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Medizin: Rauchen wirkt sich dauerhaft auf das Immunsystem aus

Medizin

Rauchen wirkt sich dauerhaft auf das Immunsystem aus

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    Auch Jahre nach dem Aufhören beeinträchtigt das Rauchen das menschliche Immunsystem.
    Auch Jahre nach dem Aufhören beeinträchtigt das Rauchen das menschliche Immunsystem. Foto: Sebastian Kahnert, dpa

    Rauchen beeinträchtigt das menschliche Immunsystem – und zwar noch Jahre nach dem Aufhören. Das berichtet ein internationales Forschungsteam nach einer aufwendigen Untersuchung im Fachblatt Nature. Der Griff zum Glimmstängel hat demzufolge einen ähnlich starken Effekt auf unser körpereigenes Abwehrsystem wie etwa Alter und Gene. 

    Die Erkältungssaison macht es jedes Jahr deutlich: Menschen reagieren sehr unterschiedlich auf Herausforderungen des Immunsystems. Während manche Personen nach der Infektion mit einem bestimmten Virus nur ein leichtes Kratzen im Hals verspüren, sind andere nach der Ansteckung mit dem gleichen Erreger für Tage außer Gefecht gesetzt. Für diese Unterschiede spielen zum einen Alter, Gene und Geschlecht – Männer sind für viele Krankheitserreger anfälliger – eine Rolle, aber auch veränderbare Umweltaspekte wie der Lebensstil.

    Eben jene Umweltaspekte stehen im Fokus einer Studie unter Leitung des französischen Institut Pasteur, die die Auswirkungen von 136 Umweltfaktoren auf Immunreaktionen bei 1000 gesunden Erwachsenen untersuchte. Die Forschungsgruppe konzentrierte sich dabei insbesondere auf die Ausschüttung von Zytokinen. Diese koordinierenden Botenstoffe des Immunsystems werden freigesetzt, wenn der Körper auf Krankheitserreger trifft. Um die jeweiligen Immunreaktionen zu erfassen, analysierte das Team die Produktion von 13 Zytokinen in Blutproben, welche zwölf verschiedenen Immunreizen ausgesetzt wurden. Diese Stimulationen lösten Reaktionen in beiden Teilen der Immunabwehr aus: Denn unser Immunsystem hat zum einen einen angeborenen Teil, der eher allgemeiner reagiert, und zum anderen einen erworbenen Teil, welcher durch Krankheiten und Impfungen aufgebaut wird und erregerspezifisch reagiert.

    Botschaft an die Jugend: Fangt niemals an

    Von allen untersuchten Umweltfaktoren hatte das Rauchen den größten Einfluss auf die Immunreaktion – und zwar umso deutlicher, je länger und je mehr Zigaretten geraucht wurden, so Studienleiter Darragh Duffy. Die Auswirkungen auf die angeborene Immunabwehr – darunter etwa verstärkte Entzündungsreaktionen – waren jedoch vorübergehend und verschwanden wieder, wurde das Qualmen aufgegeben. Anhaltender waren hingegen die Effekte auf die erworbene Immunantwort: Diese blieben noch viele Jahre nach dem Rauchstopp bestehen und veränderten die Menge der Zytokine, die bei Infektionen und anderen Herausforderungen für das Immunsystem freigesetzt wurden. Laut Erstautorin Violaine Saint-André enthält die Studie so vor allem eine Botschaft an die Jugend. „Fangt niemals mit dem Rauchen an." Ursache für die Wirkung des Rauchens ist der Forschungsgruppe zufolge die sogenannte DNA-Methylierung, ein bestimmter epigenetischer Prozess, bei dem DNA-Sequenzen im Zellkern modifiziert werden. Laut der Studie verringert Rauchen den Grad der DNA-Methylierung an bestimmten Stellen, was zu veränderten Zytokinspiegeln als Reaktion auf immunologische Herausforderungen führt.

    Auch BMI und Virusinfektionen wirken sich aus

    Neben dem Griff zum Glimmstängel wirkte sich unter den Umweltfaktoren vor allem eine Infektion mit dem Zytomegalievirus aus – dieses Herpesvirus ist weltweit verbreitet und gilt als häufigster viraler Erreger einer angeborenen Infektion. Ebenso spielte der Body-Mass-Index (BMI) eine Rolle, wobei die Studie explizit gesunde Teilnehmende umfasste – die Probanden waren also weder stark übergewichtig noch adipös. Die Forschenden vermuten daher, dass sich ein sehr hoher BMI stärker auf die Immunantwort auswirkt. (Alice Lanzke, dpa)

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