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Interview: Hauptsache, die Regie hat was zu sagen

Interview

Hauptsache, die Regie hat was zu sagen

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    Wie fällt Ihr Fazit nach fünf Jahren Castorf-„Ring“ aus?

    Frank Castorf wurde engagiert, weil er eine ganz eigene Ästhetik hat und weil er in Bayreuth eine völlig neue Sichtweise auf das Stück bringen sollte. Und das hat er wirklich getan. Natürlich war seine Sichtweise erst mal gewöhnungsbedürftig. Das haben wir ja auch bei Hans Neuenfels erlebt („Lohengrin“, 2010 bis 2015), der wurde im ersten Jahr gar nicht akzeptiert und dann sehr. Castorf hat während der Arbeit am „Ring“ im Sinne des Bayreuther Werkstattgedankens beharrlich weitergedacht. Er war dieses Jahr viel bei den Proben dabei. Ich finde auch, dass „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ sich noch einmal enorm verdichtet haben.

    Das Publikum hat seinen Frieden mit Castorfs „Ring“ gemacht?

    Man merkt, dass das Publikum mit dem „Ring“ in gewisser Weise zusammengewachsen ist. Da ist nicht nur eine Form von Frieden, sondern auch ein Verständnis für diese Sichtweise gewachsen. Ich ziehe ein positives Resümee.

    Gibt es schon Überlegungen für eine weitere Zusammenarbeit?

    Soweit waren wir jetzt noch nicht. Aber man ist grundsätzlich meistens traurig, wenn eine Produktion ausläuft. Es ist bildgewaltig, es sind tolle Bühnenbilder, aber auch die Regie hat sich wie gesagt verdichtet, sie ist viel intensiver geworden als zu Beginn.

    Kürzlich gab es das Jubiläum „100 Jahre Wieland Wagner“, den szenischen Erneuerer der Bayreuther Festspiele. Castorf ist ja ein komplettes Gegenprogramm zu Wieland.

    Das zeichnet Bayreuth aus. Wir wollen unterschiedliche Ästhetiken haben, und wir haben im Spielplan sehr verschiedene künstlerische Ansätze. Das ist es, was Bayreuth lebendig hält: dass man nicht nur in eine Richtung geht, dass es optisch und in den Regieansätzen vielfältig ist und bleibt.

    Wie geht es mit dem „Ring des Nibelungen“ nun weiter? Es heißt, mehrere Regisseure sollen den nächsten „Ring“ inszenieren.

    Das sind vorläufig Mutmaßungen, Spekulationen. Ich werde das erst 2019 bekannt geben. Ein paar Geheimnisse muss ich ja noch bewahren.

    Fragen interessierte Regisseure eher bei Ihnen an oder gehen Sie auf potenzielle Kandidaten zu?

    Es gibt beides. Aber es ist so: Wir spielen hier ein sehr begrenztes Repertoire, und wichtig beim Regisseur ist grundsätzlich, dass er mit dem angebotenen Stück etwas anfangen kann. Das sehen Sie bei Barrie Kosky, der hat sich nach meiner Anfrage ein halbes Jahr Bedenkzeit erbeten und gesagt, er müsse erst schauen, ob er einen Zugang zu den „Meistersingern“ findet. Und als er letztendlich zugesagt hat, da war er Feuer und Flamme für das Stück. Und das ist das Entscheidende, dass man Regisseure findet, die zu dem jeweiligen Stück etwas zu sagen haben. Das ist beispielsweise auch bei Neo Rauch (Bühnenbild „Lohengrin“) nächstes Jahr so. Das wird wirklich interessant, er wird uns in eine andere Bildwelt entführen. Das hat eine große Magie, das wird bildgewaltig werden im besten Sinne. Das hat jetzt schon große Kraft – allein im Modell. Es ist ein künstlerischer Prozess, da merkt man, das Gegenüber brennt für das Stück, hat was zu sagen. Das ist schwierig zu beschreiben, da geht es auch viel um Emotion. Interview: Ute Wessels, dpa

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