Gefahr für die Menschheit auf. Im Klein-Klein der Machtpolitik will sich der Bedrohung niemand stellen. Das klingt nach Gegenwart, nach einer Welt, die im Machtgeplänkel verschläft, den Klimawandel mit seinen Folgen ernst zu nehmen. Das klingt nicht wie Eskapismus in eine Fantasywelt, in der alles gut wird, sondern wie eine Parabel auf die Gegenwart.

    Anfangs wollte George R. R. Martin drei Romane schreiben – eine Trilogie. Dann erkannte er, dass alles viel komplexer wurde als gedacht. Mittlerweile hat er den Zyklus in der englischen Ausgabe auf sieben Romane angelegt. Die Reihe ist weiterhin nicht abgeschlossen. Die Fans von „A song of ice and fire“ warten schon sechs Jahre auf den vorletzten Band; der Veröffentlichungstermin wird ständig nach hinten verlegt.

    Das führt zu einem Kuriosum: Seit 2011 gibt es die überaus erfolgreiche Serie „Game of Thrones“ auf der Grundlage der Romane. Was anfangs nicht abzusehen war, ist nun eingetreten. Weil die Serie Jahr für Jahr mit einer neuen Staffel nach Martins Ideen erscheint, haben die Filme die Romanerzählung überholt. Dort werden nun die Hinweise und Spuren, über die sich die Leser seit 1996 Gedanken machen können, aufgelöst: Warum es zum Beispiel den gutmütigen Riesen Hodor gibt, der nur ein einziges Wort sprechen kann: nämlich Hodor. Wer die wahren Eltern von Jon Snow sind, der Figur, die dem klassischen Fantasy-Helden noch am nächsten kommt. Die Fans spekulieren, ob Gendry, ein uneheliches Königs-Kind, nicht in Wahrheit der Thronerbe sein könnte. Auf der Internet-Plattform „Youtube“ finden sich ungezählte Videos, die die aktuelle Handlung interpretieren, analysieren – und daneben genauso viele Theorien, wie das alles enden wird, hunderttausendfach, millionenmal geklickt.

    "Game of Thrones": Es kämpfen nicht Gut und Böse, sondern Alle gegen Alle

    Ja, diese Fantasy-Ware ist gerade so heiß wie das Drachenfeuer, mit dem Daenerys Targaryen – auch eine, die den Thron für sich beansprucht – gegen die Eiszombies kämpft. Natürlich liegt der Erfolg auch daran, dass gut gemachte Fantasy-Werke sich fantastisch vermarkten lassen: siehe Tolkiens „Herr der Ringe“, siehe Joanne K. Rowlings Harry-Potter-Zyklus. Hier ein Autor, der eine erfundene Welt allein zum Leben bringt, dort Filme oder jetzt eine Serie, die dank neuester Computertechnik Bildwelten erschafft, die in Sachen Bildmächtigkeit in nichts gegenüber den Originalen zurückstehen.

    Der Stoff, den Martin anbietet, ist eine Fantasy-Welt, die sich auf der Höhe der Zeit bewegt. Die Figuren werden nicht von Idealvorstellungen getrieben, sondern von Hass, Rache und Gier. Martin und die Serienmacher haben ein Händchen dafür, subtil den Blick auf die Charaktere zu verändern. Wer anfangs ein Scheusal war, entwickelt sich und wird klammheimlich zum Sympathieträger; wer als Held anfing, stirbt früh oder lernt – und bekommt immer mehr dunkle Flecken auf der weißen Weste. Alle gegen Alle statt Gut gegen Böse, damit fährt „Game of Thrones“ bislang prächtig. Ob es den Menschen dort gelingt, sich gemeinsam gegen die Weltgefahr zu stellen?

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