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Interview
23.03.2024

Beth Ditto: „Hang zum Protest gegen ungerechte Verhältnisse steckt tief in mir“

Beth Ditto mit Gossip: Das neue album erscheint am 22. März.
Foto: Cody Critchecloe

Beth Ditto hat mit Gossip ein neues Album aufgenommen. „Real Power“ enthält Rebellisches und Persönliches. Ein Gespräch über künstliche Intelligenz, queere Liebe und gesellschaftliche Rückschläge.

Frau Ditto, wie fühlt es sich an, nach so langer Zeit mit einem neuen Gossip-Album zurückzukehren?

Beth Ditto:: Es fühlt sich wunderbar an, wieder da zu sein. Ich freue mich sagenhaft darauf, wieder rauszugehen, Shows zu spielen, in Deutschland und Europa. Auf der anderen Seite mutet es komisch an, so viel Freude zu empfinden wie wir gerade, denn die Welt ist ein eigenartiger und gefährlicher Ort. Man fühlt sich fast ein bisschen schuldig, wenn man Spaß hat. 

Waren Sie als Kind rebellisch oder haben Sie auf Ihre Mutter gehört?

Ditto:: Nein, ich war laut und verrückt, aber lieb. Wir sind vier Jungs und drei Mädchen, ich bin vom Alter her das mittlere Mädchen. Wenn du eine Familie bist wie wir, die kein Geld hat, erziehst du die Jüngeren ein bisschen mit, und die Älteren erziehen dich mit. Offiziell sollte meine große Schwester auf mich aufpassen, aber der Altersunterschied war so gering, dass ich fand, ich könnte genauso gut selbst auf mich achtgeben. Ich wollte das Leben für unsere Mum nicht noch härter machen, also verschwand ich ein bisschen im Hintergrund. Ich habe versucht, nicht allzu viel Ärger zu verursachen. Meine Schwester war viel schlimmer, die hat sich nie was sagen lassen. Zugleich war sie meine große Unterstützerin und Fürsprecherin. Sie war es, die mich, als ich 18 wurde, zum Flughafen fuhr und meinte: Beth, du musst hier raus.

Beth Ditto hat mit Gossip ein neues Album produziert.
Foto: Sebastian Gollnow, dpa

Wie waren Sie in der Schule?

Ditto:: Nicht die hellste Kerze auf dem Kuchen (lacht). Ich habe oft gestört, aber wirklich Ärger bekam ich so gut wie nie. Ich habe die Leute in erster Linie zum Lachen gebracht. Ich war eine kleine Clownin.

Sie sind mit zwölf zu Ihrer Tante Jannie gezogen. Weshalb?

Ditto:: Um meine Mutter zu entlasten. Meine Tante hatte weitere Pflegekinder, die heute alle meine Cousins und Cousinen sind, sie war den Trubel gewohnt. Dann erkrankte sie an Krebs, und ich kümmerte mich, bis sie starb, mehr um sie als sie um mich. Ich lernte früh, dass das Leben nicht fair ist. 

Eine wichtige Lektion?

Ditto:: Definitiv. Bis heute werde ich wütend, wenn ich das Gefühl habe, schlecht oder ungerecht behandelt zu werden. Oder wenn ich sehe, dass andere Menschen nicht den Respekt bekommen, der ihnen gebührt. Meine Mutter hat immer sehr hart gearbeitet und sehr wenig Geld und Anerkennung bekommen. Das macht mich bis heute sehr fuchsig. Ich wusste immer, dass es nicht die Schuld meiner Mum war, dass ihr Leben so hart war. Sondern die Schuld des Systems. 

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Ist „Real Power“, das Titellied Ihres neuen Albums, ein Protestsong?

Ditto:: Ein großes Wort. Ich weiß es nicht. „Real Power“ ist eine Hymne, die Kraft und Stärke vermitteln soll. Ich schrieb das Lied während der „Black Lives Matter“-Proteste, die in meiner Heimatstadt Portland besonders intensiv waren. Tag und Nacht lärmten die Polizeihubschrauber über meinem Haus, ich dachte, lasst die Menschen doch bitte in Ruhe protestieren, sie haben doch allen Grund dazu. Vielleicht hast du recht. Ein Hang zum Protest gegen ungerechte Verhältnisse steckt tief in mir drin. 

Haben Sie den Song direkt in Portland geschrieben?

Ditto:: Nein, auf Hawaii, im Studio unseres Produzenten Rick Rubin. Ach, na ja, ich sage Studio, dabei ist es eigentlich nur eine Hütte, eine Kaschemme. Es liegt auf der Insel Kauai, und als wir dort waren, gab es Probleme mit dem Stromnetz. Irgendwer rief mal: Ist das jetzt der richtige Strom oder der Strom aus dem Generator? In dem Augenblick hatte ich den Titel „Real Power“. Als Nächstes dachte ich an den wunderbaren Iggy Pop und sein Lied „Raw Power“. Schnell stand der Refrain, und bald schon war mir klar, dass der Song über Portland handeln musste. 

Mit dem legendären Rick Rubin hatten Sie schon auf „Music For Men“ gearbeitet. Wie war es diesmal mit ihm?

Ditto:: Total lustig. Du darfst Rick nicht zu ernst nehmen, dann entspannt er sich. Wir nannten ihn immer „Herrn Guru“. Und dann hockten wir halt in dieser Hütte ohne gescheiten Strom und ohne Klimaanlage, alles war ein bisschen schäbig und irgendwie leicht ärmlich, und überall liefen diese Hühner rum.

Hühner?

Ditto:: Hühner! (lacht) Ich habe noch keinen Ort mit mehr Hühnern gesehen als diesen hier. Es waren wirklich irre viele. Die verfolgen dich auf Schritt und Tritt, Hühner sind wahnsinnig anhängliche Tiere. Wir haben uns super verstanden, aber es war alles schon sehr bauernhofmäßig. Ach, und Wildschweine hatte es auch an jeder Ecke. 

2016 hatten sich Gossip getrennt, jetzt sind sie wieder zusammen. Die alten Probleme sind also ausgeräumt?

Ditto:: Es gab nie wirkliche Probleme, nur den Wunsch, neue Erfahrungen außerhalb der Band zu sammeln. Das Süßeste an diesem Album ist, dass es aus Liebe entstanden ist. Ich liebe Nathan, und rückblickend betrachtet war die Pause länger, als sie hätte sein müssen. Ich meine, wir sind ja nicht Abba, wir sind bloß eine kleine Kackband aus Arkansas, die verdammt viel Glück hatte. Es gab kein böses Blut, und unser Wunsch, ein cooles und lässiges Gossip-Album zu machen, der hat sich aus unserer Sicht erfüllt.

Haben Sie die Abba-Avatar-Show „Voyage“ in London schon gesehen?

Ditto:: Oh ja, meine Freundinnen haben mich zu meinem 42. Geburtstag letztes Jahr dorthin eingeladen. Mich hat die Show umgehauen, bei „The Winner Takes It All“ habe ich geheult. Am Schluss war ich völlig fertig. 

Träumen Sie schon vom eigenen Avatar?

Ditto:: Vergiss es. Ich liebe künstliche Intelligenz, man kann so viel damit anstellen, was wirklich krass ist. Ich fände es großartig, so ein Hologramm-Konzert mit David Bowie oder mit Aretha Franklin zu sehen. Oder sie führen gleich das komplette Woodstock-Festival noch mal auf.

Sie erzählen auf dem neuen Album über Ihre Scheidung von Kristin Ogata und Ihre neue Liebe Ted Kwo. Einige Songs sind wirklich persönlich. 

Ditto:: Ich bin Künstlerin, ich kann nicht anders, als sehr offen mit meinen Gefühlen umzugehen. In meinem Leben sind ein paar wirklich schwerwiegende Umbrüche passiert, und ich habe versucht, so natürlich und ehrlich wie möglich darüber zu erzählen. Ich wollte aber kein Konzeptalbum über das Erlöschen einer alten und das Entflammen einer neuen Liebe schreiben. Das Leben hat die Themen vorgegeben.

Zur Verblüffung vieler haben Sie sich in einen Mann verliebt.

Ditto:: Ted ist ein Transmann, aber ja, stimmt schon.

Waren Sie selbst überrascht darüber?

Ditto:: Nein, eigentlich nicht. Ich wusste immer, dass auch eine Beziehung für mich im Bereich des Möglichen liegt. Das Seltsame ist, dass die Leute uns von außen sehen und uns für ein heterosexuelles Paar halten. Dabei sind wir immer noch queere Menschen, er ist trans, und ich bin, ja, keine Ahnung, was ich bin. Ich war mit einer Frau zusammen, und jetzt bin ich mit einem Mann zusammen. In unserem Freundeskreis sind alle super entspannt und freuen sich für uns. Nur in der Öffentlichkeit ist unsere Liebe irgendwie schwer zu erklären, weil sie einerseits kompliziert ist. Andererseits aber auch nicht. 

Die Rechte der LGBTQ-Gemeinde oder Body Positivity sind Ihnen wichtig, und teilweise sind die Themen auch in den Mainstream eingesickert. 

Ditto:: Ich bin mir oft nicht sicher, wie viel sich wirklich verändert hat. In Amerika fühlt sich das Leben, insbesondere als Frau, immer noch verdammt verrückt an. So wurde das Abtreibungsrecht vom Supreme Court geschleift, und insgesamt ist der Kampf um Gleichberechtigung noch immer in vollem Gange. Ich sehe seit Wochen, wie ihr in Deutschland gegen die Rechtsradikalen und die ganzen Feinde der Menschlichkeit protestiert, und ich finde das ganz, ganz großartig, wie geschlossen und einig ihr euch seid. Das berührt mich wirklich sehr. Amerika dagegen, meine Fresse, das Land ist gespaltener als je zuvor. So gibt es zum Beispiel eine gigantische queere Präsenz in der Popkultur, und das ist klasse und revolutionär, auf der anderen Seite erleiden wir viele Rückschritte und Rückschläge. Es bleibt ein Kampf.

Denken Sie, Ihr Beth-Ditto-Sein hat zur gesellschaftlichen Veränderung beigetragen?

Ditto:: Ich habe nur gespiegelt, was ich selbst erlebt hatte in meiner radikalen feministischen Blase in Oregon. Es gab und gibt definitiv coolere und kompromisslosere Bands als uns. Wir waren auch sicher nicht die Ersten, aber es gibt mir Gänsehaut und macht mich glücklich, wenn Menschen mir sagen, ich hätte ihnen Mut gemacht. Dabei war ich immer nur ich. Als wir bekannt wurden, war ich Mitte 20, und alle fragten mich, woher ich als dicke, queere Frau mein Selbstvertrauen nehmen würde. Ehrlich, ich verstand die Frage nicht. Ich dachte, alle Punks sind kompromiss- und furchtlos, dann lernte ich mit weit aufgerissenen Augen, wie sexistisch, ja wie frauenfeindlich diese Branche ist, und ich wusste: Das darf nicht so bleiben.

Was denken Sie, wird passieren, wenn Donald Trump wieder Präsident werden sollte?

Ditto:: Ganz bestimmt nichts Gutes. Der Gedanke an Trump sorgt dafür, dass ich oft nicht einschlafen kann. Wir haben ihn zwar schon einmal überlebt, aber er hat Schäden angerichtet, die bis heute nachwirken: Die Umbesetzung des Supreme Court, die Abschaffung von Gesetzen und Programmen im Gesundheitsbereich, die für viele überlebenswichtig waren. Er selbst ist ein Narzisst und ein Frauenhasser, doch wenigstens ist er nicht besonders smart. Ein dummer Diktator an den Hebeln der Macht ist furchtbar genug. Aber ein schlauer wäre noch viel schlimmer.

Was macht Ihnen Hoffnung?

Ditto:: Die jungen Menschen. Irgendwann wird es eine weltweite Bewegung geben, in der sich die Leute von überall her zusammentun und den Hass zurückdrängen. Die guten Menschen müssen zusammenfinden. Und die Kids werden es spätestens dann besser machen, wenn sie geschnallt haben, dass die Erwachsenen überwiegend Vollidioten sind.

Zur Person: Die US-Sängerin Beth Ditto wuchs in einer Wohnwagensiedlung im Bundesstaat Arkansas auf. Sie liebte Punk- und Grungemusik und war stark von der Riot-Grrrl-Bewegung beeinflusst. 1999 gründete sie mit Schlagzeugerin Kathy Mendoca und Gitarrist Nathan Howdeshell die Band Gossip, das Album „Standing in the Way of Control“ von 2006 war vor allem in Großbritannien erfolgreich. 2016 trennte sich das Trio, drei Jahre später feierten sie ihr Comeback. Die 43-Jährige ist lesbisch, überzeugte Feministin und Unterstützerin der LGBT-Bewegung. In Deutschland erregte Ditto die Gemüter, als sie 2010 bei „Wetten, dass ..?“ auftrat und sich rücklings auf Hansi Hinterseer warf. Am 22. März erscheint das neue Gossip-Album „Real Power“.

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