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Pro und Kontra: Gäste zuhause nach Impfstatus fragen? Was dafür spricht – und was dagegen

Pro und Kontra

Gäste zuhause nach Impfstatus fragen? Was dafür spricht – und was dagegen

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    Ein Schnelltest ist schnell gemacht - unsere Autorin hält es daher für sinnvoll, auch Gäste zu bitten, sich testen zu lassen.
    Ein Schnelltest ist schnell gemacht - unsere Autorin hält es daher für sinnvoll, auch Gäste zu bitten, sich testen zu lassen. Foto: Sven Hoppe, dpa (Symbolbild)

    Der Pro-Kommentar von Lea Thies:

    Wenn wir aus der Pandemie etwas gelernt haben, dann das: Man kann sich wegen des Themas Corona trefflich streiten. Impfen, testen, 3G, 2G, 3G plus, Maske, hastdunichtgesehen. Da tun sich mitunter Gräben auf, ja sogar Corona-Grand-Canyons, Freundschaften leiden unter Pandemie-Talk, manche werden anschließend wegen unüberbrückbarer Differenzen sogar beendet. So ist das während einer Pandemie. Die einen haben Angst oder sind zumindest vorsichtig, die anderen nicht.

    Alle, die zu letzterem Lager gehören und Corona für so gefährlich wie eine Grippe halten, dürfen hier nun ihre Nerven schonen und gleich weiter zum Kollegen Mayr (unter diesem Text) hüpfen. Der Ansatz wird ihnen vielleicht besser gefallen. Sollten Sie ihre Ambiguitätstoleranz trainieren wollen, dürfen Sie selbstverständlich weiterlesen, aber ich möchte hinterher keine Beschwerden hören, ich hatte Sie ja gewarnt. Also:

    Natürlich macht es Sinn, auch für daheim die 3G-Regel anzuwenden, besonders für Familien mit Kindergarten- oder Schulkindern. Wenn ein Gast das Virus in die Familie trägt, kann es von dort aus auch anschließend Klassen, Kitagruppen und Großraumbüros infizieren, andere Familien anstecken. Durch 3G hat es das Virus schwerer, sich durch die Gesellschaft zu seuchen. Wenn die Inzidenzen niedrig bleiben, haben alle was davon. Genau genommen ist es daher sogar noch besser, Super-3G anzuwenden, also auch geimpfte und genesene Gäste mit Schnelltest zu testen, so schützt sich eine Familie auch vor Impfdurchbrüchen.

    Gute, empathische Gäste richten sich nach den Regeln der Gastgeberfamilie. Und schlechte? Gegenfrage: Wer braucht schlechte Gäste?

    Kontra-Kommentar von Richard Mayr:

    Einmal mehr Corona, es lässt einen ja Impfdurchbrüche scheinen sich zu häufen: Das steckt dahinterLesetippimmer noch nicht los, repliziert einfach weiter, findet immer neue Wirte – und zwingt uns alle dazu, das eigene Verhalten zu ändern, um Übertragungen zu verhindern und die Pandemie einzudämmen. Hier gilt die Maskenpflicht, dort ist der Impfnachweis gefragt. In dieser Veranstaltung gilt die 3G-Regelung, dort die 2G. Die zwei Meter Sicherheitsabstand sind schon so in Fleisch und Blut übergegangen, dass man sich andersherum wieder daran gewöhnen muss, im Theater eng an eng zu sitzen – und das zum Teil schon ohne Maske.

    Spätestens da wird klar, wie weit einen 18 Monate Leben inmitten einer Pandemie gebracht haben: Der Mitmensch wird erst einmal aus der Perspektive der Krankheit betrachtet. Stillschweigend und ohne Ausbildungsvertrag hat man sich zu einer Hygienefachkraft entwickelt, die das im Privatleben nicht mehr abstellen kann. Spätestens da ist es höchste Zeit, für sich selbst neue Regeln aufzustellen: Weniger Angst und mehr Normalität, so gut das geht und in der aktuellen Lage vertretbar ist.

    Eine Möglichkeit ist, als schon Geimpfter anzufangen, auch wirklich auf die Impfung zu vertrauen – etwa bei privaten Treffen. Wer sich nicht sorgen muss, in seinem direkten Umfeld Ungeimpfte und Risikopatienten anzustecken, kann anfangen, bei Einladungen die Gäste nicht zu fragen, ob sie geimpft, genesen oder negativ getestet sind. Man selbst ist ja vor schweren Krankheitsverläufen geschützt. Und wenn man die Klippe geschafft hat, den anderen nicht nach seinem Corona-Status zu fragen, vielleicht gelingt es dann im anschließenden Gespräch auch, einmal die Pandemie mit all ihren Folgen außen vor zu lassen.

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