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Fuchstal: Windkraft und Fotovoltaik: Jetzt kommt der „Fux-Strom“ ins Fuchstal

Fuchstal

Windkraft und Fotovoltaik: Jetzt kommt der „Fux-Strom“ ins Fuchstal

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    Der in der Gemeinde Fuchstal erzeugte Strom aus der Windkraft (Foto) und aus der Fotovoltaik soll künftig direkt von den Haushalten der Region bezogen werden können.
    Der in der Gemeinde Fuchstal erzeugte Strom aus der Windkraft (Foto) und aus der Fotovoltaik soll künftig direkt von den Haushalten der Region bezogen werden können. Foto: Andreas Hoehne

    Die Gemeinde Fuchstal unternimmt einen weiteren Schritt in Richtung Energiewende. Noch in diesem Jahr soll für die Bürger der Region die Möglichkeit geschaffen werden, den vor Ort erzeugten Strom aus der Windkraft und den gemeindlichen Fotovoltaikanlagen auch für den eigenen Haushalt zu beziehen. Preislich werde man auf jeden Fall unter dem des Grundanbieters liegen, sagen Bürgermeister Erwin Karg und Geschäftsstellenleiter Gerhard Schmid im Gespräch mit unserer Zeitung.

    Einen Bonus in Höhe von einem bis zwei Cent je Kilowattstunde werde es dabei für die Fuchstaler, die Bewohner der umliegenden Orte und die Kommanditisten der Windkraftanlagen geben. Der günstige Preis käme dank einer „schlanken Verwaltung“ und dem „Verzicht auf Gewinne“ zustande. Regionale Lebensmittel lägen im Trend der Zeit und deshalb sei es nur konsequent, dass man angesichts der Diskussionen um die Trassen durch ganz Deutschland auch den Strom direkt aus dem Umland beziehe, sagt Erwin Karg. Zudem sei es ihm auch wichtig, dass damit die Wertschöpfung am Ort bleibe.

    Vermarktet werden soll der Strom über ein Unternehmen aus dem hohen Norden

    In Fuchstal werden derzeit jährlich rund 40 Millionen Kilowattstunden Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt, die Wasserkraftwerke am Lech nicht mitgerechnet. Dies sei eine Menge, mit der allein etwa 10.000 Vier-Personen-Haushalte versorgt werden könnten. Zu den regionalen Energieerzeugern gehören auch die ebenfalls vom Büro für erneuerbare Energien Robert Sing aus Landsberg betreuten Bürgerwindkraftanlagen in Berg und Lamerdingen. Da Fuchstal zudem schon in absehbarer Zeit einen Batteriespeicher für den Windstrom erhält und man einen leistungsstarken Verbund von Regionalanbietern im Hintergrund habe, sei die Versorgung auf jeden Fall gesichert, sagen Karg und Schmid.

    Mit den Verwaltungsabläufen, wie etwa dem Kontakt mit den Kunden, werde man in Fuchstal nichts zu tun haben. Denn es gebe dafür den in Schleswig-Holstein ansässigen Direktvermarkter Nordgröön, der rund 100 regionale Stromanbieter vertritt und bald auch über ein Büro in München verfüge. Der Strom aus dem Fuchstal soll möglichst einen eigenen Namen erhalten, angedacht ist „Fux-Strom“, dies müsse aber noch abgeklärt werden, hieß es bei dem Gespräch im Rathaus weiter.

    Seit vier Jahren gibt es die Idee für den Direktstrom

    Weitere Einzelheiten zum Regionalstrom teilte auf Nachfrage unserer Zeitung Robert Sing mit. Demnach habe man bei den zuständigen Hauptzollämtern für die Bürgerwindkraft und die Fotovoltaik jeweils gesonderte Genehmigungen für die Zulassung als Stromversorger beantragen müssen. Da man dabei absolutes Neuland betreten habe, sei das Verfahren sehr langsam vorangegangen. Insgesamt befasse sich sein Büro schon seit vier Jahren mit der Idee, den regionalen Strom direkt zu vermarkten.

    Zukünftig möchte man zusammen mit Nordgröön im Süden Deutschlands weitere Anlagenbetreiber für erneuerbare Energie mit einbinden, Betreiber von Biogasanlagen und Wasserkraftwerken in der Region hätten bereits ihr Interesse bekundet. Das Angebot für den Regionalstrom aus dem Fuchstal werde es wohl ab Ende des Jahres geben, für die Anmeldung stehe dann eine Internetplattform zur Verfügung. Der ermäßigte Strompreis gelte ebenso für die Bürger von Lamerdingen und Berg mit Umgebung, sagt Robert Sing.

    Wie mit den Stadtwerken Bremen zusammengearbeitet wird

    Nicht nur beim Strom, sondern auch bei der Fernwärmeversorgung schreitet Fuchstal zügig voran. Bis zum Jahr 2021 soll der 5000 Kubikmeter fassende Wärmetopf fertiggestellt sein, mit dem überschüssige Wärme aus der Biogasanlage auch für längere Zeit gespeichert werden kann. Mithilfe einer „Power-to-Heat-Anlage“ kann man dann den in Spitzenzeiten nicht benötigten Strom in Wärmeenenergie umwandeln. Hierbei arbeite man eng mit den Stadtwerken Bremen zusammen, die auf diesem Gebiet bereits Erfahrungen gesammelt haben.

    Zunächst werde man aber wohl den Batteriespeicher mit einer Kapazität von drei bis vier Megawatt bauen, sagt Erwin Karg. Den Auftrag für die benötigten Stromkabel für die Leitung von den Windrädern wurde vom Gemeinderat unlängst erteilt. Gesichert sei nun auch der Trassenverlauf. Fünf Grundeigentümer hätten zwar ihre Erlaubnis für die Kabelverlegung verweigert, man habe hier aber ausweichen können, sagt der Bürgermeister.

    Fuchstal hat eine Vorreiterrolle

    Die Anstrengungen der Gemeinde Fuchstal, um künftig im Bereich der Energie autark zu werden, finden auch außerhalb der Region zunehmend Beachtung. Als eine von 27 Gemeinden und Städten in Deutschland wurde Fuchstal ebenso wie die Stadt Landsberg zur „modellhaften Zukunftskommune für nachhaltige Entwicklung“ ernannt. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützte Projekt soll in den Modellkommunen unter anderem integrierte Energiekonzepte voranbringen.

    Lesen Sie dazu auch: Wie die Gemeinde Fuchstal die Energiewende schaffen will

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