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Interview: Daniel Brühl über Marvel-Charakter: "Endlich darf ich seine Maske tragen"

Interview

Daniel Brühl über Marvel-Charakter: "Endlich darf ich seine Maske tragen"

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    Daniel Brühl, hier im Sommer 2018, spricht im Interview über seine Marvel-Rolle und seien Arbeit hinter der Kamera.
    Daniel Brühl, hier im Sommer 2018, spricht im Interview über seine Marvel-Rolle und seien Arbeit hinter der Kamera. Foto: Monika Skolimowska, dpa (Archiv)

    Daniel, als Sie vor fünf Jahren im Kinofilm „The First Avenger: Civil War“ erstmals den Bösewicht Zemo spielten, ahnten Sie damals schon, dass das möglicherweise nicht Ihr letzter Auftritt im Marvel-Universum gewesen sein könnte?

    Daniel Brühl: Ich wusste zumindest, dass die Möglichkeit besteht. Es ist ja immer ein gutes Zeichen, wenn sie dich nicht umbringen! Aber ich glaube, damals gab es auch vonseiten Marvels noch keinen konkreten Plan. Und es wäre für mich auch okay gewesen, wenn es bei dieser einmaligen Sache geblieben wäre. Allerdings habe ich mich dann schon sehr gefreut, als der Anruf wegen „The Falcon and The Winter Soldier“ kam.

    Hatten Sie keine Sorge, sich zu wiederholen?

    Brühl: Spätestens als ich die Drehbücher bekam, hatte ich diese Sorge nicht mehr, denn da war sofort zu sehen, dass sie dieses Mal mit Zemo etwas anderes vorhaben. Da bestand gar nicht die Gefahr, dass ich noch mal das Gleiche mache wie damals. In der Serie lernt man ein paar andere Seiten und Facetten dieser Figur kennen, was mir natürlich großen Spaß gemacht hat. Der adlige Hintergrund dieses Barons zum Beispiel erlaubte mir viel herrliche Arroganz und Blasiertheit; da gab es dieses Mal viel mehr Sinn für Humor. Und endlich darf ich seine ikonische Maske tragen, die man aus den Comics kennt! Dass es bei „Civil War“ keine einzige Szene mit dieser Superschurken-Maske gab, war damals ja schon eine klitzekleine Enttäuschung.

    Dass Sie viel Sinn für Humor und Selbstironie haben, zeigte auch kürzlich auf der Berlinale Ihr Regiedebüt „Nebenan“. Wie kommt es eigentlich, dass Sie nicht viel öfter Komödien drehen?

    Brühl: Humor ist ja eine durchaus schwierige Sache. Ich habe schon immer mal Drehbücher für Komödien bekommen, aber die haben selten so ganz meinen Humor getroffen. Vielleicht bin ich da sehr speziell. Auf jeden Fall bin ich sehr nah dran am englischen Humor, auch am österreichischen. Die stehen bei uns ja nicht immer ganz oben auf der Tagesordnung. Aber für das nächste Jahr gibt es zum Beispiel in Österreich ein Projekt, das ich sehr gerne machen würde, das komplett Schiene und meine Art von Humor ist.

    Statt nach vorne nun erst noch einmal kurz der Blick zurück. 2020 war für Sie ein sehr turbulentes Jahr: Sie haben die Marvel-Serie zu Ende gedreht und dann besagte Regiearbeit, wurden noch einmal Vater und dann war da auch noch eine weltweite Pandemie. Wie haben Sie das alles unter einen Hut gebracht?

    Brühl: Naja, gleichzeitig gab es ja auch unglaublich viel Stillstand. Ich glaube, ich habe noch nie so viel Zeit mit meiner Familie verbracht wie letztes Jahr. Normalerweise bin ich in meinem Beruf ja ständig unterwegs und auf Reisen, was natürlich plötzlich fast alles wegfiel. Ich war noch nie so lange am Stück in Berlin wie 2020. Neben dem ganzen Horror, den diese Pandemie mit sich gebracht hat, und all den Projekten, die weggebrochen sind oder verschoben wurden, hatte die Situation also auch etwas Positives.

    Immerhin konnten Sie im Sommer „Nebenan“ umsetzen!

    Brühl: Das war ein großes Glück. Und natürlich auch deswegen möglich, weil sich dafür eigentlich immer nur drei oder vier Schauspieler in einem geschützten Raum, einer Berliner Kneipe, befinden mussten. Bei „The Falcon and The Winter Soldier“, wo die Arbeit schon 2019 begonnen hatte, gab es logistisch deutlich größere Probleme. Aber am Ende haben sie alles hinbekommen. Jetzt kann man nur hoffen, dass immer weiter schrittchenweise ein bisschen mehr Normalität zurückkehrt. Auch wenn ich mich wirklich nicht allzu sehr über das letzte Jahr beschweren will, schließlich konnte ich zumindest ein bisschen arbeiten und meine Familie ist gesund geblieben. Viele Menschen haben ja ganz anders darunter gelitten.

    Zurück noch einmal zur Marvel-Serie, wo Sie in der dritten Folge als Zemo eine winzige Tanzszene haben, die sich sofort als GIF (Anmerkung der Redaktion: kurze, sich wiederholende Videosequenzen) und Meme in den sozialen Netzwerken verbreitete ...

    Brühl: Es ist wirklich irre, wie sich so etwas manchmal online entwickelt. Ich bin selbst noch vollkommen baff. Und habe mich schlapp gelacht zu sehen, was die Leute daraus machen und welche Songs sie da so drunterlegen.

    Stimmt es denn, dass dieser kurze Moment, der auf der Tanzfläche eines Nachtclubs spielt, komplett improvisiert war?

    Brühl: Genau, das war eigentlich nicht Teil der Szene. Aber ich stand dann da als Zemo, die Tanzfläche bebte, die Komparsen tanzten und die Musik war schön laut. Da dachte ich mir: Mensch, dieser Typ hat ein paar Jahre im Knast gesessen, der muss jetzt mal ein bisschen Dampf ablassen. Also habe ich mir schnell überlegt, wie Zemo wohl tanzen würde und mir diesen etwas roboterhaften Tanz-Style ausgedacht. Alle haben gelacht, die Regisseurin hat es auch gefeiert, aber ich war mir trotzdem hundertprozentig sicher, dass das am Ende rausgeschnitten wird. Dass letztlich aus dieser Impro etwas wurde, das online so abgeht, ist echt herrlich.

    In „Nebenan“ nehmen Sie ein wenig die Geheimniskrämerei auf den Arm, die es bei Superhelden-Filmen oft schon während der Entstehung gibt. Wie sind da Ihre realen Erfahrungen mit der Marvel-Welt? Dürfen Sie nicht einmal Ihrer Frau verraten, was Sie drehen?

    Brühl: Mit meiner Familie kann ich schon teilen, was ich da mache. Aber tatsächlich darf man meistens wenig wissen und noch weniger verraten. Was ja auch komplett verständlich ist. Dank des Internets und der Abermillionen von Fans, die diese Projekte haben, passiert es so schnell, das irgendetwas herauskommt. Und für eine Serie wie „The Falcon and The Winter Soldier“ wäre es tödlich, wenn da vorab etwas elementar Wichtiges vorab verraten wird, denn dann macht die Sache eben keinen Spaß mehr.

    Haben Sie sich schon mal wegen eines Drehbuchs oder einer Rolle verplappert?

    Brühl: Ich hatte schon Albträume, aus denen ich aufgewacht bin, und dachte, ich hätte ein Drehbuch in einem Café vergessen. Ist mir aber zum Glück noch nie passiert. Und wenn ich mal mit geheimen Drehbuchseiten reisen musste, dann habe ich die selbst im Schlaf nicht losgelassen. Das Thema beschäftigt einen also permanent, wenn man mit so großen Produktionen zu tun hat. Wobei ich aber noch dazusagen muss, dass ich mich in „Nebenan“, wo ich alles aufs Korn nehme, was ich jemals gedreht habe, nicht direkt auf Marvel bezogen habe. Außerdem haben die dort viel Humor und werden das schon richtig verstehen, sollten sie den Film jemals zu Gesicht bekommen.

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