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Foto: David-Wolfgang Ebener, dpa
Foto: David-Wolfgang Ebener, dpa

Dirigent Stefan Soltesz ist in München gestorben.

Todesfall
24.07.2022

Tödlicher Zusammenbruch am Pult: Nachruf auf Dirigent Stefan Soltesz

Von Rüdiger Heinze

Stefan Soltesz erleidet in der Strauss-Oper "Die schweigsame Frau" in München einen tödlichen Kollaps. Es ist nicht das erste tragische Unglück dieser Art.

Mitten im Leben wir vom Tod umfangen sind.

Ob der unrettbare Zusammenbruch auf dem Dirigentenpult wirklich ein vergleichsweise schöner Tod ist, das kommt auch auf das erreichte Alter an. Stefan Soltesz, der am vergangenen Freitag bei den Münchner Opernfestspielen gegen Ende des ersten Aktes von Richard Straussens musikalischer Komödie „Die schweigsame Frau“ im Orchestergraben zusammenbrach, aber nicht mehr reanimiert werden konnte und noch am selben Abend im Krankenhaus verstarb, wurde nur 73 Jahre – kein Alter heute, erst recht nicht für Dirigenten. Und doch bleibt er mit diesem tragischen Schicksal unter Kollegen nicht der jüngste.

Stefan Soltesz dirigierte seit 1995 an der Bayerischen Staatsoper

Aus ungarisch-österreichischer Musiktradition stammend – Soltesz wurde nahe der ukrainischen Grenze in Ungarn geboren und in Wien ausgebildet – war er ein Garant solidester Schlagtechnik und einfühlsamster Überhöhung des musikalischen Geschehens – nicht zuletzt als Frucht der legendären Wiener Dirigentenschmiede von Hans Swarowsky und als Ertrag von Assistenzen bei Karl Böhm, Karajan und Christoph von Dohnanyi.

Feste Engagements begleitete Soltesz an bedeutenden Häusern: Hamburg, Berlin, Antwerpen und vor allem Essen, wo er bis 2013 auch als Intendant wirkte. Und als Gastdirigent war er gern gesehen auch in berühmtesten Opernhäusern Europas. An der Bayerischen Staatsoper, die ihm zum Gedenken noch zwei Aufführungen von Straussens „Capriccio“ widmet, dirigierte Soltesz seit 1995.

Joseph Keilberth starb einst bei "Tristan und Isolde"

Sein letztlich tödlicher Kollaps im Orchestergraben weckt Erinnerungen an andere hochdramatische Unglücksfälle – speziell auch in München. Joseph Keilberth, seinerzeit Chefdirigent der Bamberger Symphoniker und Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper, starb am 20. Juli 1968 im Alter von lediglich 60 Jahren bei einer Festspielaufführung von Wagners Musikdrama „Tristan und Isolde“ – seit der Münchner Uraufführung 1865 eh schon als „mörderisches“ Werk verschrien, speziell für die männliche Titelrolle. 1865 nämlich starb der Tenor Ludwig Schnorr von Carolsfeld nach viermaliger Aufführung des „Tristan“ und zwei weiteren Wagner-Abenden unerklärlich im Alter von 29 Jahren.

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Und nur 54 Jahre alt wurde Giuseppe Sinopoli, der Komponist und ständige Bayreuth-Dirigent von 1985 bis 2000. Er sollte als Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden im April 2001 ein Gastspiel an der Deutschen Oper Berlin geben. Während einer Aufführung von Giuseppe Verdis „Aida“ jedoch erlitt er einen Herzinfarkt, an dem er kurz darauf auch verstarb.

Mitten im Leben wir vom Tod umfangen sind.

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