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65. Berlinale: Großes Kino: Erster Wettbewerbstag startet mit Kidman und Jafar Panahis

65. Berlinale

Großes Kino: Erster Wettbewerbstag startet mit Kidman und Jafar Panahis

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    Sie ist die „Queen of the Desert“ in Werner Herzogs gleichnamigem Film: Nicole Kidmann.
    Sie ist die „Queen of the Desert“ in Werner Herzogs gleichnamigem Film: Nicole Kidmann. Foto: Tim Brakemeier (dpa)

    Die Freiheit der Kunst ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein hohes Gut, das immer wieder neu erkämpft werden muss. Das haben die Anschläge auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ und die Cyber-Attacken im Zuge des Filmstarts von „The Interview“ gezeigt. Gerade in diesen Zeiten ist die Welturaufführung von Jafar Panahis neuem Film „Taxi“ bei der Berlinale ein wichtiges Signal. Der iranische Filmemacher wurde vom Regime in Teheran zu einem Berufsverbot von 20 Jahren verurteilt.

    "Taxi" erweist sich als echte Perle der 65. Berlinale

    Man hatte sich schon auf einen trübseligen Dissidenten-Film eingestellt. Aber „Taxi“ erweist sich als erste echte Perle in diesem Wettbewerb. Panahi macht aus der Not eine Tugend, installiert die Digitalkamera im Innern eines Taxis und fährt durch das pulsierende Teheran. Die einsteigenden Fahrgäste bringen ihre Lebensgeschichten mit in den Wagen. Das Taxi wird nicht nur zum Raum für politische Diskurse, sondern lässt die Tür weit offen für den lebendigen und widersprüchlichen Alltag in der iranischen Metropole.

    Zum semidokumentarischen Konzept gehört auch, dass Panahi selbst hinter dem Steuer sitzt und auch als Filmemacher identifiziert wird. Äußerst humorvolle Diskussionen über „zeigbare“ Filme führt der Regisseur so mit seiner altklugen zwölfjährigen Nichte. Die Komik, mit der Panahi die gesellschaftlichen Verhältnisse im Iran und seine Situation als Dissident reflektiert, ist vielleicht die größte Überraschung dieses Films, der kein Selbstmitleid aufkommen lässt, aber ein großes Herz für die Menschen in diesem gebeutelten Land hat.

    Nicole Kidman spielt Gertrude Bell in "Queen of the Desert"

    Aus den anderen Ende des Kinouniversums landete Werner Herzog mit „Queen of the Desert“ im Berlinale-Palast am Potsdamer Platz. Der Film erzählt von der Archäologin und Entdeckerin Gertrude Bell, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in zahlreichen Expeditionen die Kultur des Nahen Osten erforschte und nach dem Ersten Weltkrieg als Beraterin der britischen Regierung eine wichtige Rolle bei der Neuordnung der Region spielte.

    Herzog legt seiner schillernden und außergewöhnlichen Protagonistin ein episches Heldinnenporträt zu Füßen, das selbstbewusst auf der Klaviatur großer Abenteuerfilme spielt. Nicole Kidman gibt der Figur ikonische Größe, ohne die emotionalen Feineinstellungen zu vernachlässigen. Mit Panahis intimem Guerilla-Film und Herzogs konventionellem, aber bildgewaltigem Epos hat sich am ersten Wettbewerbstag die ganze Spannbreite dessen aufgetan, was Kino leisten kann. Und dazwischen ist noch viel Platz für interessante Seherfahrungen. Man darf gespannt sein, ob der weitere Verlauf des Festivals mit diesem vielversprechenden Auftakt mithalten kann.

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