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Hape Kerkeling Interview über sich und Kung Fu Panda 4

Interview

Hape Kerkeling: "Ich würde nicht mehr alles so machen wie früher"

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    Mit der Synchronstimme von Hape Kerkeling kommt jetzt "Kung Fu Panda 4" ins Kino.
    Mit der Synchronstimme von Hape Kerkeling kommt jetzt "Kung Fu Panda 4" ins Kino. Foto: Britta Pedersen, dpa

    Im neuen Film "Kung Fu Panda 4" soll der von Ihnen gesprochene Panda seinen bisherigen Status aufgeben und einen Nachfolger suchen. Können Sie das für sich nachvollziehen?
    HAPE KERKELING: Durchaus. Ich fand es eine gelungene Wendung in der Geschichte und habe das auch für mich übernommen, denn ich denke, man muss im Leben flexibel sein. Man kann sich nicht mit dem zufriedengeben, wo man steht, sondern muss sich immer wieder infrage stellen, wer man ist.

    Sie sind also auch auf Suche nach einer Person, die in Ihre Fußstapfen tritt?
    KERKELING: Nö. Ich finde beispielsweise Comedians wie Tahnee Schaffarczyk und Till Reiners super und es gibt noch ein paar andere. Aber das sind ja in dem Sinne keine Nachfolger. Die stehen für sich.

    Im Film spielt auch eine Mentorenfigur eine wichtige Rolle. Hatten Sie so jemanden nötig?
    KERKELING: Ich hatte viele Mentoren. Dazu gehörte Otto Waalkes, dem ich viel zu verdanken habe. Genauso Rudi Carrell, der in ganz besonderer Weise mein Mentor und Förderer war. Und davon abgesehen viele Regisseure, die man gar nicht so kennt. Zum Beispiel Heinz Lindner, mit dem ich wahnsinnig gern zusammengearbeitet habe, oder mein allererster Regisseur Rolf Spinrads, der Erfinder von "Plattenküche", "Bananas" oder "Känguru".

    Wenn Sie selbst ein Mentor wären, was für einen Rat würden Sie Nachwuchs-Comedians geben?
    KERKELING: Mach erst mal was Ordentliches (spricht im rheinischen Dialekt). Mach erst mal Abitur, dann machste eine kaufmännische Lehre, dann gehste zur Bank, und wenn dat nicht geholfen hat und du immer noch lustig bist und Spaß am Leben hast, dann gehste auf die Bühne.

    Allerdings sind die Rahmenbedingungen für Komiker schwieriger geworden, denn es gibt eine neue Sensibilität in Sachen Humor. Würde das dazu führen, dass Sie selbst bestimmte Sketche aus ihren Anfangsjahren heute nicht mehr so machen könnten?
    KERKELING: Wiederholungen sollten auf jeden Fall möglich sein. Aber würde ich es noch mal so herstellen? Da hätte ich mit dem ein oder anderen sicher Probleme. Aber das ist auch nicht schlecht. Die Welt soll sich doch weiterentwickeln, solange sie sich in eine positive Richtung entwickelt, was ja leider nicht immer der Fall ist. Hinzu kommt, dass ich ein paar Takte älter bin. Auch der Mensch an sich verändert sich eben mit den Lebensjahren. Kurz und gut, ich würde das alles nicht mehr so machen wie früher, aber das heißt nicht, dass es falsch war. 

    Diese Veränderungen haben ja auch etwas Positives. Sind die westlichen Gesellschaften nicht auch aufgeschlossener geworden? Der Titelheld des neuen "Kung Fu Panda"-Films etwa wird von zwei Vätern großgezogen ...
    KERKELING: Doch, das glaube ich schon. Das hat auch damit zu tun, dass aufklärerische Informationen jedem zugänglich sind und es keine Filter mehr gibt. Andererseits gibt es aber auch jederzeit freien Zugang zu jeglicher Propaganda von Faschisten und Rechtsradikalen. Das führt zu dieser unfassbaren Konfrontation, wie wir sie derzeit erleben.

    Sie sprachen von Ihrem persönlichen Wandlungsprozess. Sie selbst haben ja das Image des reinen Comedians durch Ihre Autobiografie und Bücher abgestreift.
    KERKELING: Das war so gar nicht geplant, sondern hat sich glücklicherweise so ergeben. Jedes Management hätte einem geraten: "Mach das nicht. Bleib bei deinem Komiker-Image." Aber mein Image war mir nicht so wichtig. Ich bin da gerne über Grenzen gegangen und werde das weiter tun, auch mit meinem neuen Buch.

    Was sind Ihre positiven Charakterzüge?
    KERKELING: Ich glaube, ich bin eine gutmütige Person. Die Frage ist natürlich, ob man immer Nachsicht zeigen sollte. Aber am Ende glaube ich, ist das schon so richtig. Die Figur des Po hegt jedenfalls keinen Groll, das habe ich hoffentlich mit ihr gemeinsam. 

    Nun leben wir in einer Zeit voller heftiger Konflikte, die ohne Rücksicht auf Verluste ausgetragen werden. Da könnte es schwerfallen, mal keinen Groll zu hegen.
    KERKELING: Das ist richtig, es gehört auch der Kampf dazu. Man darf ihm nicht ausweichen. Man muss ich sich auch den Herausforderungen stellen, und das manchmal mit Gewalt – im übertragenen Sinne!

    Ihr Kung Fu Panda soll im Film zum spirituellen Lehrer werden. Hätten Sie das Zeug für so eine Position?
    KERKELING: Natürlich, definitiv. Aber nicht nur ich, sondern auch Sie. Jeder von uns hätte das Zeug dazu. Wir sind angetreten, um letztlich vielleicht alle spirituelle Meister zu werden. Jeder von uns trägt das in sich.

    Wie weise sind Sie nach Ihrer persönlichen Wahrnehmung?
    KERKELING: Wahnsinnig weise. Wenn ich morgens aufstehe, dann denke ich: "Junge, du hast es, du weißt es." Dann kommt der Tag, der mir das Gegenteil beweist.

    Eines der spirituellen Schlüsselerlebnisse dürfte ja Ihre Wanderung auf dem Jakobsweg vor über 20 Jahren gewesen sein. Haben Sie vor, sich noch einmal einer solchen Erfahrung zu unterziehen?
    KERKELING: Man soll nie "nie" sagen. Unmittelbar nach der Pilgerreise hätte ich gesagt, das mache ich nie wieder, aber manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich denke: Oh, jetzt wo es auf die 60 geht, wer weiß. Vielleicht doch noch mal. Auf jeden Fall möchte ich noch viel reisen. Am liebsten wäre ich überall gewesen. Bhutan würde mich sehr reizen. Ebenso Indien. Ich möchte gern noch mal nach Chile. Peru finde ich spannend, desgleichen Japan und Südkorea. In Irland war ich noch nie. 

    In Deutschland haben Sie sich aus Berlin nach Köln bewegt, weil Ihnen die Atmosphäre in der Hauptstadt zu homophob wurde. Vermissen Sie die Metropole?
    KERKELING: Damit wollen Sie mir einreden, dass Köln keine Weltstadt ist? Womit Sie ja nicht ganz unrecht haben, übrigens. Ich bin aber immer wieder gerne und oft in Berlin. Es ist ja nicht aus der Welt.

    2021 sangen Sie das Lied "Der Weg nach Haus". Wie würden Sie Ihr persönliches "Zuhause-Gefühl" beschreiben? 
    KERKELING: Da, wo ich jetzt bin, fühlt es sich richtig gut an. Es hat sich in meinem Leben nicht immer richtig gut angefühlt, aber jetzt ist das der Fall. 

    Hat dieses Gefühl auch etwas mit dem Älterwerden zu tun?
    KERKELING: Jetzt darf man nicht mehr in Ruhe älter werden, ohne dass es kommentiert wird! An dem Punkt sind wir mittlerweile schon. Man darf nicht mal mehr 60 werden, ohne dass das als alt bezeichnet wird. Dabei ist 60 das neue 28. Das sagen doch immer alle diese Jugendfetischisten. Und ja, vielleicht mache ich ja noch einen Account bei Instagram mit Schmink-Tipps oder einem "Wer hat den schönsten Arsch?"-Wettbewerb. Wieso denn nicht? Wenn’s gewünscht ist (lacht).

    Zur Person

    Hans-Peter "Hape" Kerkeling ist die Stimme des Po in "Kung Fu Panda 4", der am 14. März in den deutschen Kinos anläuft. Kerkeling, der in Recklinghausen geboren wurde und Ende 2024 seinen 60. Geburtstag begeht, begann seine Karriere als Komiker und war in mehreren Kinofilmen zu sehen. Sein Erfahrungsbericht "Ich bin dann mal weg" wurde zum Sachbuch-Bestseller. 

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