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Interview
14.07.2021

Maler Gottfried Helnwein: "Warum sollte ich weinen?"

Der Maler Gottfried Helnwein vor einer seiner Arbeiten.
Foto: Cyril Helnwein / © Geuer & Geuer Art, Düsseldorf

Seine Bilder rufen häufig schockierte Reaktionen beim Publikum hervor. Jetzt stellt der Künstler in Venedig aus. Ein Gespräch über die Lagunenstadt und die Malerei.

Herr Helnwein, wir sind hier in Venedig, umgeben von Kunstgeschichte. Welches Verhältnis haben Sie zur „alten Kunst“?

Gottfried Helnwein: Als ich jung war, habe ich mich geweigert, mich mit der Kunstgeschichte auseinanderzusetzen. Auf der Kunstakademie arbeitete ich wie ein autistisches Kind, das heißt, ich habe jede traditionelle, orthodoxe Technik oder Information abgelehnt und die Vergangenheit der Kunst einfach ausgeblendet. Erst nach Jahren habe ich plötzlich gemerkt, dass dieser Widerstand bei mir weggeschmolzen war. Ich war plötzlich interessiert an der alten Kunst, und ich beschloss, nach Italien zu fahren, zu den Uffizien, weil dort die meisten wichtigen Werke der Renaissance zu sehen waren. Ich hatte keinerlei Ehrfurcht oder Respekt vor den alten Meistern, ich war aber auch nicht mehr dagegen, ich war tatsächlich vollkommen neutral. Ich hielt das für eine einmalige Chance, völlig unvoreingenommen zu sehen, wie diese Kunst auf mich wirken würde. Ich dachte, letzten Endes waren das ja auch nur Maler wie ich und meine Kollegen, die vor langer Zeit einmal gelebt haben. Womit ich nicht gerechnet hatte, dass nach Betreten des Museums schon die ersten Bilder einen Schock bei mir auslösen würden. Die Wucht der ästhetischen Qualität war vollkommen überwältigend, ich war so zutiefst erschüttert, dass mir die Tränen kamen.

Was macht Venedig mit Ihnen?

Helnwein: Wenn ich hier durch die Straßen gehe, habe ich das Gefühl, alles fällt von mir ab, alles ist so, wie es sein soll, die Welt ist wieder im Lot. Ich bin wieder zu Hause.

Kann man Venedig malen?

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Helnwein: Man kann alles malen, wenn es sein muss, auch Venedig, aber das würde ich niemandem empfehlen. Canaletto hat das schon gemacht.

Es heißt, Sie seien gemeinsam mit Ihrem Studienkollegen und Freund, dem inzwischen verstorbenen Karikaturisten Manfred Deix, Ende der 1960er Jahre zu Fuß von Venedig nach Wien gelaufen. Wie sind Sie denn nach Venedig gekommen?

Helnwein: Wir haben beschlossen, die große Welt zu sehen, und sind nach Venedig getrampt. Wir haben da allerdings nicht sehr viel gesehen, weil wir plötzlich feststellten, dass wir gar kein Geld hatten. Wir mussten also umkehren und uns wieder auf den Heimweg machen. Das Dumme war, dass wir mit unseren langen Haaren, verschwitzt und mit verdreckter Kleidung, nicht mehr sehr vertrauenswürdig aussahen, und kein Autofahrer stehen blieb, um uns mitzunehmen. Und da ist meinem Freund Manfred plötzlich eingefallen, dass seine Freundin alleine zu Hause saß und in seiner überhitzten Fantasie sah er all die anderen Studenten in ihre Wohnung einsteigen. „Marietta!“, schrie er. „Ich muss nach Hause!“, und er begann zu laufen. Ich lief ihm nach und rief noch: „Bleib doch stehen. Du kannst doch nicht bis nach Wien laufen.“ So dachte ich zumindest. Was ich damals nicht wusste: Man kann. Er ist jedenfalls immer weitergelaufen, und ich bin hinter ihm her. Wir gingen und rannten immer weiter, die ganze Nacht hindurch, und den ganzen nächsten Tag und die Wahrnehmung von Raum und Zeit löste sich langsam auf. Bis wir tatsächlich in Wien ankamen.

Blick in die Biblioteca Nazionale Marciana in Venedig, wo Gottfried Helnwein aktuell seine Arbeiten zeigt.
Foto: Vittorio Pavan / © Geuer & Geuer Art, Düsseldorf

Wir befinden uns in den geschichtsträchtigen Sale Monumentali der Biblioteca Nazionale Marciana. Ihre Bilder treffen hier auf die Wand- und Deckengemälde der italienischen Renaissance-Meister Veronese, Tizian und Tintoretto. Was entsteht hier?

Helnwein: Dieser Ort ist ja geladen mit Geschichte: Päpste gingen hier ein und aus, Galileo Galilei hat hier sein neues Weltbild erklärt, Napoleon war hier. Es ist eine der bedeutendsten Bibliotheken der Welt. Aber es ist ein interessantes Experiment, als zeitgenössischer Künstler seine Arbeiten in einem Saal auszustellen, deren Wände und Decken mit Arbeiten von Veronese, Tintoretto und Tizian gepflastert sind. Es ist eine andere Sache, wenn Jeff Koons seine riesige „Pink Pudels Balloon“-Skulptur im Louvre ausstellt. Das funktioniert schon allein durch den extremen Kontrast zur alten Kunst. In meinem Fall ist das schon etwas komplizierter, da sich mein Medium und meine Technik nicht wesentlich von denen der alten Meister unterscheiden. Nur durch die Thematik und Komposition ist zu erkennen, dass dies Werke des 20. beziehungsweise 21. Jahrhundert sind. Dadurch, finde ich, ist das ein sehr interessanter Dialog geworden. Wenn man meine Arbeiten direkt neben den Bildern Veroneses und Tintorettos sieht, erkennt man sofort, dass sie in einem anderen Jahrhundert entstanden sind, aber man kann auch sehen, dass es in der Lichtführung, der expressiven Haltung und Gestik der dargestellten Personen und auch der Theatralik der Malerei durchaus Parallelen und Berührungspunkte gibt. Ich denke, dass dieser Dialog zwischen diesen beiden Zeitaltern der Kunst gelungen ist.

Im Gegensatz zu den Alten Meistern lösen Ihre Bilder extreme Reaktionen aus, auch hier steht am Eingang ein Warnhinweis für Besucher. Kommt Ihre Kunst eigentlich von „Kontern“ oder von „nicht anders Können“?

Helnwein: Eher von Müssen. Kandinsky hat einmal gesagt, Kunst muss aus innerer Notwendigkeit kommen, und diese innere Notwendigkeit rechtfertigt alles, die Mittel, den Stil und so weiter. Für mich war die Entscheidung, Künstler zu werden, eine Notwendigkeit, die mir keinen anderen Ausweg gelassen hat. Mit all den Themen, die mich beschäftigen, die mich niemals losgelassen haben, vor allem dem Element der Grausamkeit, der Gewalt gegen Unschuldige, konnte ich mich nur mehr mithilfe ästhetischer Mittel auseinandersetzen.

Wie wichtig ist die Wirkung Ihrer Bilder für Sie?

Helnwein: Ich habe schnell gemerkt, dass meine Bilder sehr emotionale Reaktionen bei den Menschen auslösen. Das war für mich auch so ein Schlüsselmoment, wo ich plötzlich verstanden habe, was für eine Macht Bilder haben können, dass man damit in Bereiche des Unterbewusstseins vordringen kann, wo man verbal gar nicht hinkommt. Von da an wurde meine Kunst ein Dialog mit dem Publikum. Und ich muss sagen, ich habe eigentlich am meisten von den Reaktionen der Betrachter gelernt, mehr als von allen Experten. Und das ist es ja auch, was Kandinsky gefordert hat: Die Kunst braucht nur den naiven Betrachter, das heißt, den Unvoreingenommenen.

In Ihrer großen Albertina-Ausstellung 2013 standen Besucher weinend vor Ihren Bildern.

Helnwein: Was den Direktor der Albertina wirklich erstaunt hat. Er hat gesagt: Wir haben die ganze Moderne gezeigt und die zeitgenössische Kunst von Kiefer bis Warhol, aber das haben wir noch nie erlebt, dass Leute weinen vor Bildern. Also da wusste ich, jetzt ist meine Kunst angekommen.

Weinen Sie beim Malen?

Helnwein: Warum sollte ich weinen?

Heißt das, Sie sind so nah am Pigment, dass für Gefühle kein Platz ist?

Helnwein:Ja. Als Künstler muss man immer die Kontrolle behalten, man muss eine gewisse Distanz und einen kühlen Kopf haben, bei aller Leidenschaft. Ich kann nicht Publikum und Darsteller zugleich sein, das geht nicht. Aber ich bin mir immer in dem Moment, wo ich das mache, bewusst, dass ich mit jemandem kommuniziere, das ist das wichtigste Element für mich. Wenn ich wüsste, der zweite Teil, die Reaktion des Betrachters fände nicht statt, würde ich nicht malen. Ich mache das nicht aus therapeutischen Gründen. Für mich ist tatsächlich ein Werk erst beendet, wenn der Betrachter es gesehen hat, und emotional berührt ist.

Der Künstler: Gottfried Helnwein, 1948 geboren, stammt aus Wien. Als Künstler setzt er sich vor allem mit Themen wie Gewalt und Schmerz auseinander, entsprechend kontrovers diskutiert sind seine Arbeiten. Vom 3. Juli bis 15. August 2021 präsentiert die Biblioteca Nazionale Marciana in Venedig unter dem Titel „Das stille Leuchten“ ausgewählte Gemälde des Künstler.

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