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Porträt: Neues Album "Harry's House": Wie tickt Harry Styles?

Porträt

Neues Album "Harry's House": Wie tickt Harry Styles?

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    Die Mode ist seine Spielwiese zwischen allen Geschlechteridentitäten: Harry Styles.
    Die Mode ist seine Spielwiese zwischen allen Geschlechteridentitäten: Harry Styles. Foto: Jordan Strauss, dpa

    Falls Sie ihn nicht kennen, fragen Sie einfach irgendjemanden unter 30, da ist es nämlich wie bei allen Generationen mit ihren Superstars: Selbst wer Harry Styles und seine Musik nicht mag, wer es vielleicht sogar schafft, diesen allem Vernehmen nach sehr netten Kerl zu verachten, weil er Mainstream ist oder schriller Vogel oder so – ganz vorbei an ihm kommt jedenfalls niemand. Aber so ganz schlau werden aus dem 28-jährigen Briten nicht mal seine Millionen Fans.

    Harry Styles singt vom "Boyfriend" und ist doch mit einer Frau liiert

    Neulich zum Beispiel, da hat der talentierte Harry ein neues Lied von „Harry’s House“, seinem an diesem Freitag erscheinenden dritten Album, live beim kalifornischen Superstar-Festival Coachella vorgestellt. Es heißt „Boyfriend“. Und, nun ja, die Indizienlage ist uneindeutig. Harry war zum Beispiel betont „erster Mann“ auf dem Cover der Vogue – aber in einem Kleid. Überhaupt stand er auch als Modell für Gucci für nicht eben maskulinen Look, mit Perlenketten, durchsichtigem Top, Nagellack … Und seine nächste Filmrolle – denn Schauspieler ist Harry auch, prominent besetzt etwa als Soldat von Regiestar Christopher Nolan in „Dunkirk“ – ist die eines schwulen Polizisten in „My Policeman“. Soll man an dieser Stelle noch anfügen, dass er auch schon von sich preisgegeben hat, dass er über vier Nippel verfügt, jeweils zwei untereinander angeordnet, wie Zitzen? Nein, das wäre in diesen Zusammenhang gestellt dann vielleicht doch zu bizarr...

    Andererseits jedenfalls aber hat Harry beim Dreh zum Thriller „Don’t Worry Darling“ unmittelbar zuvor Regisseurin Olivia Wilde kennengelernt, mit der er seitdem zusammen ist. Was Harry selbst dazu sagt? Ganz einfach: Er finde es „nicht mehr zeitgemäß“, seine Sexualität zu definieren. Und zur Frage seiner eigenen Geschlechtlichkeit? Sagt er nix, zu persönlich, über solcherlei spreche er bloß offen mit befreundeten Menschen. Ein zeitgemäßer Star ist er selbst damit jedenfalls, potenziell „genderfluid“ könnte man sagen und muss froh sein, dass „Superstar“ ein genderneutraler Begriff ist.

    Harry Styles: Zwischen Robbie Williams und Jamie Cullum

    Das nämlich ist Harry ganz eindeutig. Hat als Sohn einer alleinerziehenden Mutter nicht nur mit 16 über die Talentshow „The X Factor“ den Sprung in die prägende Boygroup der 2010er Jahre geschafft, One Direction (während die 2020er von androgynen K-Pop-Jungs beherrscht werden). Hat auch vor fünf Jahren den selten so gelingenden Sprung in die Solokarriere gemeistert. Was für Robbie Williams „Angels“ war, war für Harry „Sign of the Times“, vom ehrwürdigen Rolling Stone sogar zum besten Song des Jahres gekürt. Die beiden bisherigen Alben wie „As It Was“, die erste Single aus dem neuen Werk, auch im Pop-Mutterland USA auf Platz eins . Will jemand wetten, wo die neue Platte kommende Woche stehen wird?

    Der reichlich tätowierte Harry selbst – übrigens ein leidenschaftlicher (Weit-)Draußen-Schwimmer bei jeder Temperatur, dazu Praktizierender in Meditation und Pilates – wird damit endlich bald wieder auf den Bühnen der Welt stehen, unter anderem am 11. Juli in der Münchner Olympiahalle. Die Tour zum vorigen Album hatte Covid verhindert. Wer schon mal eines seiner Konzerte erlebt hat, entdeckt eine neue Mischung: Es wird zwar mitunter gekreischt wie bei Frontal-Entertainer Robbie Williams einst, aber das Gebotene erinnert eher an Songwriter-Genie Jamie Cullum. Guter Harry.

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