
Ein Kauferinger ist Botschafter für den Wolf

Plus Immer wieder werden Wölfe in der Region gesichtet. Ulrich Kreutzer aus Kaufering beschäftigt sich mit den Tieren, er ist einer von mehreren Beratern in Bayern. Was seine Aufgaben sind.
Bei Wessobrunn lief Anfang Juli ein Wolf vor die Linse einer Wildkamera, und kurze Zeit später wurden in Aichach-Friedberg von einem Wolf sechs Schafe gerissen und zwei verletzt: Der Wolf ist in der Region präsent – zumindest als durchziehendes Tier. Einer, der sich mit dem Thema auskennt, ist Ulrich Kreutzer: Er ist Wolfsbotschafter. Das LT hat mit dem Naturschützer und Jäger aus Kaufering über seine Aufgaben gesprochen.
Einen frei lebenden Wolf hat Kreutzer noch nicht gesehen, und auch einen Wolfsriss, also ein von einem Wolf getötetes Nutz- oder Wildtier, nur während der Ausbildung für das Ehrenamt. Kreutzer ist einer von 15 Wolfsbotschaftern des Landesbunds für Vogelschutz in Bayern.

Zusätzlich ist er Mitglied im Netzwerk große Beutegreifer des Landesamts für Umwelt (LfU). Noch hat er nicht alle Schulungen für diese ehrenamtliche Tätigkeit abgeschlossen, doch im Oktober soll es soweit sein. Dann wird Uli Kreutzer womöglich zu einem Wolfsriss gerufen, den er dann im Auftrag des LfU begutachtet. Sein Einsatzgebiet kann im ganzen Voralpengebiet liegen.
Wird der Wolf gefüttert, kann es gefährlich werden
Läuft ein Wolf durch den heimischen Wald, werden bei vielen Menschen Ängste wach. „Vielen dient der Wolf als Projektionsfläche“, sagt Kreutzer. Dem Wolfsbotschafter ist es wichtig, dass auf Faktenbasis argumentiert wird. Und die besagt, wie er betont, dass ein normaler Wolf dem Menschen nicht gefährlich wird.
Problematisch werde es nur, wenn Menschen einen Wolf anfütterten und er sich dadurch den Menschen nähere. Menschlichen Behausungen kommt aber auch ein normaler Wolf durchaus mal nahe und trabt vorbei, wie es in einer Info des Bundesumweltministeriums heißt. In den vergangenen 40 Jahren sei in Europa aber kein Mensch von einem Wolf getötet worden, sagt Kreutzer.
Für Vieh kann der Wolf freilich zur Gefahr werden. Bei ausgewachsenen Rindern – vor allem, wenn den Kühen noch die Hörner gelassen werden – sieht Ulrich Kreutzer weniger ein Problem. Jungvieh und Kälber könne es aber treffen. Zumeist fielen jedoch Schafe dem Wolf zum Opfer. Darum gelte es, das Vieh zu schützen: Kreutzers Aufgabe ist es, Tierhalter zu beraten, wie ein wolfssicherer Zaun gebaut wird oder wofür es Förderung von staatlichen Stellen gibt.

Viele Bauern sind nach Kreutzers Erfahrung aber zurückhaltend. Unter anderem der Bayerische Bauernverband ist hinsichtlich der Rückkehr des Wolfs skeptisch und fürchtet vor allem um die Almwirtschaft. Kreutzer hat es aber auch anders erlebt: „Wenn der Wolf eines meiner Schafe holt, habe ich einen Fehler gemacht“, sei die Haltung eines Schäfers aus Norddeutschland gewesen. Dessen Herde habe in einem Wolfsgebiet gegrast.
Herdenschutzhunde sorgen für Diskussion
In Südeuropa und in den Balkanstaaten bewachen Herdenschutzhunde selbstständig die Herden und wehren Wolfsangriffe ab. Ob das auch in Deutschland funktioniert, wurde in den vergangenen Tagen kontrovers diskutiert. Das Argument dagegen: Die auf den Schutz der Herde fixierten Hunde könnten auch Wanderer oder Radfahrer angreifen. „Diese Hunde zu führen, erfordert eine hohe Sachkenntnis“, sagt auch Ulrich Kreutzer und verweist auf ein Merkblatt der „Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz“.

Im Süden gebe es zumeist Hirten, es sei also neben Hunden ein Mensch vor Ort. In Deutschland würden Herden und damit die Herdenschutzhunde aber eher innerhalb eines Zaunes gehalten. Ein Herdenschutzhund zeige auch ein bestimmtes Verhalten: „Zuerst bellt er, dann droht er, indem er langsam auf einen zuläuft, dann knurrt er und fletscht die Zähne“, erläutert Kreutzer. „Ich sehe keine Probleme, wenn man bestimmte Grundsätze beachtet.“ Auch in der Schweiz würden Herdenschutzhunde eingesetzt.
Sinnvoll ist auch, wenn ein Hirte nach der Herde schaut
Kreutzer hält auch den Einsatz von Hirten für sinnvoll, speziell auf Weiden, die nicht eingezäunt werden können. In Deutschland müsse man, anders als in Ländern, in denen der Wolf nie ausgerottet wurde, wieder den Umgang mit diesem Wildtier lernen. „Brauchen wir den Wolf?“, auf diese rhetorische Frage von Wolfsgegnern antwortet der 69-Jährige mit einer Gegenfrage: „Brauchen wird die Bachforelle, den Hirschen oder das Reh? Der Mensch soll sich nicht anmaßen, Schöpfungsgrundlagen zu bewerten.“
Auch die Angst der Jäger um ihre Jagdhunde hält er für übertrieben. Er habe Kontakt zu einem Förster am Truppenübungsplatz in Grafenwöhr, wo ein Rudel Wölfe lebe. Dort sei noch kein Jagdhund zu Schaden gekommen. Dass in Ausnahmefällen auch der streng geschützte Wolf geschossen werden muss, wenn er zu einem Problemtier geworden ist, sieht auch Kreutzer so. Aber die Kriterien müssten klar festgelegt werden und es dürften nur Einzelfälle sein.
Wichtig ist ihm aber auch, dass Tierhalter schnell entschädigt werden, wenn es zu Rissen kommt. Und um das zu verhindern, ist Ulrich Kreutzer auch für wikiwolves unterwegs, eine Plattform, die organisiert, dass Freiwillige Landwirten beim Zaunbau helfen. Denn das Material wird zwar gefördert, nicht aber die Arbeitszeit.
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