
Rettungshubschrauber ziehen aus Penzing ab


Die Rettungshubschrauber in Penzing sind bald Geschichte. Bundeswehr-Einsätze in den Alpen erfolgen künftig von Niederstetten in Baden-Württemberg aus. Das finden nicht alle gut.
Es war ein Bild, das die Landsberger vermutlich so bald nicht mehr wieder erleben werden. Eine Gruppe von drei Bell UH-1D-Hubschraubern der Bundeswehr flogen in Formation über die Stadt, als wollten sie noch einmal einen Gruß hinunterschicken. Es war der 23. September, bei den Hubschraubern offiziell der „Tag der Ehemaligen“. Allerdings war es auch eine inoffizielle Abschiedsfeier der SAR-Staffel (SAR = Search & Rescue; Suchen und Retten) vom Standort Fliegerhorst Penzing, denn dort werden die Bell Ende des Jahres abgezogen und zu ihrem aktuellen Heimatverband, dem Transporthubschrauberregiment 30 verlegt. Dort, in Niederstetten, soll dann ein Kommando, das seit dem 1. Juli aufgestellt wird, den SAR-Auftrag übernehmen.
Diese Entscheidung der Bundeswehr stieß nicht überall auf Verständnis, vielerorts wurde das Ende der Zusammenarbeit speziell im Bereich der Gebirgsflugrettung befürchtet. Hintergrund: Der Standort Niederstetten liegt in Baden-Württemberg, die Anflugzeit der SAR-Hubschrauber würde sich zum Beispiel im Vergleich zu Penzing um mindestens 45 Minuten verlängern.
"Standort möglichst weit im Süden ist wichtig"
Bundeswehrangehörige meldeten sich bei unserer Zeitung – wollen aber anonym bleiben – und gaben Auskunft darüber, wie unglücklich sie seien über die Entscheidung, die SAR-Staffel aus dem gebirgsnahen Penzing mit Anflugzeiten von lediglich 15 Minuten abzuziehen. Einen Standort möglichst weit im Süden der Bundesrepublik halten sie für wichtig. Altenstadt, ohnehin ein Heeresstandort – der SAR-Auftrag war ja vor Jahren von der Luftwaffe ans Heer übergegangen – habe ihrer Meinung nach alle Voraussetzungen für den Betrieb eines Hubschrauberstützpunktes.
Doch auch in Bergwachtkreisen würde man die seit Jahrzehnten erfolgreich praktizierte Zusammenarbeit mit der Bundeswehr weiterführen. Roland Ampenberger, Pressesprecher der Bergwacht Bayern, sieht diese derzeit in einem offenen Prozess. Man sei in Kontakt mit den Militärs, wisse, dass derzeit die Ausschreibung für ein Nachfolgemuster für die Bell UH-1D laufe. Allerdings sei die Bergwacht von der Entwicklung nicht überrascht, schließlich gebe es schon seit vielen Jahren diesen Prozess der Ablösung. Die Bergwacht sieht die SAR-Einsätze als Unterstützungsleistung, von 1500 Einsätzen im vergangenen Jahr gingen 70 auf das Konto der Bundeswehr. Man verfolge die Entwicklung weiterhin sehr genau, werde sich sicherlich auch Ende November im Fachbeirat zur Lage austauschen. Ampenberger ist aber zuversichtlich: „Wir werden die Nähe zur Bundeswehr nicht verlieren.“
Zusammenarbeit mit der Bergwacht soll weiter bestehen
Major Kieron Kleinert bestätigt: „Die zivilen Rettungsdienste haben in den vergangenen Jahren ihre Verfügbarkeit und Fähigkeiten ausgebaut.“ SAR-Einsätze erfolgten immer dann, wenn keine anderen zivilen Rettungskräfte zeitgerecht verfügbar seien. Die Zusammenarbeit mit der Bergwacht soll auch nach dem Ende der SAR-Staffel in Penzing „grundsätzlich“ weiter bestehen. Kleinert, Leiter der Informationsarbeit der Division Schnelle Kräfte, verweist darauf, dass weiterhin regelmäßige gemeinsame Weiterbildungen und gegebenenfalls Einsätze stattfinden können. Für das Transporthubschrauberregiment 30 sei diese ertragreiche Kooperation sehr wichtig. Kleinert: „Man ist bestrebt, sie mit den vorhandenen Kräften und Mitteln auch künftig bestmöglich fortzusetzen.“
Inzwischen setzen sich auch Politiker für den Erhalt eines Bergrettungshubschraubers der Bundeswehr in Gebirgsnähe ein. SPD-Landtagsabgeordneter Florian von Brunn erklärte gegenüber dem LT, dass er vor allem die Nachtflugfähigkeit, die der SAR-Hubschrauber den übrigen zivilen Rettungshubschraubern voraus habe, für unersetzbar halte. Er habe bereits an die Staatsregierung eine entsprechende Anfrage gestellt, wie sie den Ausfall kompensieren wolle. Auch werde sein Bundestagskollege, Klaus Bartel, im Verteidigungsministerium dazu vorstellig werden.
Wie auch immer die Entwicklung der SAR-Gebirgsflugrettung weitergeht, die Penzinger Einsatzgruppe wird den Wechsel nach Niederstetten vermutlich nicht vollständig mitmachen. Die künftigen SAR-Piloten werden vom Transporthubschrauberregiment kommen. Staffelchef Oberstleutnant Marko Jurga: „Viele von uns waren ja nur für eine bestimmte Zeit zum Heer abgestellt und kehren nun wieder in die Luftwaffe zurück.“
Derzeit sind es mit ihm im Fliegerhorst noch fünf Piloten, die über die spezielle Gebirgsflugbefähigung verfügen. dadurch, dass er als Staffelchef seit längerem aktiv Bereitschaftsdienste übernehme, könnte die Einsatzbereitschaft bis Ende des Jahres auch noch gewährleistet werden.
Dann allerdings wird es Bilder wie die Ende September mit Hubschraubern über Landsberg wohl nicht mehr geben.
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Wenn an solche Zeilen liest, dann frage ich mich, was Politiker für ein Gedächtnis haben und die Presse für eine Meinung verbreitet.
Der Abzug der guten alten UH-1D ist mit Sicherheit auch Abschied von einer Geschichte der Luftrettung, welcher wir viel zu verdanken haben!
Generell sollte aber mal erwähnt werden, das der SAR Auftrag der Luftwaffe und zuletzt des Herres, sich auf den Vertrag der BRD und und der ICAO (Unterorganisation der UNO) vom 08.06.1956 bezieht. Dieser regelt den Such- und Rettungsauftrag bei abgestürzten Luftfahrzeugen. 1979 wurde ein ähnliches Ergebnis für Seeschiffart auf den Weltmeeren geschaffen und abgeschlossen.
Der in Penzing stationierte Hubschrauber hat einen Such- und Rettungsauftrag, ist aber kein Rettungshubschrauber im eigentlichen Sinne, zum einen weil gewisse Ausrüstunggegenstände fehlen, kein Notarzt permanent auf dem Hubschrauber eingesetzt wird und zu guter letzt, weil die Maschine nur ein Triebwerk besitzt. Nach europäischem Luftrecht kann Sie gar nicht als Rettungshubschrauber eingesetzt werden darf, denn es fehlen Leistungsreserven, weil die zweite Turbine fehlt.
Herr von Brunn, darf ich Sie erinnern das Sie im Mai 2014 in München Großhadern am Zaun gestanden sind, als Vorsitzender des Petitionsantrags zum Nachtflufverbot, für den dortig stationierten Intensivtransporthubschrauber!
Somit sehe ich jetzt keinen Verlust was die Nachtflugfähigkeit betrifft, zumal, wenn wir die Statistik mal befragen, der Landsberger Hubschrauber wahrscheinlich keine 20 Einsätze im Jahr 2015 hatte. Abgesehen davon sind Vorlaufzeiten von bis zu 45 min. in der Nacht, nicht gerade ein Garant für Rettungsdienstarbeit!
Wenn die Bundeswehr den Nachfolgehubschrauber präsentieren wird, dann reden wir wahrscheinlich von einer Gewichtsklasse von ca. 8 Tonnen, im gegensatz zu jetzt nicht mal 3,5 Tonnen.
Das was aber das wirklich traurige an der ganzen Geschichte ist, dass Menschen einen Ort verlassen müssen, denn Sie geliebt haben. Das Piloten weniger Erfahrungen in so extremen Gelände bekommen, wie Sie es zusätzlich mit diesem Auftrag getan haben. Denn unsere Soldaten, in Ihren weltweiten Einsätzen, finden sich genau in solchen Gegenden wieder, und genau da, kann Ihnen diese Erfahrung fehlen.
Der Rückzug der Bundeswehr aus diesem Bereich ist doch schon lange bekannt. Ich verstehe nicht, warum jetzt erst ein von Brunn (SPD) eine Anfrage an die Staatsregierung stellt. Jahrelang hat das wieder einmal niemanden interessiert weil es lief ja.
Ich frage mich aber auch, woran es hakt, dass in den ADAC Helis keinen Nachtflug erlauben. Technisch sicher kein Problem, dann muss eben auch ausgeleuchtet werden.
Bergrettung in Zusammenarbeit mit Flugrettung funktioniert in den Nachbarn Österreich und Schweiz doch auch, dann müssen halt die Geräte angeschafft werden. Für alles hat man Geld aber hier scheitert es wieder und Hauptsache die Bundeswehr hockt in Mali, Afghanistan und in der Türkei.