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Neuerscheinung
19.11.2022

Max Frisch und Ingeborg Bachmann: Das Schauspiel, das so tragisch endete

Rom, Via de Notaris: Das einzige bekannte Foto, das Max Frisch und Ingeborg Bachmann gemeinsam zeigt, 1962 aufgenommen in der gemeinsamen Wohnung.
Foto: Mario Dondero/Max-Frisch-Archiv, Zürich/Suhrkamp

Max Frisch und Ingeborg Bachmann waren ein geradezu mythisches Paar der Nachkriegsmoderne. Ihr umfangreicher Briefwechsel war gesperrt, nun ist er zu lesen.

Er sitzt allein in der Wohnung und tippt in die Maschine den letzten Brief von diesem Ort, wo so viele Briefe wechselseitig geschrieben wurden, von ihm, dem Mann, von ihr, der Frau, hier in Rom, wo sie beide manchmal so etwas wie das Glück zu spüren meinten. Jetzt, im Juli 1963, der Auszug aus der Via de Notaris ist beschlossene Sache, fällt seine Bilanz der gemeinsamen Jahre ernüchternd aus: „Wir haben es nicht gut gemacht.“

Max Frisch und Ingeborg Bachmann waren ein Paar, fünf Jahre lang. Knapp 300 Briefe, die sie sich zwischen 1958 und 1963 (ein paar wenige auch noch danach) schrieben, geben Zeugnis davon. Ein Briefwechsel, der erst jetzt der Öffentlichkeit zugänglich ist, denn an ihrer Liebe und an deren Verlöschen sollte ursprünglich, wie Bachmann es formulierte, „niemand ein Schauspiel“ haben. Weshalb nach dem frühen Tod der österreichischen Dichterin das Briefkonvolut durch die Nachlassverwalter gesperrt blieb und auch der Schweizer Schriftsteller eine 20-jährige Sperre nach seinem Ableben verfügt hatte. Nun liegt der Briefwechsel als weiterer Baustein der hervorragenden Salzburger Bachmann Edition vor, inklusive des unverzichtbaren Kommentarteils gut tausend Seiten.

War er verantwortlich für Ingeborg Bachmanns frühen Tod?

Dass die Briefe während ihres archivalischen Schlummers einen geradezu mythischen Status erlangten, liegt nicht nur daran, dass Ingeborg Bachmann (1926–1973) und Max Frisch (1911–1991) zwei Ikonen der deutschsprachigen Literatur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind. Was sie zu einem Liebespaar werden und dann wieder auseinanderdriften ließ, davon haben beide – literarisch mal mehr, mal weniger verhüllt – auch in ihrem Werk erzählt, Frisch in „Mein Name sei Gantenbein“ und „Montauk“, Bachmann in „Malina“ und weiterer Prosa. Das trug früh zur Legendenbildung bei, angefacht noch durch den Umstand, dass Bachmann am Ende der gemeinsamen Beziehung eine schwere Krise durchlebte, von der sie sich nur mühsam erholte. Den Anhängern Bachmanns galt Frisch als der Verursacher; ja, traf ihn nicht sogar eine mittelbare Schuld an Bachmanns Tod, als sie in ihrer Wohnung bei einem Brandunfall tragisch ums Leben kam?

Persönlich kennengelernt hatten die beiden sich im Frühsommer 1958 in Paris. Jeder für sich bereits ein aufgegangener Stern am Himmel des Literaturbetriebs, Bachmann durch ihre Gedichtsammlungen „Die gestundete Zeit“ und „Anrufung des großen Bären“, Frisch aufgrund von Theaterstücken wie „Biedermann und die Brandstifter“ und durch die Romane „Stiller“ und „Homo faber“. Rasch stellte sich bei beiden das ganz große Gefühl ein. „Du trittst in mein Leben, Ingeborg, wie ein langgefürchteter Engel …“, heißt es schon in einem der ersten Briefe. Und sie: „Ich glaube, mein Herz tut mir weh.“

Ein Star der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur: die österreichische Autorin Ingeborg Bachmann.
Foto: dpa (Archivbild)

Doch Frisch, getrennt lebend von seiner ersten Ehefrau und Vater dreier Kinder, ist in allzeit flackernder Sorge vor dem Gelingen seiner Schriftstellerexistenz, mit Zumutungen an eine Partnerschaft wie Schreibruhe und Freiraum nach Belieben. Er setzt sich selbst unter Zwang, nur Geniehaftes zu produzieren, und wird dabei, wie er Bachmann gegenüber bekennt, ihr gegenüber oft „steinig“. Eine Haltung, mit der die Dichterin in ihrem komplexen Liebesbedürfnis ihrerseits nicht klarkommt. Sie spürt die Spannungen, unter denen Frisch steht und unter denen das Zusammensein von Anfang an leidet, und geht verständnisvoll auf Distanz. Doch räumliche Entfernung lässt bei beiden nur wieder neue Sehnsucht entstehen, ein Teufelskreis. Als Frisch an einer schweren Hepatitis erkrankt und längere Zeit in ein Krankenhaus muss, bittet er Bachmann, ihn für eine Weile nicht zu besuchen. Sie fühlt sich verstoßen vom geliebten Mann, ein Muster, mit dem sie sich schon mehrfach konfrontiert gesehen hat, unter anderem in ihrer früheren Liebesbeziehung zum Dichterkollegen Paul Celan. Und reagiert mit heftiger Emotionalität, sieht sich unfähig zur literarischen Arbeit.

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Sie trafen im "Venedig-Vertrag" Vereinbarungen über ihre sexuelle Freiheit

In langen wechselseitigen Darlegungen wird nun – sie mittlerweile in Rom, fern von der am Zürichsee eingerichteten gemeinsamen Wohnung; er im Krankenhaus in der Schweiz – das eigene Liebeswollen und die vermeintliche Wahrnehmung durch das Gegenüber seziert. Mit dem sich immer deutlicher herauskristallisierenden Ergebnis, dass da zwei nicht zu vereinbarende Partnerschaftsvorstellungen aufeinandertreffen. Wie da in der Wechselrede vielfach ein und derselbe Sachverhalt so grundverschieden aufgefasst und dabei so schonungslos präzise auf den Buchstaben gebracht werden kann, ist atemberaubend mitzuverfolgen.

Noch einmal versuchen sie es miteinander, unter anderem mit Vereinbarungen wie dem „Venedig-Vertrag“, den sie bei einem Aufenthalt in der Lagunenstadt vereinbaren und der vorsieht, dem anderen die Freiheit des Seitensprungs zu lassen und nur dann den Partner in Kenntnis zu setzen, falls sich mehr daraus ergäbe. Ein Modus zum gemeinsamen Leben und ungestörten Arbeiten scheint auch durch die Wohnungen im Schweizer Uetikon und in Rom gefunden – der Ton der Briefe wird wieder heller. Doch dann eröffnet Bachmann gemäß "Venedig-Vertrag“, dass sie einen anderen Mann, einen italienischen Literaten, „sehr lieb hat“. Ein kurzes Intermezzo, der fremde Mann zieht sich zurück. Die Bruchstelle in der Beziehung von Bachmann und Frisch aber ist neuerlich offen. Ihn nervt zusehends ihre „Lethargie“ (Bachmann kommt mittlerweile nicht mehr aus ohne Schlaf- und Beruhigungsmittel), sie fühlt sich beeinträchtigt, wenn sie ihn auf der Schreibmaschine klappern hört und geht „ins Café Greco oder unter die Haube des Friseurs“ (ein Wort von Hans Werner Henze, Bachmanns lebenslangem Vertrauten).

Bekannte Frisch-Titel wie "Montauk" oder "Mein Name sei Gantenbein" reflektieren die Zeit des Schweizer Schriftstellers mit Ingeborg Bachmann.
Foto: Rehm, dpa (Archivbild)

Als Frisch im Herbst 1962 die 28 Jahre jüngere Marianne Oellers kennenlernt – später wird sie seine zweite Ehefrau –, ist das Herzensgefühl der beiden Schriftsteller füreinander noch nicht erloschen. Weiter wechseln innige Briefe zwischen dem jetzt meist an verschiedenen Orten lebenden Paar („Liebster Max“ – „Meine liebste Ingeborg“), doch immer mehr nimmt die Bitterkeit zu, mehren sich Vorwürfe und Rechtfertigungen. Um sich von ihrer Medikamenten-Abhängigkeit zu befreien, begibt sich Bachmann in eine Zürcher Klinik, wird in dieser Zeit zudem mit der ärztlichen Empfehlung konfrontiert, sich die Gebärmutter entfernen zu lassen – der Kommentar zu den entsprechenden Briefen weist darauf hin, dass eine Notwendigkeit dazu jedoch nicht bestand. Die gleichwohl vollzogene Operation Anfang 1963 – in der Neujahrsnacht zieht sie für sich den Schlussstrich unter ihr Leben mit Frisch –, zeitigt nur noch bedrohlichere psychische Folgen, Bachmann bricht regelrecht zusammen.

Die Dichterin geriet in eine Abwärtsspirale

Und doch, in diesem Frühjahr liest sie Frischs seit längerem in Ausarbeitung befindlichen Roman „Mein Name sei Gantenbein“ auf eigenen Wunsch und mit Frischs Einverständnis und versieht das Typoskript mit Anmerkungen, „ein großes Buch“, wie sie schreibt. Was sie darin als zu persönlich empfindet, tilgt Frisch. Vertrackter wird die Situation, als ihr das Gerücht zu Ohren kommt, sie habe in der gemeinsamen Uetikoner Wohnung Manuskripte von Frisch vernichtet. Ein Vorwurf, der so nicht stimmt, da Bachmann zwar Frischs Krankenhaustagebuch aus der Zeit von dessen Hepatitis-Erkrankung gefunden und vernichtet hat, Frisch das Manuskript jedoch nicht veröffentlichen wollte. Er verschickt entsprechende Richtigstellungen. Doch das Ende ist nicht mehr aufzuhalten, im Juni 1963 kommt es in Rom zur letzten persönlichen Begegnung. Wenige Tage später tippt Frisch die eingangs zitierte Bilanz, die nun Titel des veröffentlichten Briefwechsels ist.

Diese Briefe sind nichts weniger als eine deutliche Korrektur des vor allem von Bachmann-Anhängern, aber auch Teilen der Forschung gepflegten Bildes, wonach Frisch die große Krise der Ingeborg Bachmann maßgeblich verschuldet, während er selbst als Schriftsteller profitiert habe. Die Briefe Bachmanns erzählen anderes: Dass die Dichterin aufgrund ihrer labilen, oft depressiven Konstitution in eine Abwärtsspirale geriet, die sie für lange Zeit in Krankheit und eingeschränkte Leistungsfähigkeit führte.

Doch in der Korrektur eines Zerrbilds erschöpft sich nicht allein der Rang dieser Korrespondenz. Diese drei Hundertschaften Briefe sind vor allem ein Lese-Ereignis, in ihnen schwingt der unvergleichliche Ton der Werke Bachmanns und Frischs. Die deutschsprachige Literatur der Nachkriegsmoderne ist um einen erheblichen Beitrag zweier ihrer bedeutendsten Vertreter reicher geworden.

Ingeborg Bachmann, Max Frisch: „Wir haben es nicht gut gemacht.“ Der Briefwechsel. Suhrkamp Piper, 2 Bände, 1038 S., 40€.

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