
Wie der Uhu die Freizeitsportler am Lech bei Stoffen ausbremst

Plus Nach einem Unwetter und einem Hangrutsch ist der Lech-Höhenweg bei Stoffen nicht mehr passierbar. Wanderer und Radfahrer suchen sich eine andere Route. Doch dort ist der Uhu zu Hause.

Das Hagelunwetter am Pfingstmontag 2019 hat im Landkreis Landsberg große Schäden angerichtet. Auch im Schlegelwald bei Stoffen. Der extreme Hagelschlag, Starkregen und Sturmböen haben dort etliche Bäume beschädigt, zudem rutschte etwa ein Hektar Hang zum Lech hin ab. Dabei wurde eine unter einem Waldweg verlegte Starkstromleitung und ein Abschnitt des bei Wanderern und Radfahrern beliebten Lech-Höhenwegs beschädigt. Die Reparaturarbeiten dauern immer noch an, weil im Frühjahr auf ein Uhu-Paar Rücksicht genommen werden musste, das dort lebt.
Der Uhu ist die größte Eule der Welt. Uhus haben einen massigen Körper und einen auffällig dicken Kopf mit Federohren. Die Augen sind orange-gelb. Das Gefieder weist dunkle Längs- und Querzeichnungen auf. Die Brutplätze finden sich vor allem in Felswänden und Steilhängen und in alten Greifvogelhorsten. Gut geeignete Brutplätze sind häufig über Generationen von den Vögeln besetzt. Auch im Schlegelwald bei Stoffen brütet ein Uhu-Paar. Darüber berichtete Forstamtsleiter Michael Siller beim Waldbegang des Stadtrats. Der Schlegelwald ist mit 290 Hektar der zweitgrößte Waldbestand der Stadt. Drei Brutnischen habe der Uhu in diesem Bereich.

Bei dem Hagelunwetter wurde der südwestlich von Stoffen gelegene Schlegelwald arg in Mitleidenschaft gezogen. Wie der zuständige Förster Ulrich Metzger beim Waldbegang sagte, seien zwei Drittel der Gesamtfläche durch Hagel, Regen und Sturm, aber auch im Nachgang durch den Borkenkäfer geschädigt worden. „Wir haben rund 600 Festmeter Schadholz aus dem Wald holen müssen.“ Mitten im Schlegelwald stehen bis zu 35 Meter hohe Fichten, einige von ihnen sind an die 130 Jahre alt. Durch den starken Hagel hätten sie etliche Nadeln verloren. Aber auch alte Buchen und Eschen sind laut Förster Ulrich Metzger betroffen.
Und dann ist da noch der Hang, der auf einer Fläche von einem Hektar Richtung Lech gerutscht ist. Noch immer liegen die Bäume wild übereinander. Wie Streichhölzer sehen sie von der mit Barken gesicherten Hangkante aus.
Während der Brutzeit der Vögel durfte nicht gearbeitet werden
Mit dem Hang verschwand ein Zufahrtsweg zur unterhalb gelegenen Staustufe, unter dem Forstweg lag eine Starkstromleitung der Lechwerke. Der Weg und die Leitung müssen verlegt werden. Bis November konnte gearbeitet werden, danach war Schluss, wie Michael Siller sagte. Denn wegen des dort brütenden Uhus habe es nach einer artenschutzrechtlichen Prüfung einige Auflagen gegeben. Damit die seltenen Vögel nicht gestört werden, durfte in der Brutzeit nicht gearbeitet werden. Erst Mitte Juli konnten die Arbeiten fortgesetzt werden. Für den reinen Wegebau werden laut Siller rund 15.000 Euro fällig, für die Verlegung der Stromleitung 80.000 Euro. In gut einer Woche sollen die Arbeiten zumindest so weit sein, dass die Stromtrasse wieder aktiv ist.
Durch den Hangrutsch wurde auch ein Abschnitt des Lech-Höhenwegs zerstört. Der Lech-Höhenweg ist ein 1979 eröffneter Weitwanderweg, der von Landsberg etwa in Nord-Süd-Richtung nach Füssen führt. Die Route folgt konsequent dem Flussverlauf des Lechs. Markiert ist der etwa 84 Kilometer lange Weg mit einem blauen L auf einer blauen Wellenlinie. Er wird mittlerweile auch von vielen Mountainbikern genutzt.
In diesem Jahr brütete das Paar nicht
Nachdem die alte Trasse des Höhenwegs nicht mehr nutzbar war, suchten Wanderer und Radfahrer eine alternative Route. Doch die führte durch das Brutgebiet des Uhus, wie Michael Siller sagte. Deswegen sei der Lech-Höhenweg in diesem Bereich gesperrt worden, um den Vögeln ein Ausweichrevier zu schaffen. Das habe aber einige Freizeitsportler nicht davon abgehalten, ihrem Hobby nachzugehen. Selbst umgestürzte Bäume schreckten sie nicht davor ab, den Weg zu benutzen. Und wie hat der Uhu darauf reagiert? „Das Paar hat heuer nicht gebrütet“, sagte Michael Siller beim Waldbegang.
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Der Kommentar zum Thema: Landsberg: Der Uhu braucht am Lech seine Ruhe
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