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Wedels Friedrich II. in Worms

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Wedels Friedrich II. in Worms

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    Wedels Friedrich II. in Worms
    Wedels Friedrich II. in Worms Foto: DPA

    Das neue Stück von Intendant Dieter Wedel dreht sich um Stauferkaiser Friedrich II. (1194-1250), einen für Forscherdrang und Modernität gerühmten Herrscher, der andererseits aber auch vor Menschenversuchen nicht zurückschreckte. "Ich finde, das ist eine der faszinierendsten Figuren der deutschen Geschichte überhaupt, und merkwürdigerweise gibt es über den kein Theaterstück", sagt Wedel. Zumindest keines, das man spielen könne. Am Freitag stand eine Leseprobe auf dem Programm.

    Eine Aktion Friedrichs beeindruckt den Intendanten besonders: Friedrichs Kreuzzug, bei dem im Gegensatz zu anderen Unternehmen dieser Art niemand getötet wurde. "Das klingt ungeheuer heutig", sagt Wedel. Friedrich II. habe "Jerusalem, ohne dass ein Schuss gefallen wäre, würde man heute sagen, eingenommen, weil er sich mit dem Sultan verständigt hat. Und wie das heute auch wäre: Die beiden haben dann anschließend mit ihren Glaubensgenossen Probleme bekommen". Aber auch die Wissbegier des Herrschers, der arabische Lehrer und großes Interesse an ihrer Kultur hatte, hebt Wedel hervor. "Dieses bohrende Fragen, Nachbohren, das haben alle Zeitgenossen immer beschrieben."

    Der Forscherdrang machte allerdings nicht vor dem Leben halt. So ließ er Neugeborene von ihren Müttern trennen und in einem anderen Sprachkreis aufwachsen, um zu sehen, ob die Sprache angeboren ist. "Und er hat einen Menschen in ein Fass eingesperrt und darin sterben lassen. Dann hat er das Fass wieder aufgemacht und geguckt, ob die Seele da irgendwo ist", sagt Wedel. Sein Fazit: "Ein sehr widersprüchlicher Mensch", der wahrscheinlich vergiftet worden sei.

    Diese Widersprüchlichkeit empfindet auch Schauspielerin Anouschka Renzi, die mit einem kecken Hütchen zum Interview erschienen ist. "Ich glaube, der war auch nicht ganz dicht", meint sie mit Blick auf Friedrichs Tonnen-Experiment. Andererseits sei es toll, wie er den Kreuzzug beendet habe. "Das war nicht einfach nur so ein dummer Krieger", sagt die 45-Jährige, die auch auf Friedrichs Belesenheit und Sprachkenntnisse hinweist.

    "Das ist auch ein wichtiger Sektor, den wir zeigen wollen: Dass es auch ohne Schwert geht, Glaubensrichtungen zusammen an einen Tisch zu setzen", sagt ihr Kollege Heinz Hoenig (58). Das habe die Kirche damals nicht gelernt, sie habe auf Blut, großes Gehabe und große Sprüche gesetzt. Überall da, wo "das große Kreuz" vertreten sei, habe es die meisten Kriege gegeben.

    Wie aber will Wedel, der in diesem Jahr wegen der Wirtschaftskrise ein deutlich knapperes Budget hat, das auf die Bühne bringen? Er erzählt die Geschichte anhand von anderen Dramen, aus denen Teile vorgespielt werden. "Anders geht es nicht", sagt er. Also stehen zehn Schauspieler auf der Bühne, warten auf den Regisseur und fangen dann an, aus mitgebrachten Büchern vorzuspielen - etwa Texte von Walther von der Vogelweide zum Kreuzzug oder von Shakespeare. "Denn wir haben festgestellt, für nahezu jede Situation gibt es in der großen dramatischen Literatur ein Beispiel", erklärt Wedel.

    Während die Schauspieler ihm entgegenkamen, indem sie Abstriche beim Honorar machten, bereiten die Hitze und die knappe Zeit bis zur Premiere am 16. Juli Sorgen. "Nach 14 Tagen können wir nicht fertig sein, es kann nur eine Station sein", sagt Wedel. Und die Proben gingen auch dann noch weiter - "bis zur letzten Aufführung".

    Aufführungen am 16., 17., 18. Juli sowie am 22., 23. 24. und 25. Juli jeweils um 20.30 Uhr

    www.nibelungenfestspiele.de

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