Jetzt doch? Landkreis sagt Ja zur Expressbuslinie nach Geltendorf
Im Januar lehnte der Kreisausschuss eine Beteiligung ab. Danach gab es Kritik und mittlerweile auch neue Erkenntnisse.
Jetzt also doch. Im Januar hatte der Kreisausschuss eine geplante Verlängerung der Expressbuslinie von Großhadern nach Oberpfaffenhofen bis Geltendorf abgelehnt. Das sorgte für teils heftige Kritik, unter anderem von den Gemeinden, in denen die Buslinie verkehren würde. Nun folgte die Kehrtwende. Unter der Voraussetzung, dass sich die betroffenen Gemeinden an den Kosten beteiligen und die Linie gefördert wird, stimmte der Kreisausschuss einer Verlängerung bis zum Geltendorfer Bahnhof zu.
Im Umland von München wird seit Jahren ein Netz von Expressbuslinien als Ergänzung zum S-Bahn-Netz geknüpft. Die Schnellbusse verbinden die einzelnen S-Bahn-Stränge und Kreisstädte wie Fürstenfeldbruck und Starnberg, ohne dass ÖPNV-Nutzer zuerst nach München fahren und dort in eine andere S-Bahn-Linie umsteigen müssen. Nach diesem Prinzip hätte die 2018 eröffnete Buslinie X910, die vom U-Bahnhof "Klinikum Großhadern" über Gauting, Gilching und Oberpfaffenhofen zur S-Bahn nach Weßling verkehrt, bis Geltendorf verlängert werden sollen.
Zugpendler aus dem Landkreis Landsberg sollen schneller zur Arbeit kommen
Die Überlegung war dabei unter anderem, Zugpendler aus dem Landkreis Landsberg und dem Allgäu schneller zu ihren Arbeitsplätzen etwa im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und im Technologiepark Oberpfaffenhofen bringen zu können. Daneben sollte der Expressbus auch in den Gewerbegebieten von Greifenberg, Schöffelding und Eresing halten. Im Januar hatte der Kreisausschuss eine Beteiligung des Landkreises fast einhellig abgelehnt. Begründet wurde dies mit Kosten in Höhe von mindestens 200.000 Euro im Jahr, die der Landkreis hätte beisteuern müssen, der unsicheren Förderzusage und dass die Expressbuslinie eine Konkurrenz zur bereits existierenden Buslinie 91 der Landsberger Verkehrs-Gemeinschaft (LVG) darstellen würde.
Der Beschluss vom Januar löste Kritik aus. Neben Vertretern von Pro Bahn und dem Arbeitskreis Verkehr in Eresing ärgerten sich offenbar auch die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden Geltendorf, Greifenberg, Windach, Eresing und Eching über die Entscheidung. In einer Besprechung mit Vertretern des Landratsamts baten sie darum, die Sachlage erneut zu prüfen und sagten auch eine Beteiligung an den entstehenden Kosten zu, sofern ihre Gemeinderäte dem zustimmen werden.
In der Sitzung werden neue Erkenntnisse präsentiert
In der aktuellen Sitzung des Kreisausschusses präsentierte Philipp Wenninger vom Landratsamt zudem neue Erkenntnisse. Eine Beteiligung des Landkreises an der Expressbuslinie, die bis Dezember 2025 europaweit neu ausgeschrieben werden muss, sei noch möglich. Zudem habe der Landkreis Starnberg zugesichert, dass alle Kriterien für den Erhalt der Förderung erfüllt werden. Die Kosten für den Landkreis würden damit auf rund 200.000 Euro im Jahr sinken. Sofern die Gemeinderäte der betroffenen Gemeinden zustimmen, wurde sich der Anteil des Landkreises auf 100.000 Euro reduzieren.
Aus Sicht des Landratsamts habe die neue Expressbuslinie Vorteile und Nachteile. Positiv erachtet Philipp Wenninger die Neuerschließung in Richtung Weßling und den stündlich getakteten Busverkehr von 5 bis 21 Uhr. Negativ sei die Konkurrenz zur eigens vom Landkreis ausgeschriebenen Buslinie 91 zu bewerten, ebenso wie die Bindung finanzieller Mittel, die dem Landkreis künftig bei seinen eigenen Buslinien fehlen und die aus seiner Sicht lange Fahrzeit. So seien Nutzer etwa 52 Minuten zwischen Geltendorf und Oberpfaffenhofen unterwegs oder 37 Minuten von Windach nach Oberpfaffenhofen.
Geltendorfs Bürgermeister wirbt für die neuen Expressbuslinie
Geltendorfs Bürgermeister Robert Sedlmayr, der für die ÖDP im Kreistag sitzt, hatte bereits im Januar für eine Beteiligung des Landkreises geworben. Jetzt sprach er im Kreisausschuss für die betroffenen Gemeinden. Die neue Expresslinie helfe auch dabei, dass Arbeitnehmer die einzelnen Gewerbegebiete erreichen. Zudem steige die Attraktivität der Ammersee-Region auch in touristischer Hinsicht. Die Linie sei attraktiv für den Alltagsverkehr.
Am Ende fiel die Entscheidung deutlich aus. Im Januar war die Verlängerung noch mit 12:1-Stimmen abgelehnt worden, jetzt stimmte der Kreisausschuss mit 10:3-Stimmen dafür, sich am Ausbau der Expressbuslinie X910 ab 2025 für die Dauer von sechs Jahren zu beteiligen. Voraussetzung dafür ist aber ein positiver Förderbescheid und die finanzielle Beteiligung der betroffenen Gemeinden.
Sie haben nicht die Berechtigung zu kommentieren. Bitte beachten Sie, dass Sie als Einzelperson angemeldet sein müssen, um kommentieren zu können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an moderator@augsburger-allgemeine.de.
Um kommentieren zu können, gehen Sie bitte auf "Mein Konto" und ergänzen Sie in Ihren persönlichen Daten Vor- und Nachname.
Bitte melden Sie sich an, um mit zu diskutieren.