
Landsberg: Verunsicherung bei den Landwirten ist groß

Plus Für die Milch- und Schweinebauern im Landkreis Landsberg war 2020 ein schwieriges Jahr. Was die Probleme und Herausforderungen der Landwirte sind.

Im Januar, wenn in Berlin die Messe „Internationale Grüne Woche“ stattfindet, rückt die Landwirtschaft traditionell in den Fokus der Öffentlichkeit. Bei der Veranstaltung dreht sich alles um die Agrarwirtschaft und deren Produkte. Es ist stets aber auch ein Anlass, um auf die Rahmenbedingungen zu blicken. Derzeit findet die Veranstaltung wegen der Corona-Pandemie nur digital statt und die Außenwirkung ist viel geringer. Das LT hat sich mit Vertretern der Landwirte im Landkreis Landsberg unterhalten, mit welchen Problemen und Herausforderungen sie aktuell kämpfen.
Preis für Milch ist auf dem Niveau von vor 30 Jahren
Am sichtbarsten ist derzeit der Protest der Milchbauern gegen die Preispolitik der Lebensmittelkonzerne. Hermann Dempfle aus Rott, Kreisvorsitzender des Bunds Deutscher Milchviehhalter, bezeichnet die Situation als „mehr als erschreckend“. Die Bauern bekämen für das Kilogramm Milch rund 35 Cent, das entspreche etwa dem Niveau von vor 30 Jahren, während die Kosten stetig stiegen, sagt er. „Wir bräuchten 15 Cent mehr, um kostendeckend arbeiten zu können. Ich fürchte aber, dass der negative Trend bei den Preisen weitergeht.“
Die Ausgleichszahlungen von der Europäischen Union linderten das Problem nur ein wenig. Die Zahl der Milchbauern im Landkreis Landsberg habe sich in den vergangenen Jahren mehr als halbiert auf jetzt etwa 170, so Hermann Dempfle, und viele weitere würden aussteigen, wenn sie könnten. „Wer investiert und Förderung bekommen hat, muss den Betrieb zwölf Jahre weiterführen oder die Förderung zurückzahlen. Das Geld haben die Bauern aber nicht.“
Die Umstellung auf Bioproduktion ist mit hohen Kosten verbunden
Ein Problem, das der Schwiftinger Bernhard Drexl, stellvertretender Kreisobmann des Bauernverbands und Milchbauer, bestätigt. „Die Kosten laufen aus dem Ruder. Das Futter ist teuer und einen neuen Stall zu bauen, kostet auch viel mehr Geld als früher.“ Auch eine Umstellung auf Bioprodukte sei mit hohen Kosten verbunden. Er selbst müsste beispielsweise einen niedrigen sechsstelligen Betrag investieren für den geforderten Laufhof, und ob das genüge, sei zudem fraglich. „Es gibt eine Debatte darüber, dass es nur als Bioprodukt angeboten werden darf, wenn das Tier auf der Weide gehalten wurde.“ Er müsste dann seine Tiere in Schwifting jedes Mal über die Straße treiben.
Sein Namensvetter und Kreisobmann des Bauernverbands, Johann Drexl aus Kaufering, ist Biobauer und betont, dass eine Umstellung nicht nur Geld koste, sondern auch problematisch sei, wenn viele neue Akteure in diesen Markt wechseln. „Dann gehen die Preise hier auch in den Keller.“ Aktuell würden 16 Prozent der Agrarfläche im Landkreis für Bio-Anbau genutzt und 14 Prozent der Betriebe arbeiteten auf diese Weise, so Drexl.

Zu kämpfen haben neben den Milch- auch die Schweinebauern, sagen die Funktionäre. Wegen der Afrikanischen Schweinepest sei der auf den Export angewiesene Markt stark unter Druck. „Und die geringeren Gewinne tragen die Landwirte als unterstes Glied der Produktionskette“, sagt Bernhard Drexl. Hinzu komme, dass in Deutschland Qualitätsstandards eingefordert würden, die es im Ausland nicht gebe. „Bei den Autos müssen sich alle an dieselben Standards halten. Das sollte auch in unserer Branche der Fall sein“, appelliert Bernhard Drexl an die Politik.
Hofläden profitieren in der Corona-Pandemie
Bemerkbar mache sich die Corona-Pandemie – wenn auch sehr unterschiedlich – beim Ackerbau, berichtet Johann Drexl. „Bei der Frühkartoffel, die zu Pommes verarbeitet wird, ging vergangenes Jahr fast gar nichts, weil die Gastronomie nicht öffnen durfte und darf. Ich baue Biodinkel an und gehöre zu den Profiteuren. Offenbar wird in der Pandemie mehr gebacken und der Preis ist gestiegen.“ Auch Direktvermarkter wie Hofläden verzeichneten in der Krise eine größere Nachfrage, informiert er.
Eine Herausforderung für die Landwirte ist auch die seit 1. Januar geltende neue Düngeverordnung mit strengeren Regeln. Gülle dürfe nur noch bodennah ausgebracht werden und die Bauern müssten „teure Technik“ kaufen, so Bernhard Drexl. Landwirte in Hurlach und teils in Igling und Obermeitingen seien mit zusätzlichen Auflagen konfrontiert, weil der Nitratwert im Grundwasser dort hoch sei, sagt er. Probleme mit zu viel Phosphaten im Boden gebe es im Landkreis aber nicht, ergänzt Bernhard Drexl.
Lesen Sie dazu auch:
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um die Karte von Google Maps anzuzeigen
Hier kann mit Ihrer Einwilligung ein externer Inhalt angezeigt werden, der den redaktionellen Text ergänzt. Indem Sie den Inhalt über „Akzeptieren und anzeigen“ aktivieren, kann die Google Ireland Limited Informationen auf Ihrem Gerät speichern oder abrufen und Ihre personenbezogenen Daten erheben und verarbeiten, auch in Staaten außerhalb der EU mit einem niedrigeren Datenschutz Niveau, worin Sie ausdrücklich einwilligen. Die Einwilligung gilt für Ihren aktuellen Seitenbesuch, kann aber bereits währenddessen von Ihnen über den Schieberegler wieder entzogen werden. Datenschutzerklärung
Die Diskussion ist geschlossen.