
In Finning ist der alte Kindergarten wieder ein Thema

Plus Finning wächst aufgrund seiner Lage im Ammerseegebiet von Jahr zu Jahr. Das bringt viele Herausforderungen mit sich. Ein Rück- und Ausblick mit Bürgermeister Siegfried Weißenbach.

Die Frage, was aus den seit 2017 leer stehenden Kindergartenräumen im ehemaligen Schulhaus in Unterfinning werden soll, wird den Finninger Gemeinderat auch im neuen Jahr wieder beschäftigen. Kurz vor Jahresende habe ihm der Verein Christian Morgenstern mitgeteilt, dass er doch kein Interesse an einer Anmietung der Räume habe, berichtete Bürgermeister Siegfried Weißenbach im LT-Gespräch zum Jahreswechsel.
Im Sommer war noch davon die Rede gewesen, dass die Verhandlungen zwischen der Gemeinde und dem Verein, der verschiedene Kindergärten und die Waldorfschule in Landsberg betreibt, auf einem guten Weg seien. Für die Gemeinde hätte der Reiz dieser Nutzung vor allem darin bestanden, dass keine großen Umbaumaßnahmen und keine neue Brandschutzprüfung nötig gewesen wären. Zuvor war man jahrelang zu keiner Lösung gekommen, wie das Gebäude verwendet werden könnte. Ideen gebe es zwar viele, doch die dabei vorgeschlagenen Raumnutzungen seien in der Regel nicht mit Einnahmen für die Gemeinde zum Unterhalt des Hauses verbunden, merkt Weißenbach an. Andererseits sei auch ein Verkauf nicht gewollt. Für Umnutzungen müsste die Gemeinde, wenn sie weiterhin Eigentümerin bleiben will, zudem investieren. Für den Umbau für eine Seniorentagespflege etwa wurden im vergangenen Jahr Kosten von rund 880.000 Euro genannt.
Ende Dezember traf sich der Gemeinderat zum ersten Mal online
Das ehemalige Kindergartengebäude war bereits Thema einer nach Weihnachten erstmals durchgeführten Onlinesitzung des Finninger Gemeinderats. „Eine nette Geschichte“, findet Bürgermeister Weißenbach, um Informationen auszutauschen und Meinungen auszuloten, wenngleich Beschlüsse nur in Präsenzsitzungen gefasst werden dürften. Ein weiteres Thema dieses Onlinetreffens war ein zweiter Dauerbrenner: Wo soll die Gemeinde ihren neuen Bauhof errichten? Neben dem Wertstoffhof hätte die Gemeinde eine Fläche, allerdings würde dafür eine doppelt so große Ausgleichsfläche verlangt, und wegen der früheren Deponie müsste „gassicher“ gebaut werden. Ein anderes Grundstück zu finden, sei nicht einfach: „Es ist niemand bereit, in Ortsnähe günstig Grund herzugeben.“ Ähnlich sei die Interessenlage auch beim Gewerbegebiet, berichtet Weißenbach weiter: Geld zum Kauf von weiteren Flächen sei zwar im Haushalt, aber es sei halt keine Fläche zu bekommen.

Auch in Finning seien in den vergangenen Jahren die Immobilienpreise stark gestiegen – auch deswegen, weil die Gemeinde in den Blick von Bauträgern geraten sei. Aktuell werde gerade eine Wohnanlage an der Ecke Hauptstraße/Kirchsteig gebaut, und vor Kurzem sei auch die bislang unbebaute, aber bebaubare Wiese unterhalb des ehemaligen Gasthofs Leicher an der Stauseestraße zum Verkauf angeboten worden. Seit vielen Monaten wird im Zusammenhang mit der Frage, wie sich der innerörtliche Bereich entwickeln soll, auch über die Ausweisung eines Sanierungsgebiets diskutiert. Recht viel weiter ist man aber zuletzt nicht gekommen. Das Problem sei unter anderem, dass wegen der coronabedingten Einschränkungen bislang keine Bürgerbeteiligung erfolgen konnte. In Kürze sollen die Bürger aber nun per Rundschreiben darüber und welche Instrumente ein Sanierungsgebiet bietet, um die Bebauung klarer zu regeln, informiert werden: angefangen von finanziellen Anreizen bis hin zu gemeindlichen Vorkaufsrechten.
Die Balance zwischen Erhaltung und Entwicklung
Manche befürchteten deswegen eine Einschränkung von Baurechten, sagt Weißenbach, „wir wollen den Bürgern aber nahebringen, dass ein Sanierungsgebiet nichts Schlimmes ist“. Das Thema sei jedoch politisch nicht ganz so einfach: „Jeder sagt zwar, wir wollen den Dorfkern erhalten“, merkt Weißenbach an, wenn aber das eigene Grundstück davon betroffen sei, sei die Sichtweise oft eine andere. „Normalerweise müssten wir mit jedem reden, der im Sanierungsgebiet drin ist“, sagt Weißenbach, „aber das ist in Zeiten von Corona relativ schwer.“

Auch das Zusammenfinden des neuen Gemeinderats gestaltete sich wegen Corona nicht so einfach: Bei der Kommunalwahl im März hatte sich die politische Situation im Dorf ziemlich verändert. Die drei traditionellen Dorflisten, deren politische Aktivität sich in den letzten fünf Jahrzehnten darauf beschränkt hatte, alle sechs Jahre Nominierungsversammlungen für die Kommunalwahl abzuhalten, bekamen mit der Gruppe „Finntrachinger“ Konkurrenz, die auf Anhieb mit vier Vertretern stärkste Gemeinderatsfraktion wurde. „Ich finde das nicht negativ“, sagt Weißenbach, „aber man muss sich erst einmal kennenlernen, auch persönlich.“ Doch das sei bislang wegen Corona nur schwer möglich gewesen: Die geplante Klausurtagung habe nicht stattfinden können, auch zu einem Bier im Wirtshaus könne man sich nicht treffen. „Das Zwischenmenschliche fehlt halt noch im Gemeinderat.“
Für 2021 ist im Dorf schon viel geplant
Das Zwischenmenschliche fehlt in Zeiten von Corona auch sonst im Dorf. Was im vergangenen Jahr alles nicht stattfand, machte der im Dezember im Dorf verteilte Veranstaltungskalender für 2021 deutlich, der wieder prall gefüllt ist. „Die Vereine brennen darauf, wieder loszulegen“, sagt Weißenbach. Nur: Zurzeit seien ja nicht mal Jahresversammlungen möglich. Auch die Neugründung einer First-Responder-Gruppe im vergangenen Jahr kam nicht so weit wie geplant voran.

Ein weiteres wichtiges Thema wird 2021 die Sicherung der Trinkwasserversorgung sein. Ende des Monats soll mit zwei Sondierungsbohrungen das Grundwasserfließverhalten in dem Gebiet zwischen Finning und Hofstetten erkundet werden. Im Sommer war bei Westerschondorf zwar ausreichend Wasser gefunden worden. Der Wermutstropfen waren jedoch relativ hohe Nitratwerte zwischen 31 und 43 Milligramm pro Liter (Grenzwert: 50). Jetzt wolle man auch noch eruieren, woher diese Werte kommen, ob aus dem Wald oder der Landwirtschaft.
Finanziell war für eine angenehme Überraschung gesorgt
Wenigstens brachte 2020 eine positive finanzielle Überraschung für die Gemeinde. Nach Jahren schwächelnder Gewerbesteuereinnahmen gab es eine Nachzahlung einer Firma über 400.000 Euro, berichtet Weißenbach. Das Geld dürfte die Gemeinde gut gebrauchen können. Nachdem alle Bauplätze im neuen Wohngebiet am Kreuzberg verkauft sind, beschränken sich die wesentlichen Einnahmen der Gemeinde in nächster Zeit auf die Einkommen-, Gewerbe- und Grundsteuer.
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