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Interview
02.10.2021

Farbforscher Axel Buether: "Rot ist auch eine Farbe der Macht"

Der Farbwissenschaftler Axel Buether.
Foto: Martin Jepp

Was sagen uns Farben in der Politik? Farbwissenschaftler Axel Buether erklärt, was es mit dem Schwarz der CDU auf sich hat und ob Rot-Grün-Gelb zueinander passen.

Sie sind einer der wenigen und anerkannten Farbwissenschaftler. Jetzt allgemein gefragt – welche Bedeutung haben Farben für Menschen?

Axel Buether: Farben sind vor allem dazu da, dass wir unser Verhalten steuern, wie an unsichtbaren Fäden hängen wir an ihnen und verhalten uns genauso, wie die Botschaften der Farben uns das mitteilen.

Farben sind Signale für uns Menschen, auf die wir reagieren, ohne dass wir das willentlich beeinflussen?

Buether: Genau. Lediglich ein Prozent der Botschaft, die uns Farben mitteilen, wird uns überhaupt bewusst. Der absolut größte Teil und auch die Wirkung auf unser Verhalten bekommen wir gar nicht mit. Das geht beim Einkaufen los, bei der Kleidungswahl, wenn wir Menschen beurteilen und natürlich auch, wenn wir Botschaften von Politikerinnen und Politikern auf Wahlplakaten beurteilen.

Wie reagieren wir – zum Beispiel auf die Farbe Rot?

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Buether: Hier unterscheide ich mich von allen anderen Farbwissenschaftlern, weil ich das auch naturwissenschaftlich bewerte – etwa indem ich die biologischen Gründe des Farbsehens miteinbeziehe. Sechzig Prozent unseres Gehirns sind damit beschäftigt, Farbinformationen zu verarbeiten, da muss also etwas dran sein an den Farben. Im Gehirn ist unter dem Merkmal Rot eine Menge abgespeichert, nämlich all das, was wir im Zusammenhang mit Rot erleben.

Und das wäre?

Buether: Es gibt da keine einfache Definition, etwa, dass Rot immer Liebe bedeutet. Wir haben oft gegensätzliche Assoziationen. Bei Rot zum Beispiel: die Attraktivität. Rot macht Menschen attraktiver, sie sehen emotionaler, leidenschaftlicher aus. Es kann aber auch ein Schamrot sein. Dann hat das natürlich eine andere Bedeutung. Rot dient auch als Farbe der Macht. Gerade im Tierreich merkt man sehr stark, dass Führungsanspruch über Rot signalisiert wird. Das finden wir dann auch bei Menschen, etwas als das Rot der Kardinäle oder der Kaiser, Könige und Fürsten. Und heute laufen wir über den roten Teppich und so weiter. Als Letztes kann man noch das Gefährliche identifizieren: Kampf, Wut, Gefahr, Abschreckung. Wenn jemand zornrot wird, ist das die letzte Warnung, bevor er explodiert.

Rot steht nicht nur für die Liebe, die Farbe macht Menschen auch attraktiver, kann aber auch abschrecken. Politisch steht das Rot für sozialen Ausgleich, aber auch Revolution.
Foto: Adobe Stock

Für was steht Rot als politische Farbe?

Buether: Rot taucht bei den Sozialdemokraten auf, aber auch bei den Kommunisten und sogar schon in der Französischen Revolution. Die rote Fahne, die rote Scherpe, da ist etwas Revolutionäres und Aggressives mit drin – damals. Auf der anderen Seite ist es auch schon im 19. Jahrhundert zu einer Farbe geworden, die für sozialen Ausgleich in der Gesellschaft steht. Im Kontext von Parteien entfaltet Rot eher diese Wirkung. Neben dem sozialen Ausgleich verbinden wir auch das Machen und die Aktion damit. Deshalb schielen alle Parteien immer auch auf das Rot. Die CDU hat zum Beispiel ihr Logo in Rot geschrieben.

Wenn wir bei der CDU gelandet sind: Im politischen Spektrum verbinden wir die Farbe Schwarz mit der Partei. Schwarz hat doch ein schlechtes Image?

Buether: Aus der Biologie kommend – wir Menschen sind ja Lichtwesen, das heißt, bei Dunkelheit und Nacht sind wir hilflos – steht Schwarz für die Angst vor der Dunkelheit, in allen Kulturen. Schwarz ist böse, kann aber auch das Dramatische sein, man denke nur an die schwarze Bühne. Schwarz hat auch etwas Unnahbares. Politisch steht es für das Konservative, das Bewahrende. Schwarz findet sich schon heim Heiligen Römischen Reich, später war es in der Weimarer Republik die Farbe der Zentrumspartei. Das kommt auch vom Katholizismus, der ja wiederum für etwas steht, das schon lange da ist, auf das man sich einfach deshalb verlassen soll. Es ist die statischste Farbe im Farbenkreis. Aber Angela Merkel hat versucht, das zu ändern.

Inwieweit?

Buether: 2014 gab es den Versuch von ihr, Orange als Farbe einzuführen, um der Partei ein anderes Image zu geben. Nur gleichgültig wen sie heute fragen, niemand verbindet CDU heute mit der Farbe Orange.

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Einfach mal die Farbe zu ändern, das geht dann doch nicht?

Buether: Einfach ist das nicht. Farbe ist das am einfachsten zu begreifenden Merkmal für eine Botschaft. Deshalb funktionieren Farben so gut für uns – etwa die orangene Revolution, die rote Revolution. Man nimmt eine Farbe, und dann wissen alle, wofür man steht und wozu man gehört. Und Farben lösen Reflexe aus. Ich habe in meinem neuen Buch das Beispiel aufgeführt, dass ein Moderator im Rundfunk ein braunes Hemd anhatte. Im Netz gab es einen Shitstorm, was der Moderator damit sagen wolle. Woraufhin sich der Fernsehsender entschuldigt hat. Im politischen Spektrum ist Braun vollkommen verschwunden, obwohl sie ansonsten für uns eine positive Farbe ist. Naturmaterialien sind braun. Aber den Grünen wäre nie im Traum eingefallen, auch nur etwas Braun zu ihrer politischen Farbe zu machen.

Bei den Grünen steckt die Farbe ja sogar im Parteinamen.

Buether: Grün steht für Natur, Gesundheit, Ökologie. Das ist eine ganz klare Botschaft, deshalb heißt die Partei auch so. Die Kernbotschaft kommt durch die Farbe sehr gut rüber. So wie beim Rot, das für soziale Gerechtigkeit steht. Und im Schwarz steckt das Christliche drinnen, da kann die CDU gar nichts machen. Obwohl die liturgische Sprache im Christentum das Weiß ist, hat man sich für das Schwarz der Talare und der Macht entschieden. Das wollte Angela Merkel als Kernbotschaft der CDU verändern, etwa indem sie mit einer orangenen Handtasche durch den Bundestag gegangen ist.

Aber von diesem Vorhaben ist nicht viel übrig geblieben?

Buether: Das merkt man bei dieser Wahl, da ist die CDU wieder zu Schwarz zurückgefallen.

Was bedeutet das Gelb der FDP?

Buether: Gelb ist eine interessante Farbe, die gegensätzliche Wirkungen hat. Als Sonnenfarbe hat sie eine heitere, fröhliche Komponente. Ein reines Gelb ist sympathisch, unbeschwert. Politisch gesehen steht es in der Mitte des Farbkreises – eine ausgleichende Farbe. Die Farbe entzieht sich ein Stück weit auch immer anderen Farben und verbindet sich nicht gut mit anderen Farben, weil sie da schnell verschwindet.

Was passiert, wenn man zwei Farben im Politischen zusammenbringt? Verändert das ihre Bedeutung?

Buether: In der Politik stellt sich da immer die Frage, ob das glaubwürdig ist. Ein Beispiel aus der Wirtschaft: McDonald’s hat versucht, seine Firmenfarbe auf Grün zu ändern, auch um zu signalisieren, dass der Konzern ökologischer und grüner sein soll. Es glaubt nur niemand. Wenn man gesund essen will, geht man nicht zu McDonald’s. Wenn eine Farbe einmal eingeführt ist und tief mit der Marke verbunden ist, funktioniert ein Wechsel nur noch bedingt.

Übrigens, über eine Farbe haben wir noch gar nicht gesprochen.

Buether: Blau war die Farbe, die politisch noch offen war. Blau ist die Lieblingsfarbe der Deutschen, auch die Lieblingsfarbe der Menschen auf der Welt. Blau ist wahrhaftig, es steckt Offenheit, Freiheit und Frieden darin. Es hat etwas mit Völkerverständigung zu tun. Internationale Institutionen wie die EU, die UN oder das Kinderhilfswerk Unicef haben Blau als Markenzeichen ausgewählt. Die CDU/CSU hat immer diesen Spagat versucht. Die CSU ist ja auch blau. Aber wen man auch fragt, sie wird mit der Farbe Schwarz wahrgenommen – als konservative Partei. Blau ist jetzt politisch gekapert worden.

Und nimmt das so positiv besetzte Blau mit Offenheit und Freiheit der AfD auch ab?

Buether: Weiße Schrift auf blauem Grund stärkt in der Tat die Glaubwürdigkeit der Botschaften, deshalb funktioniert die Verbindung ja auch so erfolgreich beim Erscheinungsbild der Tagesschau. Im Moment wirkt sich die Vereinnahmung der Farbe durch nationalkonservative und EU-kritische Parteien in Europa noch nicht negativ auf die Symbolwirkung der Farbe aus, aber das kann sich auch ändern, denken Sie an die nachhaltige Umcodierung von Braun.

Und jetzt aber noch einmal zu den Kombinationen, also den Koalitionen von Farben.

Buether: Blau, das farblich sehr gut passen würde, etwa Blau-Grün, das wären wunderbare Farben für Natur und Umweltschutz, das fällt aus. Verbindet man Grün mit Rot, also das Ökologische mit dem Sozialen, würde das so aber auch passen. Genauso waren die Botschaften im Wahlkampf zu verstehen.

Und wie schaut es mit der Kombination von Grün und Schwarz aus, würde das funktionieren?

Buether: Wenn alles toll wäre, wie es jetzt gerade ist, könnte man problemlos Schwarz mit Grün verbinden. Das Bewahren und das Gesunde wären dann eins. Aber da alle ganz genau wissen, dass das nicht so ist, muss sich etwas verändern. Die Grünen wollen etwas verändern. Das passt dann besser in der Farbklaviatur zu Rot und Gelb. Das Gelb dann auch als das Verbindende. Von der Farbenlehre und von den Botschaften ist das eine relativ natürliche Kombination.

Ist es schwieriger, drei Farben zu kombinieren als zwei Farben?

Buether: Wenn Sie sich die Farben der Welt anschauen, haben die Nationalfarben in der Regel zwei bis drei Farben. Wenn es mehr werden, kann man sich das nur schwer merken, dann wird es wieder diffus. Man vermeidet bei den Wappenfarben schon seit Jahrhunderten zu komplexe Botschaften. Drei als die magische Zahl funktioniert da noch perfekt für Farben.

Zur Person: Axel Buether, 1967 in Weimar geboren, gehört zu den führenden Farbwissenschaftlern in Deutschland. An der Bergischen Universität Wuppertal ist er Professor für Didaktik der visuellen Kommunikation. Er hat zahlreiche wissenschaftliche, aber auch populärwissenschaftliche Bücher zum Thema geschrieben. Jüngst erschien von ihm im Droemer Verlag „Die geheimnisvolle Macht der Farben. Wie sie unser Verhalten und Empfinden beeinflussen“ (320 Seiten, 25 Euro). Seit 2007 hat Buether den Vorsitz des Deutschen Farbzentrums – Zentralinstitut für Farbe in Wissenschaft und Gestaltung inne.

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