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Konzert in München: Teile der Olympiahalle blieben leer - Schrumpft der große Lenny Kravitz?

Konzert in München

Teile der Olympiahalle blieben leer - Schrumpft der große Lenny Kravitz?

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    Lenny Kravitz begeisterte seine Fans in München - doch es kamen nur etwa 7000 Menschen zum Konzert.
    Lenny Kravitz begeisterte seine Fans in München - doch es kamen nur etwa 7000 Menschen zum Konzert. Foto: Alfredo Estrella, afp

    Am Schluss stehen alle begeistert und feiern ihren Lenny. Es ist halbzwölf in der Münchner Olympiahalle, und dieser unvermindert großartig aussehende, unvermindert stark singende 55-Jährige hat wieder über knapp zweieinhalb Stunden hinweg das bestätigt, was ihn nach 30 Karrierejahren scheinbar unvermindert zu einem der Großen gehören lässt: Dieser Mr. Kravitz serviert nicht nur seine vielen Hits – er ist, mit Bläserfunk und E-Gitarrensoli ausufernd, mit Mitsingorgien und Sturm in die Zuschauerränge ausgreifend, eine echte Konzertgranate. Ja, das ist auch an diesem Donnerstagabend bei der Europapremiere „Raise Vibration“-Welttournee so.

    Lenny Kravitz-Konzert in München war nicht ausverkauft

    Darum stehen jetzt alle, die gerade noch zum abschließenden „Are You Gonna Go My Way?“ getanzt, zuvor über 10, 15 Minuten hinweg „Let Love Rule“ mitgesungen haben, die in Balladen wie „Believe“ und „I Belong To You“ auch schwelgten und zu Lennys Funk-Blues-Rock von „American Woman“ bis „Fly Away“ vor allem viel getanzt haben, stehen und johlen, all die jüngeren und älteren Frauen vor allem... Das Problem ist bloß: Alle sind hier gar nicht so viele!

    Denn es ist ja nicht nur so, dass dieser Premieren-Abend in einer Halle, die so oft schon rappelvoll um ihren Helden getost hat, einfach nur nicht ausverkauft ist. Die komplette hintere Kurve des Ovals ist sogar mit einem Riesenvorhang abgetrennt, auf den verbliebenen zwei Dritteln der Ränge klaffen deutliche Löcher und in der Stehplatzarena wird es ab der Hälfte auch deutlich luftiger. Statt der 12.000 Zuschauer, die in der Olympiahalle maximal Platz finden, haben wohl höchstens 7000 hierhergefunden – und bis zum Ende der Show, in der Lenny die melodisch in der Regel nach einer Minute auserzählten Songs praktisch alle in Langversionen zelebriert, sind es vielleicht nochmal tausend weniger geworden.

    Woran das liegt? Ob auch manche noch kurzfristig weggeblieben sind, weil in den Stunden um das Konzert eine mächtige Gewitterfront über München herrschte? Ob es an der Merkwürdigkeit liegt, dass Lenny Kravitz bereits jetzt groß auf Tour ist, das neue Album, das ihm vielleicht aktuell mehr Aufmerksamkeit verschafft hätte, aber erst im September erscheinen wird?

    Lenny Kravitz begeistert seine Fans - zieht aber keine Massen mehr an

    Nein, für die echten Fans dieses Herrn, der nach vielen Jahren mit coolen langen, danach einigen mit schicken kurzen Haaren jetzt mal wieder mit Wischmopp-Afro auftritt und natürlich meist mit Sonnenbrille, der wie immer sehr wenig zwischen seinen Songs spricht, außer mal in ewigem Hippie-Chic Frieden und Einigkeit in einer wirren Welt wie der heutigen zu beschwören – für die echten Fans ist das hier ein Muss und ja auch eine sichere Bank für einen euphorischen Abend. Da braucht Lenny kein Bühnen-Effektspektakel, kein Konfetti und keine Monitore, die das Gesicht der Stars in den Mittelpunkt rücken würden. Da reichen geschmackvolle Lichtstimmungen, großartige Musiker und seine eigene unmittelbare Präsenz. Bliebe also nur ein Schluss: Die Breitenwirkung dieses großen Rockers scheint am Schrumpfen zu sein.

    Sind seine großen Hits schon zu lange her? Der Vorgeschmack aufs neue Album mit einem Song namens „Low“ verhieß da auch eher Gewohntes, Ordentliches als Durchschlagendes. Oder schlägt gerade das auf Lenny zurück, was er neulich selbst in einem Interview bemängelt hat: Dass die Zeiten für echte E-Gitarrenmusik keine guten mehr sind? Womöglich. Gegenwart und Zukunft gehören jedenfalls nicht dem Rock. Um Lenny sorgen muss man sich wohl trotzdem nicht. Sein Fan-Stamm sollte ihn noch für einige Jahre tragen. Und wenn es nicht mehr in den größten Arenen ist – vielleicht umso besser. Denn Lenny Kravitz in kleinerem Format, noch näher, noch unmittelbarer seine Musik zelebrieren zu sehen, könnte für seine Verehrer(innen) eine noch größere Freude bringen. Dass er selber durch kleinere Hallen die Lust an seinem Tun verlieren könnte, scheint jedenfalls nach einem solchen Abend wie diesem Donnerstag in München ausgeschlossen.   

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