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Wissenschaft: Wissenschaftler untersuchen neue Spur zum Ursprung des Coronavirus

Wissenschaft

Wissenschaftler untersuchen neue Spur zum Ursprung des Coronavirus

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    So sieht Corona unterm Mikroskop aus.
    So sieht Corona unterm Mikroskop aus. Foto: Center for Disease Control

    Bei der Suche nach dem Ursprung von Sars-CoV-2 bringt eine Gruppe von Forschenden die Region Südostasien ins Spiel. Für verstärkte Untersuchungen dort plädiert das Team. Die französischen Wissenschaftler um Deborah Delaune vom Institute Pasteur haben zwei bereits 2010 von Fledermäusen in Kambodscha entnommenen Proben Viren identifiziert, die dem derzeit grassierenden Pandemie-Virus sehr ähnlich sind. Zumindest bei der Überwachung der zirkulierenden Coronaviren sollte die Region in Zukunft stärker berücksichtigt werden, sind die Forschenden überzeugt.

    Woher der Auslöser der Corona-Pandemie ursprünglich stammt, ist bisher ungeklärt. Viele Experten gehen davon aus, dass Sars-CoV-2 von Wildtieren, vermutlich von Fledermäusen aus über einen noch unbekannten Zwischenwirt, auf den Menschen übergesprungen ist. Belege dafür gibt es aber nicht. Die ersten nachgewiesenen und offiziell bestätigten Infektionen mit Sars-CoV-2 beim Menschen gab es Ende 2019 in der zentralchinesischen Metropole Wuhan. Vermutlich kursierte der Erreger bereits einige Monate zuvor unter Menschen.

    Übereinstimmung des Erbguts des entdeckten Virus mit Sars-CoV-2 liegt bei 92,6 Prozent

    Als wahrscheinlichster Ursprungswirt gelten Fledermäuse aus der Gattung der Hufeisennasen, schreiben die Forschenden in Nature Communications. In Exemplaren, die aus China stammten, seien bereits zahlreiche unterschiedliche Coronaviren nachgewiesen worden. Die bisher engsten Verwandten von Sars-CoV-2 seien in Hufeisennasen aus der chinesischen Provinz Yunnan identifiziert worden. Aber kommen nicht womöglich auch andere Regionen als Ursprung des Erregers in Frage? Südostasien gelte als Hotspot für neue Erreger, die Region beherberge mehr als ein Viertel aller weltweit vorkommenden Fledermausarten und ein naher Verwandter von Sars-CoV-2 sei bereits in Thailand gefunden worden, erläutern die Wissenschaftler. Sie untersuchten nun insgesamt 430 archivierte Proben von Fledermäusen und Säugetieren aus Kambodscha auf Coronaviren.

    In fünf Proben konnten sie ein Beta-Coronavirus nachweisen – die Gruppe, zu der auch Sars-CoV-2 gehört. Die Viren aus zwei dieser Proben gehörten auch zur gleichen Untergruppe wie Sars-CoV-2. Sie stammten beide von einer Hufeisennasen-Art, ihr Erbgut war fast identisch. Ein Vergleich mit dem Pandemie-Virus zeigte eine Übereinstimmung der Erbgut-Bausteine – der Nukleotide – von 92,6 Prozent. In zahlreichen Bereichen des Erbguts war die Nähe der Kambodscha-Proben zu Sars-CoV-2 größer als bei allen anderen bisher identifizierten nahen Verwandten des Virus.

    Als Zwischenwirte kämen etwa Schuppentiere und Marder in Frage

    Unterschiede fanden die Wissenschaftler vor allem in einer Region des Spike-Proteins – sie war bei den Fledermaus-Viren so aufgebaut, das eine Infektion menschlicher Zellen nicht möglich gewesen wäre. Die Forscher weisen darauf hin, dass die untersuchte Fledermaus-Art in China nicht vorkommt. Das Verbreitungsgebiet anderer in Südostasien vorkommender Arten reiche aber bis nach China, bis in die Yunnan-Provinz, wo andere nahe Verwandte von Sars-CoV-2 gefunden wurden. Es komme häufig zum Austausch von Viren zwischen Fledermaus-Arten, besonders wenn die Tiere dieselbe Höhle bewohnten. Verwandte von Sars-CoV-2 seien vermutlich geografisch weiter verbreitet als bisher angenommen. Als Zwischenwirte kämen etwa Schuppentiere, Schleichkatzen und Marder in Frage, die für das Virus empfänglich sind. In Südostasien gebe es eine große Vielfalt an und einen regen Handel mit Wildtieren. Die Region durchlaufe derzeit einen schnellen Landnutzungswandel, bei der Entwicklung von Städten und Straßen oder dem Ausbau der Landwirtschaft komme es zunehmend zu Kontakten zwischen Wildtieren und Menschen – und damit der Möglichkeit einer Virusübertragung.

    Auf der Suche nach dem Ursprung des Pandemie-Virus waren internationale Experten im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation Anfang des Jahres nach China gereist. Konkrete Ergebnisse brachten die Untersuchungen nicht. Auch die These eines Laborunfalls, bei dem das Virus in der chinesischen Stadt Wuhan entwichen sein könnte, wird von Experten weiterhin nicht gänzlich ausgeschlossen.

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