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Handlung und Kritik: "Verschwörung" im Kino: Düsternis, wohin man blickt

Handlung und Kritik

"Verschwörung" im Kino: Düsternis, wohin man blickt

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    Erinnerungen an die eigene Vergangenheit plagen Lisbeth Salander (Claire Foy).
    Erinnerungen an die eigene Vergangenheit plagen Lisbeth Salander (Claire Foy). Foto: Sony Pictures

    Lisbeth Salander ist eine Art Robin Hood der Moderne. Da verprügelt ein angesehner Geschäftsmann Ehefrau und mehrere Prostituierte – Salander, die begnadete Hackerin, kann nicht tatenlos zusehen und wird zur Rächerin. Sie demütigt ihn und überweist sein Geld an die Geschädigten. In ihrer Freizeit sucht das Mädchen mit dem auffälligen Drachentattoo und den stets in Schwarz gehaltenen Klamotten Discos auf, um sich zu zerstreuen.

    Da bekommt sie einen neuen Auftrag: Der Informatiker Frans Balder will sein geistiges Eigentum von der NSA zurückhaben, um es zu löschen. Das Programm „Firefall“ kann weltweit Nuklearwaffen kontrollieren. Der Coup gelingt, doch eine geheime Organisation stiehlt ihren Laptop samt Daten und sprengt ihre Wohnung in die Luft. Salander sinnt auf Rache. Das führt sie zu ihrem alten Weggefährten Mikael Blomkvist. Der Journalist schreibt für das Enthüllungsblatt „Millennium“. Mit seiner Hilfe und einem NSA-Agenten kämpft Salander gegen die Verbrecherorganisation „Spiders“ – und ihre eigene Vergangenheit.

    "Verschwörung" im Kino: Hauptdarstellerin überzeugt

    Mittlerweile die dritte Darstellerin verkörpert die weibliche Hauptfigur des schwedischen Autors Stieg Larsson. Nach Noomi Rapace und Rooney Mara nun Claire Foy. Bekannt aus der Serie „The Crown“, weiß die britische Schauspielerin auch in der Rolle der Lisbeth Salander zu überzeugen. Unnahbar ist sie. Kalt. Aber auch verletzlich. Mehr denn je stehen Salander und ihre verkorkste Kindheit im Mittelpunkt der Handlung. Vom Vater missbraucht, läuft sie von daheim weg, lässt dabei aber ihre Schwester zurück. Der Vorfall lässt sie nicht los. Und genau da fangen die Probleme mit der Handlung des Films an.

    Was anfangs dem Charakter von Salander mehr Tiefe verleihen soll, entpuppt sich schnell als konstruiertes Handlungselement. Dem Zuschauer wird förmlich aufs Auge gedrückt: „Hey, pass auf, das wird noch wichtig!“ Und so kommt Wendung um Wendung wenig überraschend ums Eck. Immer rasanter wird die Action, immer aufgesetzter die Geschichte. Etwa in einer Flughafen-Szene, in der Salander im Alleingang dutzende Polizisten an der Nase herumführt. Beginnt der Film noch mit ruhigen, fast schon minimalistischen Kamerafahrten, wird der Zuschauer zum Ende hin förmlich durchgeschüttelt. Verwackelte Nahaufnahmen, gehetzte Szenenwechsel.

    Kritik zu "Verschwörung": Vorhersehbare Handlung mit krudem Finale

    Salander scheint allen immer einen Schritt voraus zu sein, und trotz schwerer Blessuren wehrt sie sich wie ein Jason Bourne oder James Bond. Die Nebencharaktere gehen mehr und mehr unter und verkommen zu Schachfiguren. Einzig die ausgesuchten Bilder trösten darüber hinweg, dass die vorhersehbare Handlung in einem kruden Finale gipfelt. Richtig eisig wird dem Zuschauer, wenn er die kalten, schneebedeckten Landschaften rund um Stockholm sieht. Die Farbpalette ist auf ein Minimum reduziert, fast wie ein Schwarz-Weiß-Film. Einzig Salanders Gegenspielerin trägt Rot und erinnert an eine Femme fatale.

    Bleibt die Sache mit dem Autor. Stieg Larsson verstarb 2004. Die drei ersten Romane der Millennium-Reihe erschienen posthum, der vierte stammt nicht einmal mehr aus seiner Feder. Der Journalist David Lagercrantz schrieb den Band. Als der Roman 2015 erschien, gab es heftige Diskussionen darüber, ob ein fremder Schriftsteller das Werk eines Toten fortsetzen kann. Das Endprodukt vom uruguayischen Regisseur Fede Álvarez weicht stark von der Buchvorlage ab. Das hilft der Debatte nur bedingt.

    Wertung: 3 / 5

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