Dass Richard Strauss in seinen zwei besten tragischen Opern, in der "Salome" und in der "Elektra", psychopathologische Titelrollen komponierte, ist hinreichend betrachtet worden. Dass er dabei aber auch einen tiefen Ekel vor der allernächsten Verwandtschaft vertonte, steht nicht so im Fokus der Analyse – tiefer Ekel, der hier wie dort in mörderische Lynchjustiz mündet: Herodes lässt (Stief-)Tochter Salome hinrichten, Elektra ihre Mutter – und nicht nur die. So sieht der Showdown dieser beiden bösen Einakter aus, die ein fiebriger, monströser Rausch sein können, ein Brand, bei dem das Orchester die Lunte legt und zündet. Nur beste Orchester unter besten Dirigenten besitzen die Kondition, den Rausch ganz stark zu beginnen und dann schön langsam noch zu steigern.
Salzburger Festspiele