Freunde, das Leben ist sterbenswert!
Plus Operette in Zeiten von Aufrüstung und Kriegstreiberei: Die Bayerische Staatsoper in München gräbt Lehárs „Giuditta“ aus und lässt sie von Christoph Marthaler neu fassen.
Die wahnhafte, die wahnsinnig gut gelaunte Operette ist ja schon wiederholt auf der Bühne unterminiert worden. Regisseur Harry Kupfer ließ an Berlins Komischer Oper Hitlers Lieblingsoperette „Die lustige Witwe“ in einem ufa-Studio der NS-Zeit verfilmen; Hans Neuenfels sezierte in Salzburg „Die Fledermaus“ auch, indem er NS-Schlägertrupps gegen jüdische Bürger antreten ließ; Peter Konwitschny forderte Leichen zum Tanz im Schützengraben auf, als er die „Csárdásfürstin“ für Dresden inszenierte. Das Prinzip, das jeweils waltete, war: enthemmter Walzer auf einem politisch-gesellschaftlichen Vulkan.
Und nun hat sich Christoph Marthaler, der große Melancholiker unter den Regisseuren, Franz Lehárs 1934 in Wien uraufgeführter „Giuditta“ unterminierend angenommen. Hat in der Bayerischen Staatsoper München etliche Nummern dieser musikalischen Komödie hinausgeworfen und etliche Musik von Zeitgenossen Lehárs hineingenommen – insbesondere Musik verfemter, verfolgter, ermordeter Komponisten. Hat das „niedere“ Liebespaar im inhaltlich etwas dünnen Spiel auf eine tragisch-böse Reise geschickt, indem er ihn, Pierrino, zu einer gefährlichen, strammnationalen Horvath-Figur umfunktionierte („Sladek“), und sie, Anita, zu einer blonden Anna, ein Mordopfer der „Schwarzen Reichswehr“.
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