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Interview: The Jacksons: „Wir waren eine Gruppe, die 100 Prozent gab“

Interview

The Jacksons: „Wir waren eine Gruppe, die 100 Prozent gab“

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    The Jacksons im Jahr 1978 mit (von links) Michael, Marlon, Randy, Jackie und Tito Jackson.
    The Jacksons im Jahr 1978 mit (von links) Michael, Marlon, Randy, Jackie und Tito Jackson. Foto: Gregg Coban, Sonymusic

    Tito, Jackie, warum habt ihr euch entschieden, eure klassischen Alben jetzt wieder zu veröffentlichen?

    Tito Jackson: Nun, sie waren zu der Zeit ihrer ursprünglichen Veröffentlichung so populär, dass die junge Generation heute sicher auch ihre Freude daran haben wird. Speziell, wenn man sich anschaut, was in der Welt los ist, übermittelt ein Song wie „Can U Feel It“ eine sehr kraftvolle Botschaft. Außerdem: Die Jacksons hatten sehr viel Erfolg in der Vergangenheit. Wenn du all die anderen Gruppen betrachtest, die Beatles, die Stones, auch sie bringen ihre Alben regelmäßig neu gemastert oder in Sondereditionen auf den Markt. Die Zeit ist jetzt genau richtig. Es gibt viele junge Menschen, viele Kinder, die damals noch nicht auf der Welt waren. Also: Warum nicht?

    Benötigen die Menschen aktuell besonders dringend positive Musik, um aufgeheitert und ermutigt zu werden?

    Tito Jackson: Oh, absolut. Die Messages in vielen Songs von früher sind viel stärker als die Messages, die es vielfach in der Musik von heute gibt. Manchmal musst du die Leute daran erinnern, dass wir die Welt heilen müssen, wie mein Bruder Michael einst schon sagte in seinem Song „Heal The World“. Lieder wie „Can U Feel It“, „We Can Change The World“, „We Are The World“ – das sind wunderbare Songs, an die sich die Menschen erinnern, und die sie bis heute gerne mitsingen.

    Denkst du, die Jacksons haben die Welt verändert mit ihrer Musik?

    Tito Jackson: Wir tauchten in einer Zeit auf, als Kids unterschiedlicher Rassen begannen, mehr und mehr Gemeinsamkeiten zu entdecken und sich wirklich näherkamen. Die Jackson 5 waren die gemeinsame Leidenschaft von schwarzen und weißen Kids, auf uns konnte man sich einigen. Wir waren eng verknüpft mit der damaligen Bürgerrechtsbewegung und unterstrichen mit unserer Musik und unserem Auftreten: Wir sind alle eins.

    Ihr habt eine neue Version des Songs „Can U Feel It“ produziert, die auch Ausschnitte aus legendären Reden von Martin Luther King und von Barack Obama enthält. Warum habt ihr das genau in diesem Song gemacht und was ist euer Anliegen?

    Jackie Jackson: Wir haben „Can U Feel It“ vor mehr als 30 Jahren geschrieben – er war ein echter Spätzünder. Erst mit den Jahren kam die Nummer wirklich groß raus, eben weil sie sehr gut darin ist, Menschen zu vereinen. Das Timing, jetzt einen Remix dieses Songs zu machen, ist optimal, denn eine Vielzahl von Kids haben „Can U Feel It“ noch nie gehört. Also entschieden wir uns, das Lied zu remixen und den größten Rapper der Welt hineinzubringen. Wenn Martin Luther King anfing zu rappen, hörte ihm die ganze Welt zu (lacht).

    Tito Jackson bei einem Auftritt in München 2013.
    Tito Jackson bei einem Auftritt in München 2013. Foto: Marc Müller, dpa

    Als ihr von Mitte der Siebziger vom Plattenlabel Motown zu Epic gewechselt seid und euch nicht mehr The Jackson 5, sondern The Jacksons nanntet, hattet ihr mehr kreative Freiheit und konntet endlich eure eigenen Songs schreiben und auch produzieren. War das seinerzeit ein wichtiger Schritt für euch?

    Tito Jackson: Das war ein massiver Schritt nach vorne für uns. Wir hatten jetzt nicht mehr die Sicherheit von Motown, die praktisch eine Hitgarantie bedeutete, weil Motown diese tollen Komponisten hatte. Aber es war wichtig für uns, selbst Produzenten und Komponisten zu werden, indem wir Motown verließen und zu einem anderen Label gingen. Auch unsere Stimmen veränderten sich, Michael war nicht länger der neunjährige niedliche Junge, er war jetzt 13, 14. Und es war eine herausfordernde Zeit. Wir waren jedoch überzeugt, dass wir weiter Erfolg haben würden, denn Epic brachte uns mit Hitproduzenten wie Kenny Gamble und Leon Huff zusammen. Besser geht es nicht. Die beiden hatten für viele Hits gesorgt, etwa für The O’Jays oder für Teddy Pendergrass. Unsere wichtigste Motivation, Motown zu verlassen, war, dass Epic uns die Möglichkeit gab, selbst Musik zu schreiben. Motown hielt uns immer davon ab, diese Musik zu präsentieren. Deren Haltung war: „Wenn es nicht kaputt ist, warum sollte man es reparieren?“

    „Blame It On The Boogie“ und „Shake Your Body (Down To The Ground)“ vom „Destiny“-Album sorgen auch heute noch für volle Tanzflächen. Bringen diese Songs auch euch selbst noch in Stimmung?

    Tito Jackson: Ja, das tun sie. Und wie.

    Jackie Jackson: Das ist die Sorte von Songs, die dich aufspringen, tanzen und deine Zeit genießen lässt. Wir waren ja ohnehin dafür bekannt, solche Songs zu schreiben, die viele Menschen als eine große Familie zusammenkommen lassen und die dir Lust darauf machen, auszugehen und eine fantastische Zeit zu haben.

    Apropos große Familie: Ihr seid nicht nur Brüder, sondern sagt auch, ihr hättet euch immer als beste Freunde empfunden. Was ist der Unterschied zwischen Brüdern und Freunden?

    Tito Jackson: Ich sehe keinen großen Unterschied zu anderen Familienunternehmen. Wir könnten theoretisch auch in der Baubranche tätig sein oder wo auch immer. Der Unterschied zwischen besten Freunden und Brüdern ist der: Wenn du Streit mit deinem besten Freund hast und schwörst, nie wieder ein Wort mit ihm zu sprechen, dann kannst du das machen. Aber wenn du aus einer eng verbundenen Familie kommst, dann wird es nie passieren, dass du gar nicht mehr mit deinem Bruder kommunizierst. Vielleicht ist mal für ein, zwei Wochen Funkstille, doch du wirst dich wieder vertragen. Denn die Liebe und das Blut sind da.

    Jackie Jackson.
    Jackie Jackson. Foto: Remko de Waal, dpa

    Als ihr euer Familienunternehmen gegründet habt, wart ihr noch Teenager. Wie aufregend war das alles damals für euch?

    Tito Jackson: Zu der Zeit haben wir gar nicht gemerkt, wie viel und wie hart wir arbeiteten. Wir hatten zu viel zu tun, um Spaß zu haben. Und die Schule war echt leicht für uns, vor allem in Fächern wie Geschichte. Ich weiß noch, wie wir einmal England durchnahmen und die Queen und den Buckingham Palace. Wir konnten direkt aus erster Hand einen Bericht liefern. Denn wir waren dort, haben der Queen die Hand geschüttelt… nein, nicht die Hand geschüttelt, wir haben uns vor ihr verbeugt. Die anderen Kids konnten das kaum glauben. Zu der Zeit wussten viele unserer Kumpels noch gar nicht, dass wir die Jackson 5 waren. Ja, das hat schon sehr viel Spaß gemacht. Wir sind gereist, wir haben Dinge gesehen, die andere nicht sehen. Als Kind die Wachablösung zu erleben, das war eine große Sache.

    Wie war die Queen?

    Tito Jackson: Wir haben aus Anlass ihres Silbernen Jubiläums für sie gespielt. Sie kam zu uns und erzählte uns, dass sie einige unserer Singles hat. Einer ihrer Lieblingssongs war „Dancing Machine“, sagte sie.

    Die Jackson 5 werden auch die „erste Boyband in der Geschichte“ genannt. Habt ihr euch selbst als Boyband gesehen?

    Jackie Jackson: Ich denke, das war so. Wir waren eine Gruppe, die Musik machte und die 100 Prozent gab. Die Leute liebten unsere Musik überall auf der Welt. Es ging ziemlich schnell mit unserem Erfolg. Und wie Tito sagt, wir gingen noch zur Schule, erzählten von unseren ersten drei Alben niemandem, und auf einmal hörte man unsere Songs an jeder Ecke. Viele sahen uns zum ersten Mal im Fernsehen singen, als wir in der Ed Sullivan Show auftraten. Als wir am Tag danach wieder in die Schule kamen, war der Teufel los. Wir schafften es kaum noch ins Klassenzimmer.

    Die Jacksons Anfang der 1970er Jahre begann die Karriere der fünf Brüder aus Gary/Indiana mit Nummer-eins-Hits wie „I Want You Back“ und „I’ll Be There“. Bald tourten The Jackson 5 um die Welt. 1976 änderten sie ihren Namen in The Jacksons. Alsbald jedoch wurde der jüngste Bruder Michael zu groß für die Gruppe und startete seine beispiellose Solokarriere. Nun werden die letzten sechs Studioalben von The Jacksons neu veröffentlicht. Das Gespräch mit Tito (67) und Jackie Jackson (69) erfolgte in paralleler Videoschaltung.

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