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  4. Dunning-Kruger-Effekt: Warum sich unwissende Menschen oft überschätzen

Psychologie
05.05.2024

Unheilvolles Doppel: Inkompetenz und Ignoranz

Überflieger? Der überwiegende Teil der Menschen geht davon aus, besser als der Durchschnitt zu sein.
Foto: stock adobe

Gerade inkompetente Menschen überschätzen sich Analysen zufolge oft. Der Dunning-Kruger-Effekt ist in den Sozialen Medien zum populären Schimpfwort geworden.

In sozialen Medien wird andauernd irgendwem attestiert, er sei der beste Beweis für den Dunning-Kruger-Effekt. Da halte sich jemand für schlau, gerade weil er besonders dumm sei, lautet die mit dem populärwissenschaftlichen Begriff verbundene Attacke. Die Psychologen David Dunning und Justin Kruger stellten ihre Theorie in einer Arbeit von 1999 vor. Demnach überschätzen sich gerade im jeweiligen Bereich wenig kenntnisreiche Menschen, weil sie nicht einmal ahnen, was sie alles nicht wissen. Es sei zwar toll, so viel öffentliche Bekanntheit zu haben, sagte Dunning kürzlich in einem Scientific America-Podcast. Er würde sich aber wünschen, der Begriff würde nicht als Schimpfwort benutzt, „denn es geht wirklich darum, über sich selbst nachzudenken und zu wissen, dass es Dinge geben könnte, die man nicht weiß. Es geht nicht darum, über andere Menschen zu urteilen“.

Wozu der paradoxe Hang zur Selbstüberschätzung führen kann

Unter Fachleuten teils belächelt bis umstritten, hat der so einleuchtend klingende Effekt in der Öffentlichkeit eine riesige Fangemeinde. Denn wohl jeder hat ab und an den Eindruck, dass sein Gegenüber von einem Thema herzlich wenig Ahnung hat, sich selbst aber für den größten Kenner hält. „Das begegnet einem im Alltag doch recht oft“, sagt Sozialpsychologe Hans-Peter Erb von der Helmut-Schmidt-Universität-Universität der Bundeswehr Hamburg. „Die am lautesten schreien, sind meist die mit der wenigsten Ahnung.“ Dunning betont, dass es nicht um Dummheit allgemein gehe. Der Effekt treffe jeden früher oder später mal in einem speziellen Bereich – schließlich wisse ein Kunstkenner nicht zwingend auch viel über Medizin. Wie stark das Phänomen greifen kann, habe nicht zuletzt die Corona-Pandemie gezeigt, in der Nicht-Fachleute wie Juraprofessoren vermeintlich bahnbrechende, tatsächlich aber vollkommen abwegige Ergebnisse präsentierten.

Der paradoxe Hang zur Selbstüberschätzung kann Dunning und Kruger zufolge bei Wenig-Wissern dazu führen, dass sie selbstbewusst unsinnige Entscheidungen treffen. Das kann gefährlich sein. Für denjenigen selbst, wenn er sich nach Google-Recherche eine medizinische Diagnose stellt oder nach drei Lehrvideos für den neuen Börsenexperten schlechthin hält. Für andere, wenn der 18-jährige Fahranfänger meint, besser zu fahren als alle anderen. Und für Unternehmen, wenn Angestellte die Tragweite ihres Tuns nicht überblicken.

Keine Ahnung von der eigenen Inkompetenz

Zugrunde liegt dem Phänomen den zwei US-Psychologen zufolge, dass Menschen generell schlecht darin sind, ihr Wissen, ihre Fähigkeiten oder ihre Leistung realistisch einzuschätzen: Mehr als 90 Prozent der US-Autofahrer sind Untersuchungen zufolge überzeugt, überdurchschnittlich gute Fahrer zu sein. „Und bei Befragungen zum eigenen Beitrag zur Hausarbeit liegt der Gesamtwert der Familien meist deutlich bei über 100 Prozent“, erklärt Sozialpsychologe Erb. Mathematisch kann der Wert nicht über 100 liegen – einzelne Familienmitglieder überschätzen ihren Beitrag also. Auch beim Sport, bei Finanzfragen oder Ansichten zur Klimakrise wird deutlich: Menschen glauben schnell von sich, dass sie sich bestens auskennen und mitreden können, wenn nicht gar die perfekte Lösung wissen. Eines der wohl bekanntesten Beispiele: Es gibt wahnsinnig viele selbsternannte Fußballexperten in Deutschland.

Auf die Spur gekommen waren Dunning, inzwischen an der University of Michigan, und Kruger, derzeit an der New York University, dem Effekt bei Testreihen mit Studenten. Diese sollten Fragebögen bearbeiten und am Ende einschätzen, wie gut sie wohl im Vergleich zu den anderen abschnitten. Ausgerechnet beim schlechtesten Viertel glaubten viele von sich, weitaus besser zu liegen – und das selbst dann noch, wenn sie die Bögen der besten Teilnehmer zu sehen bekamen. Sie waren schlichtweg nicht in der Lage, die eigene Inkompetenz zu bemerken und auch nicht dazu, die Kompetenz von Menschen mit mehr Fachwissen zu erkennen – und anzuerkennen. Besonders gutabschneidende Probanden hingegen unterschätzten ihre Leistung eher.

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Gemeinsam mit Carmen Sanchez von der Cornell University in New York legte Dunning 2018 weitere Ergebnisse vor. Demnach führt vor allem Ein-bisschen-was-davon-wissen zu deutlichen Dunning-Kruger-Effekten. Verschiedene Tests zeigten, dass Einsteiger zunächst mit Respekt an eine Sache herangehen. Sobald sie aber erste kleine Kompetenzen erworben haben, neigen sie zu gravierender Selbstüberschätzung. Ein wenig Erfahrung– und das Ego galoppiert der Leistung davon.

Dunning-Kruger-Effekt als Karrierebooster - auch im Fall Trump?

Doch warum existiert eine solche kognitive Verzerrung überhaupt, wenn sie doch so viele negative Folgen haben kann? Zum einen stärkt Selbstüberschätzung das Selbstwertgefühl und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, wie Erb erklärt. Das könne sich auch positiv auf die Gesundheit auswirken. „Und wer sich selbst mehr zutraut, erreicht meist auch mehr.“ Von sich überzeugte Unwissende kämen im Beruf oft weiter als klügere Tiefstapler. Das liege auch am Einfluss auf andere: Selbstüberschätzer würden oft als besonders kompetent und entschlussfreudig wahrgenommen, sagt Erb. Fachkundigen sei die Komplexität einer Materie viel stärker bewusst – umso geringer sei angesichts der Fülle von Vorbehalten und zu berücksichtigenden Details ihr Selbstvertrauen. So triumphiert der Einfaltspinsel, der im Brustton der Überzeugung Unsinn verbreitet, über den unsicherer wirkenden Klügeren. Einschätzungen wie „Das ist nicht eindeutig, es gibt Argumente dafür und dagegen“ wolle die Öffentlichkeit ohnehin kaum noch hören, ist Erb überzeugt. Vermeintlich einfache Lösungen seien weitaus beliebter, zumal die Informationsvermittlung generell seit Jahrzehnten verflache. Auf die Spitze treibe das der frühere US-Präsident Donald Trump, der gerade Anlauf für eine mögliche erneute Präsidentschaft nimmt. Seine schlichten Phrasen kämen bei einer bestimmten Klientel sehr gut an. Ob Trump aus Kalkül oder als selbst stark vom Dunning-Kruger-Effekt Betroffener so agiere, lasse sich nicht sicher sagen, so Erb.

Die Falle: Betroffene nutzen seltener Chancen zur Weiterbildung

Der Dunning-Kruger-Effekt mag manche Karriere stützen – für den Betroffenen bedeutet er auch eine Falle: Wer sich schon für allwissend hält, nutzt seltener Chancen, sich weiterzubilden. Und er wertet andere häufiger ungerechtfertigt ab. „Es ist darum sehr wichtig, sich selbst immer wieder klar zumachen, dass man sich in vielen Bereichen leicht selbst überschätzt“, betont Erb. Menschen in anderen, weniger auf Individualismus fokussierten Kulturen gelinge das oft besser, erklärt der Sozialpsychologe. Analysen in Japan zeigten zum Beispiel, dass die Menschen dort ihre Fähigkeiten eher unterschätzen und dadurch motivierter sind, sich stetig zu verbessern.

Der Narr und der Weise - schon Shakespeare beschrieb den Effekt

In der Fachliteratur hat der Dunning-Kruger-Effekt kaum Eingang gefunden– wohl auch, weil er gar zu trivial scheint. Schon der englische Dichter William Shakespeare fügte vor mehr als 400 Jahren in sein Theaterstück „AsYou Like It“ („Wie es euch gefällt“) den Satz ein: „The fool doth think he is wise, but the wise man knows himself to be a fool.“ („Der Narr meint, er seiweise, doch der weise Mann weiß, dass er ein Narr ist.“) Darüber hinaus gibt es durchaus kritische Stimmen zur Originalarbeit von 1999. Der Mathematiker Eric Gaze vom Bowdoin College in Brunswick(USA) gab im vergangenen Jahr bei The Conversation, einer Plattform für Beiträge von Forschern und Akademikern, zu bedenken, dass der mathematische Ansatz, mit dem der Effekt nachgewiesen wurde, möglicherweise falsch ist. 

Nur ein mathematisches Artefakt?

Die Rechenmethode übertreibe die Überschätzung der unteren 25 Prozent der Teilnehmer, so Gaze, der den Effekt gemeinsam mit anderen Forschern schon in einer 2017 vorgestellten Studie hinterfragt hatte. Das statistische Artefakt ist als Regression zum Mittelwert bekannt: Menschen, die bei einem Test sehr schlecht abschneiden, können sich fast nur überschätzen. Wer sehr gute Leistungen erbringt, kann sich hingegen leicht unterschätzen. Zu berücksichtigen sei zudem, dass generell der überwiegende Teil der Menschen davon ausgehe, besser als der Durchschnitt zu sein; das gelte eben auch für die am wenigsten begabten Menschen, erläuterte Gaze. Ihre objektive Leistung schätzten Teilnehmer mit den niedrigsten Punktzahlen bei derartigen Tests nicht wesentlich ungenauer ein als die mit höheren. Generell gelte, dass Experten ihre Fähigkeiten genauer einschätzen als Anfänger und Frauen im Mittel besser als Männer. Der Dunning-Kruger-Effekt sei eher ein Artefakt des Forschungsdesigns als eine Verzerrung im menschlichen Denken, ist Gaze überzeugt. Dunning erklärte dazu, dass für die Kritik nur die ursprüngliche Studie berücksichtigt werde. Es habe danach aber eine Reihe von Studien gegeben, in denen die Regression zum Mittelwert geprüft worden sei. Diese 25 Jahre Forschung würden ignoriert. Wenn es auch womöglich statistisch bedingte Einschränkungen gebe, am Zusammenhang an sich zweifle er nicht, sagt Erb. „Ich glaube an den Dunning-Kruger-Effekt.“ (Annett Stein, dpa)

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