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Jubiläum: Die Jahrhundertplatte: Pink Floyds Kultalbum "The Dark Side Of The Moon"

Jubiläum

Die Jahrhundertplatte: Pink Floyds Kultalbum "The Dark Side Of The Moon"

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    Ikone der Cover-Art: Pink Floyds «Dark Side Of The Moon». Foto: EMI
    Ikone der Cover-Art: Pink Floyds «Dark Side Of The Moon». Foto: EMI Foto: der Cover-Art: Pink Floyds «Dark Side Of The Moon». Foto: EMI (dpa)

    Jubiläen von erfolgreichen Jazz- oder Rock-Platten der 70er Jahre gibt es aktuell zuhauf. Nicht immer lohnt es, sie hervorzukramen und sich neu in sie zu vertiefen. Die Musik passte damals gut in die Zeit, hat aber inzwischen oft an Relevanz verloren. Ganz anders verhält es sich bei Pink Floyds erfolgreichstem Album „Dark Side Of The Moon“. Man kann sagen: Da ist Musik für die Ewigkeit gelungen.

    "The Dark Side Of The Moon" wurde mit revolutionärer Technik aufgenommen

    Der 6. Juni 2007 ist ein sonniger Sommernachmittag in der Altstadt in Neuburg an der Donau. Gemütlich sitzt Pink Floyds Schlagzeuger Nick Mason da in der Gastwirtschaft Zur blauen Traube und erzählt launig zwei Redakteuren dieser Redaktion von einer der größten der Sternstunden der Rockmusik-Geschichte. Über die damals revolutionäre Aufnahmetechnik des Toningenieurs Alan Parsons, der später auch unter eigenem Namen grandiose Musik veröffentlichte, und vieles mehr.

    Der völlig unprätentiöse Auto- und Technikfreak Mason, der gerade bei Audi zu Besuch war, gibt Einblicke in diese vielleicht beste Schaffensphase von Pink Floyd. Er berichtet auch von der Zeit, als sich die Band nach der Trennung von Syd Barrett wie in einer Sackgasse fühlte und aufhören wollte, Soundtracks für Zugedröhnte zu schreiben. Am Ende hatte der inzwischen wunderlich gewordene Bassist Roger Waters, als die Band im Dezember 1971 in Nick Masons Küche im Nordwesten von London zusammensaß, dann die Wahnsinnsidee: Statt psychedelischen Klangwelten sollte das nächste Album sozusagen der Realität gewidmet werden. Es sollte sich inhaltlich und musikalisch mit jenen Zwängen auseinanderzusetzen, die Menschen davon abhalten, glücklich zu sein. Die drei anderen fanden es gut.

    Noch viele Jahre später erinnert sich Gitarrist David Gilmour, der inzwischen nicht mehr viel Gutes über seinen früheren Bandkollegen sagt: „Der große Wurf gelang Roger Waters, indem er Texte über das Erwachsenwerden schrieb und dieses Thema von allen Seiten beleuchtete.

    Roger Waters setzte in seinen Songtexten gesellschaftliche Themen in Bezug zu persönlichen Erfahrungen

    Und tatsächlich schaffte es der inzwischen aufgrund seiner wirren politischen Einlassungen umstrittene Waters, eine Reihe von Texten zu verfassen, die Themen wie die Ursache militärischer Konflikte, die Macht des Geldes und die rasant zunehmende Hektik der Gegenwart zu persönlichen Erfahrungen in Beziehung setzten. Man vertonte in acht Stücken eine Zeit, die, der heutigen nicht unähnlich, von Ölkrisen, Wirtschaftsproblemen, Krieg und gesellschaftlichen Dissonanzen geprägt war.

    Heraus kam eine harmonisch relativ übersichtliche, aber auch sehr poetische Musik mit einem Schuss universaler Mystik. Die Songs klingen warm und nehmen einen wie auf Flügeln mit auf die Reise in neue Klangwelten. Tatsache war und ist: Die Platte geht bis heute unglaublich ins Ohr, ohne oberflächlich zu wirken.

    Gitarrist David Gilmour prägte den Sound von Pink Floyd

    Man könnte nun episch über all die Einzelheiten dieser besonderen Produktion schwelgen, aber das würde an dieser Stelle zu weit führen. Markant ist vor allem David Gilmours stilprägendes Gitarrenspiel, das fortan auch den Sound des Quartetts mit Roger Waters (Bass, Gesang), Richard Wright (Keyboards, Gesang) und Mason (Schlagzeug) definierte. Man kann es fast nicht glauben, dass Gilmour seine Soli in voller Lautstärke im Studio improvisierte. Erwähnt werden sollte auch, dass der Saxofonist Dick Parry und die Sängerin Clare Torry großartige Beiträge zu Titeln wie „Us And Them“ und „The Great Gig In The Sky“ lieferten. 

    Im englischen Sprachraum ist "The Dark Side Of The Moon“ ja eine Metapher für die Unergründlichkeit der menschlichen Seele. Und eben auch dieser Hintergrund schien das Album, das bisher 50 Millionen Mal verkauft wurde, wie kaum ein anderes populär zu machen. Nur Michael Jacksons „Thriller“ verkaufte sich öfter.

    Dazu kommt das ikonografische Cover, das einen Lichtstrahl zeigt, der sich in einem Prisma bricht. Es zählt zu den bekanntesten Plattencovern der Welt.

    Kritiker fanden "The Dark Side Of The Moon" zu kommerziell

    Manche Kritiker bemängelten anfangs zwar, dass das neue Werk kommerzieller war als die Vorgänger, doch das kümmerte kaum jemand. „The Dark Side Of The Moon“ schoss nach Veröffentlichung ohne jegliche Videounterstützung in die internationalen Hitparaden. In den US-Charts war es über 1000 Wochen! Lustiger Einwurf: In Deutschland musste sich die Platte damals dem Sampler „Wim Thoelke präsentiert 3x9“ sowie „Non Stop Dancing ‘73/2“ von James Last geschlagen geben. 

    An dieser Stelle könnte man eine hitzige Debatte über den hiesigen Musikgeschmack anzetteln, aber auch das würde den Rahmen sprengen. Darum widmen wir uns am Ende der mindestens ebenso interessanten Frage: Was erklärt den außerordentlichen Erfolg? Es gibt eine australische Studie, die besagt, dass man bei „The Dark Side Of The Moon“ am besten Sex haben kann (in jedem Fall kann man gut Stehblues tanzen). Musikfreaks wiederum testen damit bis heute die eigene Stereoanlage, denn die Aufnahmequalität war für damalige Verhältnisse überragend. Wieder andere intensiveren mit der Platte vielleicht ihren Drogenrausch. Aber eine sinnvolle Erklärung gibt es nicht.

    In jedem Fall bescherte „The Dark Side Of The Moon“ Pink Floyd eine Menge Ruhm und Geld. Als fiese Nebenwirkung des Erfolgs könnte man es deuten, dass das Album den Anfang vom Ende der Band einläutete, die in den 80er Jahren an ihren inneren Spannungen, vor allem zwischen den beiden musikalischen Köpfen Roger Waters und David Gilmour, zerbrach.

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