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Contra-Kommentar: Essen von daheim in die Kantine mitnehmen? Nein, das geht gar nicht!

Contra-Kommentar

Essen von daheim in die Kantine mitnehmen? Nein, das geht gar nicht!

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    Essen von daheim in die Kantine mitbringen? Bloß nicht! Der Meinung ist unser Autor.
    Essen von daheim in die Kantine mitbringen? Bloß nicht! Der Meinung ist unser Autor. Foto: Eduardo Lopéz, dpa

    Sich in die Essgewohnheiten anderer einzumischen, ist nicht ratsam. Ernährungsweisen haben heute fast religiösen Charakter. Es geht um Bekenntnisse, Moral und Überlebensfragen. Currywurst mit Pommes war früher einfach ein Kantinengericht und eine Geschmacksfrage.

    Essen zubereiten: Wer nur sich selbst traut, macht sich das Leben schwer

    Heute trägt man mit dem Teller eine Gewissensentscheidung mit sich herum und lädt je nach Standpunkt schwere Schuld mit Sauce auf sich. Wenn jemand nur dem traut, was er selbst zubereitet hat, macht er sich das Leben freiwillig schwer. Aber das steht jedem frei, weshalb die Mittagessen-von-daheim-Mitbringer mit ihren käsigen Tupperschüsseln ein Recht darauf haben, unbehelligt zu bleiben.

    Man schreibt Kollegen ja auch nicht vor, ob sie mit oder ohne Fahrradhelm ins Büro kommen. Jeder wie er mag, solange es nicht jeden Tag Bio-Kohlsuppe ist, was auf dem Gepäckträger schwappt.

    Es ist wie in der Losbude: Du weißt nie, was du bekommst

    Wer sein Tupperzeug mittags in der Mikrowelle wärmt und sich dann an seinen Schreibtisch verkrümelt, um gesund und „safe“ zu essen, soll sein Solo-Statement genießen. Die anderen gehen seufzend in die Kantine. Das ist der letzte Ort der kollektiven Machtlosigkeit und des hierarchiefreien Ausgeliefertseins . Du isst, was es gibt.

    Wie an der Losbude können das oft Nieten, aber auch mal ein schöner Gewinn sein. Gemeinsam Gericht halten über Schreddersalat, Geschnetzeltes oder Gemüsebrei in der kasachischen Woche dient dem Betriebsklima, das viel stärker durchschlägt als das Weltklima, für dessen Rettung die Kantine ungefähr so geeignet ist wie ein Flughafendrehkreuz.

    Und wenn da jemand mit am Tisch sitzt und aus seiner Tupperschüssel Trüffel auf Lauch an Nudeln löffelt, ist das nicht nur unhöflich gegenüber dem Kantinenpersonal. Dabei sein wollen, aber nicht früher sterben – das geht gar nicht.

    Hier lesen Sie den Pro-Kommentar von Lea Thies .

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