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Pro und Contra: Die Frage der Woche: Familienfrei am Muttertag?

Pro und Contra

Die Frage der Woche: Familienfrei am Muttertag?

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    Blumen für Mama. Was aber, wenn die dann am Muttertag am liebsten eigentlich familienfrei nehmen möchte?
    Blumen für Mama. Was aber, wenn die dann am Muttertag am liebsten eigentlich familienfrei nehmen möchte? Foto: Annette Riedl, dpa

    Einen Tag mal nicht der Infostand der Familie sein

    Familienfreier Muttertag? Diese Idee hat großes Zukunftspotenzial. Tag für Tag geht es schließlich so: Mama, kriege ich noch mal Erdbeeren? Mama, weißt du eigentlich, wo mein Mathebuch ist? Mama, schaust du mal? Ich glaube, ich habe Fieber ... Das variiert natürlich in den Fragestellungen und Anforderungen. Andersrum auch: Ach Mensch, hast du die Klamotten immer noch nicht aufgeräumt? Hast du jetzt eigentlich Geschichte gelernt? Leg jetzt das iPad weg! Viel Klein-Klein also im Familienalltag.

    Am Muttertag ist es meist auch nicht viel anders. Für die Mama gibt es Blümchen, ein Frühstück oder ein Mittagessen mit der Familie, und dann geht’s, ehe man sich versieht, flugs zurück in den Alltag: Mama, ich habe mein Mathebuch echt überall gesucht …

    Es gibt Phasen, in denen ist Muttertag wirklich wunderschön – wenn Kinder klein sind und vor Aufregung schier platzen, bis sie ihr gebasteltes Geschenk überreichen dürfen. Aber der Eifer lässt mit den Jahren nach, und das ist auch in Ordnung so. Herzen bastelnde Pubertiere wären einem ja auch fast ein wenig unheimlich.

    Beste Gelegenheit also, sich am Muttertag familienfrei zu nehmen. Die Väter haben es ohnehin schon immer so gehalten. Bollerwagen, Bierfass, Kneipentour, so ist das nicht gemeint. Aber einen Tag mal nicht der Infostand und Facility-Manager der Familie sein. Sich was Schönes mit Freundinnen ausdenken. Einen Spaziergang mit Picknick, ein Brunch und eine Ausstellung, das Hirn mal durchlüften und was anderes sehen, auch das haben sich alle Mamas neben einem Blumenstrauß und einem Küsschen (das es hoffentlich auch an anderen Tagen im Jahr auch gibt) mehr als verdient.

    (Doris Wegner)

    Ein Tag nicht für die Mütter, sondern die Kinder

    Muttertag. Das ist ein Tag für die Mutter – wird auf jeden Fall so vermarktet. Mami darf ins Paralleluniversum, in dem Frühstück gemacht wird, kein schmutziges Geschirr existiert und in dem es außerdem niedliche kleine selbst gebastelte Geschenke oder Kunstwerke gibt – „so viele Herzen, und das bin ich? Toll, danke mein Schatz“. Warum sollte man als Mutter einen solchen Tag schwänzen? Weil man sich vatertagsmäßig einmal einen familienfreien Tag verdient hat, Sause, Brause und Spaß mit anderen? Aber nimmt man sich da nicht etwas?

    Stopp an dieser Stelle und zurück zur Grundthese: Muttertag ist ein Tag für die Mutter. Falsch nämlich! Müttern ist dieser Tag ziemlich egal. Eine trotzige Ablehnung – „Ist denn nicht jeder Tag Muttertag“ oder „bescheuerte Erfindung der Blumenindustrie“ – hat schon die frauenbewegte Großmuttergeneration gepflegt. Dass er dennoch überdauerte, hat damit zu tun, dass Mütter genau wissen, was passieren würde, wenn sie den Tag boykottieren: Die Kinder wüssten schon mal nicht, wohin mit dem in der Schule oder dem Kindergarten getöpferten Herz und kleinen selbst geschriebenen und verzierten Liebesbotschaften – eine traurige Sache.

    In die man sich als Erwachsene vielleicht hineinfühlen kann, wenn man sich zum Beispiel einmal vorstellt, die eigene Mutter oder der eigene Vater würde einem den Besuch am Geburtstag verwehren, „ist mir alles zu viel“. Und wohin dann nicht nur mit eben den Geschenken, sondern auch mit all der Zuneigung? Die eigentliche Frage also ist: Warum sich ausgerechnet an dem für die Kinder wichtigen Muttertag familienfrei nehmen. Etwa weil man einen Anlass braucht, um auch mal kurz ohne die Kinder glücklich zu sein? Dann sollte wirklich jeder Tag Muttertag sein.

    (Stefanie Wirsching)

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