Unheimliche Parallelitäten
Das Berliner Ensemble am Landsberger Stadttheater: Brechts „Flüchtlingsgespräche“ sind aktueller denn je und machten betroffen.
Es war sicher schon ein Höhepunkt in der aktuellen, noch jungen Saison am Landsberger Stadttheater. Und es war eine respektable Leistung des Fördervereins TILL mit Unterstützung der Firma Delo (das Ehepaar Herold war anwesend) und des Theaterleiters Florian Werner, dass zwei Schauspielergrößen vom Berliner Ensemble hier ein Gastspiel gaben. Gespielt wurde ein Stück, das eigentlich als Dialog angelegt ist: „Flüchtlingsgespräche“ von Bertolt Brecht, Regie und Fassung: Manfred Karge. Bei aller derzeitigen Überflutung mit dem Thema bot dieses Stück aus den frühen 1940er-Jahren, das Brecht aus der Sicht des selbst Geflüchteten im dänischen Exil schrieb, doch einmal eine ganz neue Perspektive auf das aktuelle Flüchtlingsgeschehen. Es zeigte auf gruslige Weise die Parallelitäten der Phänomene unserer Zeit mit dem Weltgeschehen um den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg auf.
Manfred Karge und Roman Kaminski gaben – schauspielerisch souverän, ein echter Genuss – das ungleiche Paar, ein intellektueller Physiker und ein einfacher Arbeiter, das sich auf der Flucht vor den Nationalsozialisten im selben Schicksal vereint findet und scharfsinnig über die Lage der Welt und der Menschheit sinniert. Der eine aus der Sicht der Gebildeten und des Wohlstandsbürgertums, der andere aus der der sozialen Unterschicht. Und doch sind sie sich stets einig, was die Ursachen für das Unglück in der Welt und die Mittel zu deren potenzieller Rettung betrifft. Bei all dem stellt der Zuhörer eine unheimliche, bedrohliche Parallelität der Zustände um den Zweiten Weltkrieg und der aktuellen Weltsituation fest. Diese Bedrohlichkeit wird zum Glück durch den beißenden Sarkasmus abgeschwächt, der immer wieder ein bitteres Lachen provoziert. Die Dialoge wirken zu keiner Zeit veraltet oder in ihrer Zeit behaftet. Brecht hätte sie wohl heute wieder genauso geschrieben.
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