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Filmgeschichte: Weshalb Arnold Schwarzenegger am Ende doch nicht auf Kreuzzug ging

Filmgeschichte

Weshalb Arnold Schwarzenegger am Ende doch nicht auf Kreuzzug ging

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    In "Crusade" sah man Arnold Schwarzenegger nie. Der Film kam nämlich nicht zustande.
    In "Crusade" sah man Arnold Schwarzenegger nie. Der Film kam nämlich nicht zustande. Foto: Mike Vogl, dpa

    Brutale Schwertkämpfe, viel Sex, epische Musik und ein Hüne von einem Helden. Nein, die Rede ist nicht von „Conan der Barbar“, sondern von einem Film, der nie gedreht wurde, dessen Drehbuch aber im Internet herumgeistert und als eines der besten aller Zeiten gilt: „Crusade“. Hinter der (Nicht-)Produktion dieses Films verbirgt sich eine Geschichte, wie sie eigentlich nur Hollywood schreiben kann. Es geht um Geld, einen arroganten Filmproduzenten, einen größenwahnsinnigen Regisseur und um Arnold Schwarzeneggers Bein.

    1982: „Conan der Barbar“ kommt weltweit in die Kinos und damit auch ein österreichischer Bodybuilder aus der Steiermark, der im ganzen Film nur wenige Sätze sagt, dafür großteils seine Muskelberge zur Schau stellt. Arnold Schwarzenegger wird mit dem brachialen Action-Fantasy-Film weltberühmt. Es folgen Hits wie „Terminator“, „Predator“ und „Terminator 2“. Schwarzenegger wird neben Sylvester Stallone zum Action-Helden der 1980er Jahre.

    Mit Verhoeven lag Schwarzenegger auf einer Linie

    Und wie das im Filmbusiness so ist, sucht sich auch der Schauspieler mal den Regisseur aus. In diesem Fall sah Schwarzenegger „RoboCop“ von dem Niederländer Paul Verhoeven und fragte, ob er auch einmal in einem seiner nächsten Filme mitspielen könnte. Gesagt, getan. 1990 erschien „Total Recall“. Bei einem Budget von knapp 60 Millionen Dollar spielte er 260 Millionen Dollar ein. Und auch während der schwierigen Dreharbeiten in Mexiko stellten Schwarzenegger und Verhoeven fest, dass sie beide auf einer Wellenlänge lagen.

    Über diese gegenseitige Wertschätzung war noch jemand froh: Mario Kassar, Chef der Produktionsfirma Carolco Pictures. Sein Unternehmen hatte in der Vergangenheit einen Hit nach dem anderen produziert. Nicht nur „Total Recall“, auch beide „Terminator“- und die „Rambo“-Filme – Carolco war eine Gelddruckmaschine. Filmproduzent Kassar freute sich also über eine weitere Zusammenarbeit seiner Hitgaranten Schwarzenegger und Verhoeven. Und die planten Großes: einen monumentalen Mittelalter-Film über die Kreuzzüge und mit Christen, die die Bösewichte sein sollten.

    Darin sollte Schauspiel-Legende Charlton Heston einen raffgierigen Papst Urban II. spielen, der den ersten Kreuzzug in Gang brachte. Schwarzenegger würde als Dieb Hagen in den Mahlstrom dieses Weltereignisses gezogen werden. Im Heiligen Land angekommen, würde Hagen aber nach der ersten Schlacht ein Sklave der Sarazenen und nach Jerusalem gebracht werden, wo er erkennt, dass die Muslime viel gemäßigter sind als die fanatischen Kreuzzügler. Also ganz anders als in den üblichen Hollywood-Filmen. Und wie in einem Verhoeven-Film üblich, sollte das Ganze mit Folter- und Sexszenen garniert werden: Kastrationen von Männern, Vergewaltigungen, der Held Hagen sollte sogar in einen Esel eingenäht werden. Ziemlich verrückt.

    Woher all das bekannt ist: Das „Crusade“-Drehbuch von Walon Green findet sich im Internet, hat 133 Seiten und ist auf den 24. Januar 1993 datiert. Neben Charlton Heston sollten noch Jennifer Connelly und Gary Sinise mitspielen. In Spanien wurden schon erste Mittelalter-Sets gebaut. Also warum wurde der Film nie gedreht? Am Ende war alles eine Frage des Geldes.

    Kurz vor Beginn der Dreharbeiten trafen sich alle Beteiligten bei Carolco. Verhoeven sitzt neben Schwarzenegger, vor ihnen Filmproduzent Kassar. Der fragt den Regisseur frei heraus: „Das Budget beträgt 100 Millionen Dollar. Das ist eine Menge Geld. Bekommen wir den Film für 100 Millionen oder kostet er uns am Ende vielleicht 130 Millionen?“

    Der Regisseur ließ sich nicht beirren

    Daraufhin antwortet Verhoeven: „Sie wollen also eine Garantie? Es gibt keine Garantie! Es wird keine geben und wenn jemand Ihnen Garantien verspricht, dann lügt er!“ Dabei schlägt Schwarzenegger mit seinem Bein immer wieder gegen das des Regisseurs. Ohne Erfolg. Der redet weiter: „Ich weiß nicht, was Gott macht. Ich glaube noch nicht einmal an Gott. Warum spreche ich überhaupt über ihn? Die Natur zum Beispiel. Es könnte drei Monate regnen und was dann? Wie soll ich eine Garantie geben?“ Damit war „Crusade“ gestorben. Besagte Szene hat Schwarzenegger in mehreren Interviews Jahre später immer wieder beschrieben.

    Der Film war vom Tisch und ein Großteil des 100-Millionen-Dollar-Budgets und der Sets in Spanien gingen in die Produktion von „Die Piratenbraut“ – einem der größten Flops der Filmgeschichte. Carolco ging dadurch pleite. Verhoeven drehte später „Starship Troopers“, und Arnold Schwarzenegger machte „True Lies“. Ob „Crusade“ das Meisterwerk geworden wäre, wie alle glaubten? Man wird es nie erfahren.

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