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Buchkritik
13.10.2023

Mit „Frühling der Revolution“ liefert Christopher Clark eine große Geschichtserzählung

Der Historiker Christopher Clark erzählt in „Frühling der Revolution“ vom Revolutionsjahr 1848.
Foto: Oliver Berg, dpa

Die Revolutionen von 1848 fanden in fast jedem europäischen Land statt. In „Frühling der Revolution“ nimmt Christopher Clark das bedeutende Jahr in den Blick - und offenbart dabei auch die internationale Dimension.

Der Musenkuss der Clio ist das Sahnehäubchen. Wenn intensives Quellenstudium, möglichst in den Originalsprachen, eine umfassende Kenntnis der Zusammenhänge, Urteilskraft und – wie bei Christopher Clark – der Blick auf die europäische Dimension dazukommen, gelingt eine große Geschichtserzählung wie der gerade auf Deutsch erschienene „Frühling der Revolution“. Die Revolutionen von 1848 fanden in fast jedem Land, das heute der EU angehört, nahezu gleichzeitig statt. Gab es einen gemeinsamen Plan, haben sie sich gegenseitig angesteckt oder wuchsen sie auf dem Boden vergleichbarer Verhältnisse unabhängig voneinander? Diese Revolutionen gelten fast alle als „gescheitert“ oder haben sie die Welt doch so tiefgreifend verändert, dass die Impulse, die von ihnen ausgingen, die Zukunft gestalten konnten? 

Diesen Fragen geht der in Australien geborene, mit einer deutschen Kunsthistorikerin verheiratete Historiker aus Cambridge in seiner monumentalen Erzählung auf beeindruckende Weise nach. Er beweist, dass Historiografie beides verbinden kann: den Blick auf das Detail, auf die Straßenecke Friedrichstraße Ecke Kronenstraße in Berlin oder das Caféhaus in Mailand, den Blick in die damals so wichtigen Zeitungen von Bukarest bis Zürich auf der einen und die alles verbindenden und manchmal auch trennenden Ideen auf der anderen Seite. Mikro- und Makro-Geschichte gehen bei Clark eine geglückte Verbindung ein, erzählt in einer von Forscherlust inspirierten Sprache, die sich, ohne an Wissenschaftlichkeit zu verlieren, unmittelbar auf das Vergnügen bei der Lektüre überträgt. 

Nur ein bis drei Prozent der Bevölkerung waren wahlberechtigt

Clark geht in seiner Darstellung zurück auf die Juli-Revolution von 1830 in Frankreich und beschreibt die unterschiedlichen Quellen der wachsenden Unzufriedenheit in den Ländern. Freiheitsrechte, von Verfassungen garantiert, waren das Hauptanliegen der Liberalen. Ebenso Wahlrechtsreformen, die den Zustand beenden sollten, dass nur ein bis drei Prozent der Bevölkerung wahlberechtigt waren. Presse- und Versammlungsfreiheit, unabhängige Gerichte, die öffentlich verhandelten, Glaubensfreiheit – überall verbreiteten sich solche Wünsche, die überwiegend von den bürgerlichen Eliten geäußert wurden. 

Daneben litten die breiten Massen der Bevölkerung unter sozialem Elend. Immer wieder erschütterten Hungerkatastrophen, ausgelöst durch wetterbedingte Missernten oder Ernteausfälle wie durch die Kartoffelfäule, vor allem die ländliche Bevölkerung und das in ungesunden städtischen Quartieren zusammengepferchte, stark wachsende Proletariat. Die beginnende Industrialisierung löste maschinenstürmende Arbeiterrevolten z.B. bei den Seidenwebern in Lyon oder später den schlesischen Webern aus. Die Schweiz holte im Sonderbundkrieg konfessionelle Rivalitäten nach. 

Die liberalen und die sozialen Forderungen wurden in Ländern wie Polen, dem von Österreich besetzten Norditalien, in Ungarn oder Kroatien von nationalen Unabhängigkeitsbestrebungen überlagert, und in Deutschland von zunehmend nationalistischen Einheitswünschen. Die liberalen Forderungen nach Freiheit und Demokratie, die immer auch den Schutz des Eigentums im Auge hatten, waren in den Revolutionen nur selten mit den radikalen sozialen Anliegen der armen Massen vereinbar. Das war der Boden, auf dem – auch das leitet Clark aus den von ihm soziologisch genau beschriebenen gesellschaftlichen Verhältnissen ab – die Klassenkampftheorien von Marx und Engels wuchsen, auf diesem Boden konnte Georg Büchner fordern: „Friede den Hütten, Krieg den Palästen!“ 

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Die verblüffende Anhänglichkeit der Massen an die monarchische Ordnung

Die Erhebung der Völker und die Reaktion der Machthaber erzählt Clark von Schauplatz zu Schauplatz in den zum Teil sehr brutalen Einzelheiten. Er legt den Finger auf die teils widersprüchlichen Haltungen unterschiedlicher revolutionärer Gruppierungen, beschreibt die verblüffende Anhänglichkeit der Massen an die meist monarchische Ordnung, die sie gerade zum Wanken gebracht hatten. Der Erfolg von Wien, dass der verhasste Metternich zur Flucht gezwungen wurde, änderte wenig an der noch 70 Jahre währenden Herrschaft der Habsburger. Die Verneigung des preußischen Königs vor den vor dem Berliner Schloss aufgebahrten Leichnamen der Märzgefallenen änderte praktisch nichts in dem undemokratischen Wahlrecht und der Verfassungsarmut des Landes. 

Christopher Clark: Frühling der Revolution.
Foto: Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH

Trotz des Versagens in der Frankfurter Paulskirche gab es vereinzelte Fortschritte vor allem in den südwestdeutschen Staaten. Aber es blieb auch europaweit die Idee der Emanzipation, die Clark voller Empathie ausführt: Die Abschaffung des Sklavenhandels kam in die Gänge, zögerlich wurden Juden gleichgestellt, verschiedentlich wurde die Leibeigenschaft abgeschafft. Völlig neu in der Darstellung Christopher Clarks ist die europäische Dimension der revolutionären Ereignisse. Sie wurde wesentlich durch die internationale Wahrnehmung der berichtenden Presse möglich: „Nur eine kleine Minderheit der am üppigsten ausgestatteten Zeitungen konnten es sich leisten, eigene Korrespondenten zu unterhalten. Die meisten Artikel wurden … aus den maßgeblichen Blättern wie der Londoner Times oder der Augsburger Allgemeinen Zeitung übernommen.“ Deren Pariser Korrespondent war kein Geringerer als Heinrich Heine.

Christopher Clark: Frühling der Revolution - Europa 1848/49 und der Kampf für eine neue Welt. Aus dem Englischen von Norbert Juraschitz, Klaus-Dieter Schmidt, Andreas Wirthensohn; Deutsche Verlags-Anstalt, 1168 Seiten, 48 Euro.

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