2 Bilder
Foto: Alwin Reiter
zurück
Foto: Alwin Reiter

Julius Stürmer mit Bürgermeister Wilhelm Lehmann. Foto: Alwin Reiter

Foto:

Entwurf im Automobilmuseum.

24.05.2010

Bewegtes Leben einer Legende

Geltendorf Ein Jubilar mit einem bewegten Leben feierte 95. Geburtstag - Julius Stürmer aus Geltendorf. Seine schlimmsten Jahre waren die von 1946 bis 1956, wo er "Die eisige Hölle Workuta" erlebt hat (LT berichtete). Die Zeit von seiner Verhaftung bis zur Rückkehr nach Berlin hat er in einem Buch festgehalten.

Stürmer wurde am 22. Mai 1915 als Sohn eines Kirchenmalers in Karansebesch im Banat geboren. Von 1933 bis 1934 studierte er an der Kunstakademie Temeswar Malerei und Kunsterziehung und von 1934 bis 1938 an der Kunstakademie in Berlin. Dort arbeitete Stürmer für die UFA und für die Auto-Union als Werbemaler. Bis 1941 war er als Kunsterzieher an der Banatia und am Piaristengymnasium in Temeswar tätig, später wieder als Werbemaler in Berlin und als Kunsterzieher. Am Heiligen Abend 1946 wurde er verhaftet, sieben Monate lang in einem Gefängnis des sowjetischen Geheimdienstes in Konstanza festgehalten und zu 15 Jahren Arbeitslager im berüchtigten Gulag in Workuta verurteilt.

Weiterlesen mit dem PLUS+ Paket
Zugriff auf alle PLUS+ Inhalte. Jederzeit kündbar.
JETZT AB 0,99 € TESTEN

Dort kam ihm seine Ausbildung als akademischer Maler zugute. Er hatte Malaufträge für Offiziere und Wachpersonal, die ihm so manche Vergünstigungen verschafften. Julius Stürmer gehörte zu den letzten 29 deutschen Gefangenen, die nach einer Moskaureise des damaligen Bundeskanzlers Adenauer am 26. November 1956 in Berlin ankamen. 1957 lernte er seine zweite Frau Ingrid kennen, die er 1963 wieder getroffen hatte - aus seiner ersten Ehe entstammen zwei Töchter. Beruflich war Julius Stürmer viel in der Autowelt zu Hause. So entstanden unter seiner Feder weltbekannte Werbeplakate großer Autofirmen, Motorradzeichnungen in der Zeitschrift "Motor und Sport", Werbeplakate für den Rennsport der Auto-Union sowie für die Rennstrecke "Nürburgring". Und wer kennt sie nicht, die Plakate aus den 1930er-Jahren vor den Kinos mit großen Stars wie Hans Albers, Heinz Rühmann und Marlene Dietrich? Viele der Plakate wurden von Stürmer entworfen. Zahlreiche Arbeiten finden sich heute im Automobilmuseum in Aschaffenburg, in der Opel-Sammlung Rüsselsheim, bei Audi, BMW, Mercedes, Continental-Reifen, Firmen, für die er über Jahrzehnte gearbeitet hat.

Die großen Kinostars und schöne Autos

Die meisten Arbeiten zum Thema Auto sind in einem Museum in Wolfegg im Allgäu ausgestellt. Zwei der Räume stehen für eine Stürmer-Dauerausstellung zur Verfügung. Sie führt durch Leben und Werk des Künstlers, zeigt vor allem seine Arbeiten als Werbegrafiker, aber auch Entwurfszeichnungen und Karikaturen. Julius Stürmer liebte immer schon schöne Autos. Aber auch in der Raumfahrt war er tätig - er porträtierte Pioniere der Raumfahrt, unter ihnen Raketenbauer Wernher von Braun. Für sein Lebenswerk erhielt Julius Stürmer Auszeichnungen, 1978 die Ehrengabe des Kulturpreises der Donauschwaben und 1984 die Nikolaus-Kopernikus-Medaille. Auch in der Landsberger Künstlergilde und der Academia Cosmologia Nova ist Stürmer Mitglied. In Bayern wollte er schon immer leben, so verschlug es ihn nach Geltendorf, wo er seinen 95. Geburtstag feierte. Bürgermeister Wilhelm Lehmann überbrachte ein Präsent, der Landkreis eine Glückwunschkarte. Ein Glückwunschschreiben vom Ministerpräsidenten ging ein. Aus gesundheitlichen Gründen verzichtet Stürmer auf ein großes Fest, eine Krankheit macht ihm zu schaffen, seine Frau Ingrid sorgt sich liebevoll um ihn. (ar)

Facebook Whatsapp Twitter Mail